Zweitens:
Notenbankgeld wird in der Schweiz durch Gold und Devisen (ausländische Aktien, Staatsanleihen) gedeckt. In Europa durch europäische Staatsanleihen und in den USA durch US-Staatsanleihen. Ihre Behauptung, wonach Geld in der heutigen Wirtschaft nicht gedeckt sei trifft als in keiner Weise zu. Damit ist ihr Hauptargument, was die Vollgeld-Initiative will, nämlich gedecktes Geld, bereits widerlegt.
Viertens:
Nein, Die Geldmenge ist nicht 10 Mal höher als die reale Gütermenge. Das ist eine Mär. Aktiven und Passiven sind immer ausgeglichen. Daraus folgt: Reale Gütermenge, gegen die Geld emittiert wird und emittiertes Geld sind immer gleichgross.
Ob Geld durch eine wirtschaftliche Leistung gedeckt ist oder nicht, hängt davon ab, wie es zustande kommt:
Im Falle eines Hypothekarkredites steht dem neu geschaffenen Geld ein Haus als Gegenwert gegenüber.
Im Falle der Emission von US-Staatsanleihen oder dem Kauf von Euros durch die SNB mit neu geschaffenem Geld ist das anders.
Was ist beispielsweise mit der runden Billion Euro, die Mario Draghi Anfang 2015 "geschaffen" hat? Hat da irgend jemand (ihn selbst eingeschlossen) irgend eine Leistung mit entsprechendem Gegenwert erzeugt?
Und was ist mit der Ausweitung der Franken-Geldmenge ab 2000 um rund 18-20% pro Jahr bie einem Wirtschaftswachstum von vielleicht 2-3%? Woher soll da die entsprechende Gegenleistung für das neu geschaffene Geld kommen?
Fünftens:
Wenn die Geldmenge steigt, so bedeutet das nicht automatisch Inflation (irrige Quantiätstheorie des Geldes). Wenn die Geldmenge steigt wegen einer Vergrösserung der Nachfrage (Verschiebung der Nachfragekurve nach oben rechts, so steigt die Geldmenge und der Wert des Geldes (Kaufkraft) steigt.
Nun, ich bin auch keine Anhänger der Quantitätstheorie, denn der Preis besteht beim Verkauf nicht beim Bezahlen und beim Kauf fliesst noch kein Geld. Aber das würde jetzt zu weit führen.
Aber mittelfristig (in der Annahme, dass auf jeden Verkauf eine Bezahlung folgt, seien es Sekunden oder Monate nach Verkauf) stimmt sie eben schon deshalb weil das Verhältnis Gütermenge:Geldmenge schlussendlich durch den Preis ausgeglichen wird.
So gesehen haben Sie natürlich recht: Wenn die Gütermenge stärker steigt als die Geldmenge dann sinken die Preise.
Aber wie ich ja bereits als Antowort oben zu zweitens/viertens nachgewiesen habe, ist genau das nicht der Fall.
Sechstens:
Was die Vollgeld-Initiative will ist, dass nur noch die Zentralbank Geld emittieren darf. D.h. alle Kreditbanken werden dadurch durch die SNB verdrängt.
Nicht unbedingt. Kreditbanken dürften das Geld ihrer Sparer weiterverleihen. Aber sie dürften kein neues Geld mehr schaffen.
Siebtens:
Zudem will die Vollgeld-Initiative, dass die SNB Geld auf der Aktivseite ihrer Bilanz emittiert. Also als Aktivum, nicht als Schuld; „aus dem Nichts, d.h. also ohne Gegenbuchung auf der Passivseite. Das wäre dann das kommunistischste System, wie ich es oben beschrieben habe.
Nun, dass die SNB Franken immer auf der Passivseite emittiert, wissen wir beide. Warum also der Hinweis?
Die Frage ist höchstens, was sie sich auf der Aktivseite in die Bilanz holt. Statt Fremdwährung oder fremder Schuldscheine könnten das auch ausländische Aktien sein. Oder natürlich auch Gold.
In der Regel kauft die SNB aber keine Sachwerte sondern Schuldscheine (wozu ich auch Papiergeld zähle).
Die Gefahr ist nun, dass z.B. der Euro (der 50% der SNB-Aktiva ausmacht) an Wert verliert. Das würde auf der Gegenseite auch den Wert der Franken auf der Passivseite schwächen. Um den Gedanken mal ins Extrem weiter zu spinnen: Eine Währungsreform im Dollar und Euro würde rund 90% der Aktiva der SNB vernichten. Der Franken wäre dann lediglich durch Gold und Aktien noch gedeckt.
Es dürften solche Befürchtungen gewesen sein, die überhaupt zur Vollgeldinitiative geführt haben.
Frage: Haben Sie überhaupt kein Verständnis dafür, dass sich einige Menschen Sorgen machen darüber, wie mit Geld umgegangen wird?
* Dass in Deutschland 40 Mrd. Euro fehlen, um die Schulen zu sanieren aber von einem Tag auf den anderen 646 Mrd. Euro für Bankenrettung ausgegeben wird, weil sich ein paar Schlippsträger verspekuliert und unseriös gearbeitet haben?
* Dass die EZB 2015 einfach eine Billion Euro leistungslos generiert (oder die BoJ wenige Monate früher)?