Aber ja. Ich beantrage einen Kredit, der Banker ist so blöd (Beispiele gibt es genug) und bewiligt ihn, als Gegenwert habe ich ein Luftschloss im Angebot....... Tja, Kredit gedeckt. Siehe BadBank. Funktioniert alles bestens.
Solange man an das System glaubt funktioniert auch ein Schneeballsystem, nicht wahr. Aber für einen Buchhalter muss unten einfach eine 0 stehen und alles ist gut. Vogelstrausspolitik eben. Bis der Ballon platzt à la Lehmann Brothers.
Genau das ist der springende Punkt!
Halten wir fest: Marc hat recht, wenn er sagt, dass alle jemals emittierten Franken auf der Passivseiite der SNB liegen. Die SNB finanziert also ihre Euro-Käufe (also jene 600 Mrd Franken) mit neu geschaffenem Geld, das leistungslos (also "aus dem Nichts") entstanden ist.
Das kann, muss aber nicht, zu einer Bilanzverlängerung führen.
Gehen wir die beiden Beispiele durch:
1. Ohne Bilanzverlängerung: Die SNB geht in den Keller und druckt Fr. 600 Mrd. in bar. Die EZB tut dasselbe und druckt 550 Mrd. Euro.
Zwei Güterzüge kreuzen sich in Basel und SNB und EZB tauschen jeweils physisch ihre jeweiligen Zettel.
2. Mit Bilanzverlängerung: Beide Zentralbanken drucken keine Zettel sondern schreiben sich die jeweiligen "Versprechen auf Zettel" auf ihren gegenseitigen Girokonten gut.
Die SNB ist nun um 550 Euro reicher (= Aktivseite) und um Fr. 600 Mrd. ärmer (= Passivseite).
Die Bilanz ist ausgeglichen. Bei der EZB ist es entsprechend umgekehrt.
Beide ZB könnten nun mit dem jeweiligen Giroguthaben im anderen Währungsraum einkaufen gehen: Die SNB kauft dafür Aktien von RWE, Porsche und den Alexanderplatz in Berlin. Die EZB kauft Nestlé, Swatch und den Zürcher Paradeplatz.
Unter dem Strich wäre es ein Austausch von Aktien und Land. Ob das im Interesse des Schweizer- bzw. deutschen Volkes ist, sei mal dahingestellt.
Wenn Mark Meyer schreibt, diese 600 Mrd. seien ein Kredit, den die SNB bei der Schweizer Wirtschaft aufgenommen hat, dann ist das natürlich in erster Linie Unsinn, denn kein Schweizer Unternehmen hat der SNB Geld gebeben.
In zweiter Linie hat er aber dennoch recht, denn Schweizer Firmen könnten nun mit diesem Geld aufgekauft werden. Und somit geht auch dieser Punkt an Marc, denn ultimo ratio sind Schulden der SNB im Ausland zugleich Schulden des Schweizer Volkes ans Ausland!
Aber so weit ist es ja nicht gekommen. Es wurden nur
Versprechen auf die jeweils anderen Zettel in einen Computer eingetippt. Mehr ist da nicht passiert. Aus Sicht eines Buchhalters, Volkswirtes, Bankers ist die Welt also in Ordnung, denn den Regeln der doppelten Buchhaltung wurde Genüge getan. Aktiv- und Passivseite ergeben zum Zeitpunkt des Abschlusses Null.
Wir könnten das auch privat so durchziehen: Ich schulde Dir 1kg Gold und Du mir einen Stapel griechischer Staatsanleihen. Solange hier nur Forderungen bestehen, hast Du auf der Aktivseite 1kg Gold mehr und entsprechend den Stapel gr. Anleihen auf den Passiven. Da bei mir dasselbe umgekehrt gilt, haben wir mit unserem privaten Deal die Geldmenge um 2kg Gold erhöht.
Wenn wir nun davon ausgehen, dass ich vertrauenswürdig bin, könntest Du den Zettel mit meinem Versprechen zur Zahlung eines Kilos Gold dazu verwenden, Dir ein Auto zu kaufen. Nun schulde ich das Gold dem Autohaus. Soweit so gut. Aber in diesem Moment ist das Geld in der realen Wirtschaft angekommen und wirkt inflationär.
Genau jetzt gelangen wir gedanklich an den Punkt, den Du implizit ansprichst. Den Punkt, wo sich die Weltanschauung von Investmentbankern, Volkswirten und Buchhaltern einerseits von der Welt der Natruwissenschaftler, Betriebswirten und Putzfrauen trennt:
Rein buchhalterisch ist der Tausch 1kg Gold gegen griechische Staatsanleihen bei gleichem Preis zum Zeitpunkt x absolut korrekt und unbedenklich.
Wenn man aber das Ausfallrisikko langfristig betrachtet, erkennt man, dass der Tausch langfristig problematisch sein könnte für jenen, der Gold gibt und griechische Staatsanleihen als Gegenleistung bekommt.
Entsprechend der etwas polemische Seitenhieb meinerseits: Hätte die UBS ihre Milliardenspekulationen der Jahre 2001 bis 2007 Putzfrauen statt Investmentbankern überlassen, wäre der Verlust garantiert geringer ausgefallen. Wahrscheinlich sogar gänzlich ausgeblieben!
Fazit: So lange das Geld in Form von Versprechen auf irgendwelchen Buchhaltungskonten vor sich hin schlummert, haben wir kein Problem. Das Geld wirkt dann auch nicht inflationär. Sobald es aber in grossem Stil in den Güterkreislauf gelangt, bekommen wir ein Problem.
Als Gedankenbeispiel: Was würde passieren, wenn die Chinesen ihre insgesamt 3 Billionen Dollar von heute auf morgen dafür aufwenden würden, um diese in den USA gegen Land und Fabriken einzutauschen?