Tschechien und Solarstrom, das ist nicht unbedingt eine Kombination, die auf der Hand liegt. Das mitteleuropäische Land ist nicht bekannt dafür, dass hier die Sonne länger und intensiver schiene als bei den Nachbarn. Doch mit einer installierten Produktions-Spitzenkapazität von 2114 MWp (Megawatt Peak), ist Tschechien eine europäische Solar-Grossmacht.
Verlockende Aussichten
Der Grund dafür liegt in einer grosszügigen Förderpolitik aus der Mitte des letzten Jahrzehnts. Unter dem Eindruck weitgehender Abhängigkeit von Russland bei fossilen Energieträgern wurde Diversifizierung und «Vergrünung» angestrebt. Die Grundidee bestand darin, die Bevölkerung zu animieren, sich Photovoltaik-Anlagen auf die Dächer zu montieren. Doch des Feldes bemächtigten sich zunehmend grössere Spieler. Ganze Wiesen wurden mit Solaranlagen zugepflastert, weil vorteilhafte und auf lange Frist gewährte Solarstrom-Einspeisevergütungen allen, die das nötige Kleingeld mitbrachten, den Bau einer Photovoltaik-Anlage als verlockende Investition erscheinen liessen.
Der Trend verstärkte sich noch, als die Investitionskosten durch fallende Preise für Solarzellen markant zurückgingen, der günstige legislative Rahmen jedoch fast unverändert bestehen blieb. Das Gesetz sah vor, dass die garantierten Abnahmepreise pro Jahr höchstens um 5% reduziert werden könnten. War die Subventionspolitik ursprünglich darauf ausgelegt gewesen, die Amortisation einer Solaranlage innerhalb von 15 Jahren zu garantieren, so eröffnete sich geschickten Investoren bald die Perspektive, schon nach 6 Jahren schwarze Zahlen zu schreiben.
Als Folge der Subventionspolitik stieg die Anzahl installierter Anlagen von bloss 28 im Jahr 2007 auf rund 23 000 heute, die Kapazität von 3 MWp auf 2114 MWp. Erst 2011 reagierte dabei der Staat mit einer Reduktion der garantierten Einspeisevergütung von rund 50% für neu angeschlossene Anlagen.
Die Rechnung für den Solarstrom ist exorbitant. 44 Mrd. tKr. (2,2 Mrd. Fr.) hätten Konsumenten und Staat im Jahr 2013 für die Unterstützung der erneuerbaren Energien aufzubringen, rechnete die Wirtschaftszeitung «Hospodarske Noviny» unlängst vor. Von diesen Mitteln flössen 68% in die Photovoltaik, die ihrerseits aber nur 11,5% des Stroms aus erneuerbaren Quellen generiere.