Auch wenn nur zwei, drei in diesem Forum es erwähnenswert finden, so muss ich halt mal wieder swatcheln.
Ja ich weiss schon, Swatch, die hat man, darüber spricht man nicht:
Aus der Finanz und Wirtschaft heute Abend
538.50 CHF 0.47% 2.50
27.05.2014 17:31:25
Swatch Group ist sehr solide finanziert, darauf legt die Familie Hayek besonders Wert.
Swatch Group: die Luxusmacht
Der Uhrenhersteller ist flott unterwegs und verfügt über die finanziellen Mittel, die führende Marktposition weiter zu festigen.
Erfolgsrechnung
Der Uhrenhersteller Swatch Group (UHR 538.5 0.47%) ist fähig, seinen Umsatz kontinuierlich zu steigern. Nur in den Jahren der Finanzkrise gelang dies nicht. Damals hielten die Margen nicht mit der Geschäftsentwicklung mit, weil das Unternehmen bewusst auf umfassende (Personal-)Sparmassnahmen verzichtete. Im Betriebsgewinn 2013 ist die 400-Mio.-Schadenersatzzahlung von Tiffany enthalten. Ohne sie hätte die Ebit-Marge etwa 300 Basispunkte niedriger gelegen. Sie wird sich in diesem Jahr normalisieren, dürfte später aber wieder steigen.
Bilanz
Die Bilanz ist sehr solide. Der Eigenkapitalanteil betrug Ende 2013 mehr als 82%. Der mit dem Kauf der Juweliermarke Harry Winston (DDC 12.93 1.49%) übernommene Goodwill wurde gemäss Swiss GAAP FER mit dem Eigenkapital verrechnet. Die Position immaterielles Anlagevermögen ist dadurch minim. Der Anstieg der Bilanzsumme ist ebenfalls auf Harry Winston zurückzuführen. Die Nettoliquidität erreichte, dank eines starken Cashflow, bereits Ende Februar 2014 wieder die Höhe vor der Akquisition. Auch das zeugt von einer gesunden Ertragskraft.
Rentabilität
Drei Jahre hat Swatch Group gebraucht, um die Rendite auf dem eingesetzten Kapital wieder auf das Niveau vor der Finanzkrise zu bringen. Die Kapitalkosten wurden aber auch in dieser Zeit immer verdient. Der deutliche Renditeanstieg im vergangenen Jahr ist zum Teil auf die Umstellung der Rechnungslegung auf Swiss GAAP FER zurückzuführen, die Swatch Group als einziges SMI-Unternehmen anwendet. Bei den Angaben zu ROIC und WACC handelt es sich um Berechnungen der Agentur Bloomberg.
Bewertung
Das historische Kurs-Gewinn-Verhältnis (letzte zwölf Monate) ist im langfristigen Vergleich nicht übertrieben hoch. Auch im Branchenvergleich zählen die Inhaberaktien Swatch Group (KGV 2014: 15) nicht zu den teuersten Branchenpapieren. Die Valoren von Richemont (CFR 94.35 0.27%) (KGV 19 für 2014/15), LVMH (KGV 20) und vor allem Hermès (KGV 30) sind alle höher bewertet. Der Unternehmenswert von Swatch Group erreicht das Zehnfache des Ebit. Das Verhältnis Kurs-Buchwert ist zuletzt gestiegen, zeigt aber ebenfalls keine Überbewertung an.
Marken mit Ausstrahlung, unternehmerisches Denken und Innovationskraft zeichnen den weltgrössten Uhrenhersteller Swatch Group aus. Er hat gestützt auf diese Eigenschaften die Führungsposition im wachsenden Uhrenmarkt kontinuierlich ausgebaut. Eine ernsthafte Gefährdung der Marktstellung durch Smartwatches ist bisher nicht zu erkennen. Das Fernziel von 10 Mrd. Fr. Umsatz soll 2015 erreicht werden, falls nicht die Währungsverhältnisse das Geschäft verderben.
8,45 Mrd. Fr. betrug der Umsatz dank fast 9% Steigerung im Geschäftsjahr 2013. Ungünstige Wechselkurse hatten die Zunahme um 0,8 Prozentpunkte geschmälert. Die bisherige Wachstumslokomotive und wichtigste Verkaufsregion China legte eine Pause ein, was ein erneut zweistelliges Umsatzplus verhinderte. Luxusmarken wie Breguet hatten eher zu kämpfen als Marken mittleren Preisniveaus wie Longines oder Tissot.
Branche wächst 5 bis 10%
Weder China, wo sich die Situation gegen Ende Jahr entspannt hat, noch das schwierige Umfeld in Europa bereiten Swatch-Group-CEO Nick Hayek die grösste Sorge. Es ist die Frankenstärke, wie er im März in Genf betonte. Während er die Schweizer Uhrenbranche in diesem Jahr 5 bis 10% wachsen sieht, bleibt er für das eigene Unternehmen eher sibyllinisch und verzichtet auf eine Umsatzprognose. Von der Branchenmesse Baselworld kamen ermutigende Signale, auch was die Bestellungen aus China betrifft.
