Steuerstreit - Auslieferung Bankdaten

Und noch immer hat mir niemand wirklich erklärt, was "ausknipsen von Banken" eigentlich in Real bedeutet (Wegelin hat sich selbst ausgeknipst, wahrscheinlich aus Angst vor einem internationalen Haftbefehl.....)
Wie wird eine Schweizer Bank «ausgeknipst»?
Was passiert, wenn das Schweizer Parlament dem Lösungsvorschlag von Bundesrätin Widmer-Schlumpf im Steuerstreit mit den USA nicht zustimmt?
Leider sehr ungenauer Artikel. In der oben zitierten Headline wird gesagt, dass Banken "ausgeknipst" würden, falls das Parlament dem Gesetz nicht zustimmen würde. Meines Wissens bedeutet dieses Gesetz nur, dass die Banken das Angebot der USA (unilateral agreement) annehmen dürfen, ohne sich in der Schweiz strafbar zu machen. Ich meine, ohne das Gesetz kann eine Bank das Angebot auch annehmen, allerdings mit dem Risiko, dann in der Schweiz vor Gericht gezerrt zu werden. Vermutlich würde aber Brady Dougan weder in einem amerikanischen noch schweizerischen Gefängnis landen wollen. Daher braucht es dieses Gesetz.
 
Ich habe den Eindruck: so lange wir nicht wissen was die Abmachungen (oder ist es doch ein Vertrag...??) beinhalten, kann nicht geurteilt werden. Einzig, dass Schweizer Recht dem US-Recht unterordnet werden soll (einfach indem man bestehende Gesetze abändert oder neue schafft), scheint das Resultat der ganzen Übung zu sein. Aber das tut die Schweiz ja mit der EU schon seit Jahren.Hätte man mit dem EWR-Beitritt billiger haben können......

 
Einzig, dass Schweizer Recht dem US-Recht unterordnet werden soll (einfach indem man bestehende Gesetze abändert oder neue schafft), scheint das Resultat der ganzen Übung zu sein.
Seh das nicht so. Man ändert das Schweizer Recht, damit die Bank nicht vor Schweizer Gericht muss. Sie haben offensichtlich US-Gesetze gebrochen und die USA offerieren ihnen nun einen Deal, damit sie dafür nicht bestraft werden.
 
Einzig, dass Schweizer Recht dem US-Recht unterordnet werden soll (einfach indem man bestehende Gesetze abändert oder neue schafft), scheint das Resultat der ganzen Übung zu sein.
Seh das nicht so. Man ändert das Schweizer Recht, damit die Bank nicht vor Schweizer Gericht muss. Sie haben offensichtlich US-Gesetze gebrochen und die USA offerieren ihnen nun einen Deal, damit sie dafür nicht bestraft werden.
Na und, das Resultat ist doch genau was ich beschrieben habe. CH-Recht wird geändert, damit US-Recht Zugriff auf eigentlich geschützte CH-Firmendaten erhält.Und von wegen nicht bestraft. 10 Mrd. Busse ist relativ ein deutliche Bestrafung. Einzig die obersten Bosse müssen wahrscheinlich (!) nicht vor US-Haftbefehlen fliehen. Ob das auch für alle UBS-/CS usw. kleinen Angestellten gilt, werden wir dann noch sehen. Die werden wohl keine USA-Reisen mehr unternehmen in den nächsten 10 Jahren.Ok, ich traue halt den Untersuchungsbehörden der USA schon lange nicht mehr. Da steht zu oft der persönlicher Erfolg des Ermittlers im Mittelpunkt. Und bei Strafverfahren der Erfolg der Anwälte. Und die suchen ja möglichst lukrative Fälle.Und um das klar zu stellen: Die Banken haben der Schweiz das eingebrockt. Wie hoch der Langzeit-Gewinn oder -Schaden für den einzelnen Steuerzahler am Schluss sein wird, dürfte nie zu eruieren sein.
 
