Also, gehen wir doch mal die Bankenkrise der letzten 4 Jahre nochmals durch. Es ist ja auch verwirrend: Staaten, die kein Geld haben geben Kredite an Banken, weil die zu wenig Geld haben und im Gegenzug geben die Banken wieder Kredite an die Staaten, die sie ge-bailoutet haben :wand: Der Sündenfall beginnt so ab dem Jahr 2001, als die Fed, um die Rezession nach dem Platzen der Dot-Com-Blase zu verhindern, die Zinsen gesenkt und den Markt mit billigem Geld überflutet hat.Damals floss dieses Geld zum grössten Teil in Hypothekarkredite, wobei die Banken immer weniger auf die Qualität der Häuslebauer geachtet und auch Kredite an Leute vergeben haben, bei denen eigentlich hätte klar sein müssen, dass sie sich die Hypothek nicht leisten können. Aber man hat auf ständige Preissteigerung der Immobilien spekuliert und bis 2007 ging das auch gut. Da die Hypothekenverträge als Pakete geschnürt und von den Rating-Agenturen mit AAA bewertet wurden, hat lange Zeit niemand gemerkt, was in den Paketen eigentlich teilweise für ein Schrott drin steckt.Irgend wann muss sich mal ein verrückter Revisor oder Risk-Manager stichprobenweise einige Hypothekarverträge aus einem grossen Haufen herausgepickt und geprüft haben. Und er muss zum Schluss gekommen sein, dass einige Wertpapiere nicht das Papier wert sind, auf das sie gedruckt wurden. Es kam zur Finanzkrise, zur Vertrauenskrise unter den Banken und zu einem Stillstand des ABS-und MBS Handels ("Asset/Mortgage Backed Security"). Papiere mit einem Nennwert von 100 fielen auf 5 (Sub-Primes) bis 46 (Primes).Nun hatten die Banken ein Problem: Nach bisher gängigen Bilanzierungsvorschriften mussten Wertpapiere zu ihrem Marktwert in die Bilanzen gebucht werden. Das heisst: Bei einem Wertpapier mit Nominalwert 100, das nur noch 20 Wert ist, müssen 80 abgeschrieben werden. Solange es sich dabei nur um wenige Papiere handelt, kann die Bank das mit ihrem Eigenkapital auffangen. Nicht aber bei grossen Portofolios und schon gar nicht, wenn die Wertpapiere hoch gehebelt sind.UBS zum Beispiel: Auf Fr. 2.50 Eigenkapital kommen Wertpapiere im Nominalwert von 100. Der Hebel beträgt also 40. Das bedeutet, dass das PF auf maximal 97.5 sinken darf. Damit wäre dann das EK neutralisiert und weiter unten heisst's Konkurs.Um dies zu verhindern wurden weltweit per 1. März 2009 die Bilanzierungsvorschriften für Banken geändert. Die Banken durften somit selbst bestimmen, zu welchem Betrag sie das Wertpapier in ihren Bilanzen führen. Der Wert durfte irgend wo zwischen dem realen Marktwert (20 in unserem Beispiel) und dem Nominalwert (100) liegen. Abgeschrieben werden muss erst, wenn das Wertpapier fällig wird und entsprechend ein realer Verlust entsteht. Da die Maturität dieser Papiere gestaffelt zwischen 2012 und 2015 lag, hat man so den Banken Zeit verschafft, um ihre Bilanzen in Ordnung zu bringen.Zweitens hat man ihnen durch billige Kredite die Möglichkeit gegeben, grosse Zinsgewinne risikofrei und auf Staatskosten einzustreichen. Also die berühmten QE oder LTRO-Programme: "Du kriegst Kredit für 1% und kannst den für 3-6% weitergeben und die Differenz kassieren."Drittens haben die Zentralbanken diese Schrott-Wertpapiere von den Banken übernommen und ihnen im Gegenzug dafür echtes Geld gegeben. Das hat die Qualität der Papiere zwar nicht verbessert aber nun hat sie halt ein anderer. Meist die Zentralbank, die jetzt als Bad-Bank fungiert.Schon alleine der erste Punkt, die Lockerung der Bilanzierungsvorschriften, haben dazu geführt, dass die Banken seit März 2009 wieder Gewinne schreiben und somit auch die Aktienkurse der Banken relativ hoch blieben. Für den Aktionär bleibt dabei der bittere Nachgeschmack, dass er nicht weiss, welcher echte Wert hinter den Assets seiner Bank steht. Ist ein Papier, das mit 100 ausgewiesen wird auch 100 wert? Oder vielleicht doch nur 80? oder gar nur 20? Man kann das nicht mehr feststellen.Und wer sich um diese ganze Problematik keine Gedanken macht, für den herrscht Friede Freude Eierkuchen und die Welt ist wieder in Ordnung.Spannend bleiben zwei Fragen:1. Haben die Zentralbanken den Geschäftsbanken die Schrottpapiere zeitlich begrenzt abgenommen oder nicht? Muss z.B. die UBS ein Schrottpaket zu einem bestimmten Termin wieder zurück nehmen (und entsprechend den dafür erhaltenen Kredit zurückzahlen)?2. Wer trägt den Verlust, wenn ein mit 100 Nominalwert besichertes Wertpapier fällig wird und nur z.B. 60 einbringt? Die UBS? die SNB? Der Staat?