Jüngstes Kind in dem achtzehn Marken umfassenden Angebot ist Harry Winston. Durch den Kauf des US-Juwelierhauses fasst Swatch Group Fuss im rasch wachsenden und von Richemont sowie LVMH dominierten Markenschmuckgeschäft. Der erste Partner Tiffany erwies sich als ungeeignet; immerhin gelang es Swatch Group, der US-Gesellschaft auf juristischem Weg 400 Mio. Fr. Schadenersatz abzufordern. Euromonitor schätzt, dass der Schmuckmarkt bis 2018 weltweit um 7% p. a. wachsen wird, mit Asien-Pazifik als Wachstumstreiber. Für Uhren wird ein jährliches Plus von 4,8% prognostiziert.
Für Hayek hat Harry Winston das Potenzial, «über einen Zeitraum von vier bis fünf Jahren 1 Mrd. $ Umsatz zu generieren». Von der Profitabilität des Bijoutiers mit gut 400 Mio. $ Umsatz 2011 ist nur bekannt, dass er gewinnbringend ist. Über den Verkauf in anderen Konzernboutiquen soll die Wertschöpfungskette verlängert und die Rentabilität erhöht werden. Den ersten Auftritt unter neuer Regie absolvierte das von VR-Präsidentin Nayla Hayek geleitete Haus an der Baselworld.
Vom Renommee her muss sich Harry Winston nicht hinter Cartier und Van Cleef & Arpels, den Topadressen von Mitbewerber Richemont, verstecken. Winston-Diamanten zieren viele prominente Décolletés, und die New Yorker Designer haben über tausend Originalskizzen zur Hand, die sich mit der Bieler Finanzkraft zu neuen Kollektionen aufarbeiten lassen.
Vorteil starker Cashflow
Der starke Cashflow ermöglicht es dem Unternehmen, die Marktchancen auszunutzen. Das soll vermehrt über das eigene Vertriebsnetz geschehen. Swatch Group macht darin erst 20% des Umsatzes. Richemont kommt bereits auf mehr als 50%. So weit möchte Hayek nicht gehen, doch will er in den nächsten Jahren 30 bis 35% des Geschäfts in eigenen Verkaufsstellen abwickeln. Die Übernahme der Rivoli-Gruppe in den Arabischen Emiraten war ein Schritt dazu. Bis 2017 könnte das Netz 1700 Verkaufsstellen zählen.
Durch die vertiefte Wertschöpfung wird die Profitabilität steigen. Vorerst wird die Ebit-Marge allerdings sinken, da 2013 drei Prozentpunkte allein der Tiffany-Zahlung zuzuschreiben waren. Aber auch auf bereinigter Basis lässt sich die Ertragskraft sehen, im Langzeit- ebenso wie im Branchenvergleich.
Einen Sondereffekt zog im letzten Jahr die Umstellung der Rechnungslegung von IFRS auf Swiss GAAP FER nach sich. Die Verrechnung des Goodwills aus Akquisitionen mit dem Eigenkapital führte zu einem Anstieg der Kapitalrendite. Das Unternehmen weist den Return on Invested Capital (ROIC) zwar nicht explizit aus, die Wirtschaftsagentur Bloomberg ermittelt von 2012 auf 2013 aber einen Sprung von 15 auf 19%. Das Eigenkapital liegt entsprechend 8% tiefer.
Ein Schielen auf die Rendite ist Hayek nicht vorzuwerfen. Vielmehr schaut er in der Entwicklung auf die langfristigen Chancen einer Marke und nicht auf einen möglichen kurzfristigen Erfolg. Die Strategie in den letzten Krisenjahren, als durch den Verzicht auf substanziellen Personalabbau ein Margenrückgang in Kauf genommen wurde, ist dafür ein Beispiel. Anzumerken ist, dass dabei die Kapitalkosten dennoch stets verdient wurden.
Titel nicht ausgereizt
Swatch Group ist sehr solide finanziert, darauf legt die Familie Hayek besonders Wert. Die Eigenkapitalquote erreicht mehr als 82%, die Verbindlichkeiten sind gering, und die Nettoliquidität liegt nur kurz nach dem Kauf von Harry Winston wieder so hoch wie vorher. Zur Ausweitung des Geschäfts stehen somit 1,4 Mrd. Fr. Überschussliquidität zur Verfügung. Dass die Reinvestition der Mittel Vorrang hat, lässt sich an der bescheidenen Dividendenrendite (1,4%) ablesen.
Die Inhaberaktien Swatch Group verkehren aktuell gut 10% unter dem Allzeithoch, während die im Markt klarer als Luxusgütertitel gesehenen Richemont nur 3% darunter notieren. Die Bewertungsdifferenz zwischen den beiden auf dem Niveau Kurs-Gewinn hat sich entsprechend ausgeweitet: Swatch Group sind günstiger eingestuft. Der ausgeprägte Chinaanteil (39 gegen 24%) wird als risikoreicher gewichtet, obwohl das preislich differenziertere Angebot Swatch Group gute Karten gibt. Richemont hat 2013/14 überzeugt, was das Uhren- und Schmuckangebot betrifft. Mode, Lederwaren und Schreibwaren arbeiten defizitär oder margenschwach. Diese «Ertragsreserven» mögen ebenfalls eine Ursache dafür sein, dass der Markt derzeit Richemont höher einstuft. Wer im Luxusgütersektor engagiert sein will, ist aber auch mit Swatch Group gut bedient.