Und noch immer hat mir niemand wirklich erklärt, was "ausknipsen von Banken" eigentlich in Real bedeutet (Wegelin hat sich selbst ausgeknipst, wahrscheinlich aus Angst vor einem internationalen Haftbefehl.....)
Wie wird eine Schweizer Bank «ausgeknipst»?
Was passiert, wenn das Schweizer Parlament dem Lösungsvorschlag von Bundesrätin Widmer-Schlumpf im Steuerstreit mit den USA nicht zustimmt?
Ich glaube, die in diesem Artikel wieder erwähnte Drohung mit Dollar-Clearing ist die grösste Gefahr; man kommt nicht am USD-Clearing und am US-Finanzmarkt vorbei...damit können die Amis praktisch jede Bank in die Knie zwingen über kurz oder lang.
 
Ich glaube, die in diesem Artikel wieder erwähnte Drohung mit Dollar-Clearing ist die grösste Gefahr; man kommt nicht am USD-Clearing und am US-Finanzmarkt vorbei...damit können die Amis praktisch jede Bank in die Knie zwingen über kurz oder lang.
Wobei ich mich frage, ob dieses "Ausschliessen vom USD-Clearing" nicht internationales Recht (so ähnlich wie das Seerecht) tangiert. Wenn dieses Clearing Voraussetzung ist für weltweit jegliches Bankgeschäft !!, so ist dieser Ausschluss davon wohl ganz einfach unzulässig. Und lässt sich möglicherweise vor entsprechenden internationalen Gremien einklagen.
 
Hans-Peter Portmann, Zürcher FDP-Kantonsrat und Präsidiumsmitglied des Zürcher Bankenverbandes, spielt den Banken den Ball zu. Sollte das Gesetz scheitern, «müssten die Verantwortlichen halt selber abwägen, ob sie zur Existenzsicherung ihrer Institute gegen Schweizer Recht verstossen müssen», sagte er im Interview mit der «Schweiz am Sonntag».Mit anderen Worten: Die Verantwortlichen würden sich strafbar machen und gerieten wohl wegen der Verletzung des Bankgeheimnisses ins Visier der Bundesanwaltschaft. «Auf Verletzung des Bankgeheimnisses können Strafen von bis zu 250'000 Franken verhängt werden. Im Vergleich zu einem möglichen volkswirtschaftlichen Schaden einer Bankenklage ist das ein lächerlicher Betrag», erklärt Portmann.
und anzufügen. auch im Vergleich zu den US-Bussen ein lächerlicher Betrag.Quelle: Powerplay um den Banken-Deal mit den USADas ist exakt auch meine Meinung. Sollen die Banker doch die "volle Härte" der gnadenlosen Schweizer Justiz erfahren.
 
Jetzt können wir bald sehen ob die Amis Druck machen und wie schnell sie die Daumenschrauben anziehen werden..

http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/sta ... y/10171527

Kernaussage daraus meiner Meinung:

Welche Folgen dieser Entscheid hat, ist unklar. Wahrscheinlich ist, dass damit der Fahrplan des Bundesrats zur Behandlung des Geschäfts hinfällig wird. Dieser hatte das Parlament gedrängt, das Gesetz in der laufenden Session zu verabschieden, um es auf 1. Juli in Kraft setzen zu können.

Die Dringlichkeit hatte Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf mit drohenden Verfahren gegen Banken begründet. Die USA seien nicht bereit, weiter zuzuwarten und träfen bereits Vorbereitungen, um weitere Banken zur Verantwortung zu ziehen. Durch die Dringlichkeit ist auch das Referendum gegen das auf ein Jahr befristete Gesetz ausgeschlossen.

Möglich ist aber auch, dass die Bedingung für die Wiederaufnahme der Behandlung gar nicht erfüllt werden kann. Offenbar haben die US-Behörden vom Bundesrat verlangt, dass der Inhalt des Programms für die Banken geheim bleibt. Aus deren Sicht handelt es sich um eine Sache zwischen der US-Justiz und den Schweizer Banken. Eine politische Debatte in der Schweiz wollen die USA daher nicht.

Das bedeutet aber auch, dass die eidgenössischen Räte im unklaren darüber gelassen werden, was die Schweizer Seite im Gegenzug für eine vorübergehende Anpassung ihrer Rechtsordnung erhält. Unbekannt ist sowohl die Höhe der vorgesehenen Bussen als auch alle weiteren Bedingungen, unter welchen die Schweizer Banken einer Anklage in den USA vermeiden könnten.
 
Hier die Gegenseite: New-York Times (unspektakulär, nicht lesenswert)

The fine, which could reach at least $7 billion to $10 billion according to these people, could be paid in part by the Swiss government, which would then seek reimbursement from the banks.

The possibility of an agreement is a turning point in a deepening conflict between Switzerland and the United States over the matter.
http://dealbook.nytimes.com/2013/05/28/ ... tax-cases/
7-10 Milliarden für den Steuerzahler? Das wären gut Fr. 1000-1500 pro Kopf der Bevölkerung.

Wie hoch stehen die Chancen, dass der Bund dieses Geld von den Banken bekäme? Und mit welchem Recht würde er es einfordern? Schliesslich haben die Banken nicht Schweizer Recht verletzt.

Marc Faber hat meiner Meinung nach die beste Antwort formuliert, die der Bundesrat den amerikanischen Steuervögten übermitteln sollte: Fuck you!

 
Lassen wir doch den Schweizer Gesetzgeber aus dem Spiel. Sollen die Banken doch allein entscheiden, was für Daten auch immer sie liefern um die Firma zu retten. Sie müssen eben selber entscheiden, was das kleinere Uebel ist: Die Bank geht hopps oder die Verantwortlichen müssen sich wegen der Verletzung von Schweizer Recht verantworten.Seh immer noch nicht ein, was hier der Gesetzgeber soll. Vielleicht wäre die Schweizer Justiz den Bänkern ja milde gestimmt.Seh auch nicht, wieso es immer heisst, die USA setzten die Schweiz unter Druck. Sie setzen die Banken unter Druck und dies zu Recht!

 
Das Problem ist doch, dass die Banken Schweizer Recht brechen müssen, um amerikanisches Recht zu leben. Deshalb ist eben doch ein Politikum. Im Idealfall würde sich US- und CH-Recht in diesem Punkt einigen.Oder die Banken dürften in den USA nicht mehr tätig sein. Zumindest nicht in der Vermögensverwaltung.

 
Vielleicht wäre die Schweizer Justiz den Bänkern ja milde gestimmt.
Die sollten sich ja eigentlich auch an die bestehenden Schweizer Gesetze halten und haben wahrscheinlich wenig Spielraum solange die Gesetze nicht geändert werden.Ich finde es seltsam, wenn man sich weigert (damit meine ich nicht dich, ich kenne deine Meinung zuwenig) Gesetze zu ändern, aber von der der Justiz erwartet, diese eher lasch anzuwenden.Grussfritz
 
Vielleicht wäre die Schweizer Justiz den Bänkern ja milde gestimmt.
Die sollten sich ja eigentlich auch an die bestehenden Schweizer Gesetze halten und haben wahrscheinlich wenig Spielraum solange die Gesetze nicht geändert werden.Ich finde es seltsam, wenn man sich weigert (damit meine ich nicht dich, ich kenne deine Meinung zuwenig) Gesetze zu ändern, aber von der der Justiz erwartet, diese eher lasch anzuwenden.Grussfritz
Hoppla, mein Statement war natürlich sarkastisch gemeint. :mrgreen: Die Justiz hat immer einen Spielraum und ich könnte mir vorstellen, dass die Banken bei einer Anklage in der Schweiz auf mildernde Umstände plädieren würden (so quasi à la Notwehr). Ich will damit nicht sagen, dass sie lasch bestraft werden sollten.Ein anderer Grund wieso ich gegen das Gesetz (Botschaft und Entwurf) bin ist u.a. auch, weil es ein spezifisches USA-Gesetz ist (ein Novum?) und andere, mächtige Staaten oder die EU auf die Idee bringen könnten, ebenfalls Spezialgesetze zu verlangen.
 
Lassen wir doch den Schweizer Gesetzgeber aus dem Spiel. Sollen die Banken doch allein entscheiden, was für Daten auch immer sie liefern um die Firma zu retten. Sie müssen eben selber entscheiden, was das kleinere Uebel ist: Die Bank geht hopps oder die Verantwortlichen müssen sich wegen der Verletzung von Schweizer Recht verantworten.Seh immer noch nicht ein, was hier der Gesetzgeber soll. Vielleicht wäre die Schweizer Justiz den Bänkern ja milde gestimmt.Seh auch nicht, wieso es immer heisst, die USA setzten die Schweiz unter Druck. Sie setzen die Banken unter Druck und dies zu Recht!
Dieses Statement kann ich unterschreiben.Irgendwie seltsam, wenn ein Staat für einzelne Branchen plötzlich in die Pflicht genommen werden soll. Ja sogar die Gefahr besteht, dass der Bürger über Steuern bluten muss (wobei wir alle sowieso die Bussen irgendwie bezahlen werden.....)Ein Staat wie diverse der Karibik-Inseln ok, denn dort ist dieses Business das einzige Steuermodell von denen ALLLE Einwohner profitieren, aber die Schweiz kann man da nun wirklich nicht vergleichen. St. Lucia z.B., da reichen so um 100k EC-Dollar "Investition" (z.B. Haus am Hafen mit Yachtplatz) einmal bezahlt und für den Rest des Daseins ohne Steuern.... Wo hat dieser Staat also das Geld her. Touris ok. Aber die tausenden von Briefkästen sind der Schlüssel. Sonst keine Einnahmen.Dass hier natürlich genau diese Steuerdeals laufen ist wohl jedem klar. Aber die CH damit zu vergleichen ist schon etwas schamlos.
 
Die Justiz hat immer einen Spielraum und ich könnte mir vorstellen, dass die Banken bei einer Anklage in der Schweiz auf mildernde Umstände plädieren würden
Selbst wenn nicht: Die maximale Strafe für Verletzung des Bankgeheimnisses liegt bei Fr. 250'000. Das ist für die Banken "Nasenwasser".Nun gut, vielleicht nicht, wenn die Busse für jeden einzelnen Bankkunden erhoben wird, dessen Daten an die Amis verpetzt wurden.
 
Die offensichtliche Vorsätzlichkeit könnte ebenso gut strafverschärfend wirken.
Nun man könnte ja einfach eine Daten-DVD "verlieren", welche dann "zufällig" die gesuchten Daten enthalten. Dann muss man nur noch dafür sorgen, dass der richtige "Finder" diese findet. Und schon ist niemand mehr schuldig....... :top:
 
Liest sich ja wie ein billiger Spionage-Roman...

Wie die CIA sich in Genf Bankdaten beschaffte

Whistleblower Edward Snowden deckte nun auch auf, dass der US-Nachrichtendienst einen Schweizer Banker betrunken hinters Steuerrad setzte, um ihm danach zu «helfen». So kam die CIA an Bankdaten.

...

2007 flog Snowden als Diplomaten-Mitarbeiter in die Westschweizer Stadt. Dort war er in der Folge als Informatiker tätig. Dadurch erhielt er Zugriff auf diverse sensible Daten. Dieser Zugang und die Zeit, die er mit den CIA-Mitarbeitern verbrachte, waren am Ende der Grund für seinen heutigen Verrat.

Von der Polizei angehalten

Wie skrupellos die CIA vorgeht, erzählte Snowden der britischen Zeitung «Guardian». Es geht um eine Episode, die aufzeigt, wie die USA an heikle Daten einer Bank in Genf gekommen war. CIA-Mitarbeiter hätten einen Schweizer Banker zuerst mit Alkohol abgefüllt und ihn dann ans Steuer seines Autos gesetzt. Danach hätten die Agenten dafür gesorgt, dass der Banker von der Polizei angehalten und kontrolliert wurde.

Nach der Festnahme durch die Schweizer bekam der Banker offenbar Besuch eines Agenten, der sich mit ihm anfreundete und ihm versprach, ihm aus der Patsche zu helfen. Das sei der Beginn der Rekrutierung des Schweizers gewesen. Bald flossen die Daten an die USA.
http://www.handelszeitung.ch/politik/wi ... beschaffte
Fehlt nur noch die Doppelagentin in Unterwäsche :lol: