Ok, verstanden, das bedeutet ja dass die SNB die Differenz "abschreiben" muss, oder? Aber wie schreibt man es ab wenn es zuvor einfach "erschaffen" wurde? Ich kann mir das im besten Willen nicht vorstellen das es (wenn überhaubt ohne Nebenwirkungen) gehen kann.
Es ist buchhalterisch kompliziert. Ich mache es einfach
ie SNB hat auf der Aktivseite Reserven. Dollar, Euro und Gold.
Auf der Passivseite stehen Franken.
Wenn die SNB also Geld drucken will, also auf der Passivseite mehr Franken haben will, muss sie entsprechend auch die Aktivseite erhöhen. Also Dollar, Euro oder Gold kaufen. Aktiven und Passiven müssen sich ja immer aufheben.
Wenn nun der Euro um 10% sinkt, dann verliert die Aktivseite in Franken gerechnet an Wert. Entsprechend nimmt auch der Wert der Franken auf der Passivseite ab, denn Aktiven und Passiven müssen immer noch gleich hoch sein. Oder - alternativ - die anderen Aktiven, Gold und Dollar gewinnen in Franken gerechnet an Wert.
Gehen wir vom GAU aus, einem Kollaps mit Währungsreform beim Dollar und Euro. Was haben wir jetzt?
Aktiven: Dollar=0, Euro=0, Gold=1000 Tonnen.
Passiven: Fr. 772.8 Mrd.
Das bedeutet nichts anderes als:
Wenn Dollar/Euro kollabieren, stehen den Passiven nur noch die Goldbestände gegenüber.
So, und jetzt wird's spannend:
Wir haben gemäss
Quelle SNB per Ende November 2011 eine Geldmenge von total 772.808 Milliarden Franken, denen eine Goldmenge von effektiv 945t gegenübersteht.
Frage: Wie hoch ist der Goldpreis in Franken, wenn der Dollar und Euro kollabieren?
Antwort: 772 Mrd / 945000 kg = Fr. 817'786/kg
Dies natürlich unter der Voraussetzung, dass die Geldmenge der Schweiz konstant bleibt. Die gesamte Geldmenge müsste durch das Nadelöhr der Goldreserven passen
Ich komme aber zum Schluss, dass im Falle einer Währungsreform Euro/Dollar auch eine Währungsreform beim Franken ansteht. Übrigens auch beim Pfund, Yen und jeder anderen Papierwährung.
Für mich bleibt die Frage immer noch, was geschieht mit der Differenz wenn die SNB seine alten bestände gegen neue (z.B. 1:50) umtauscht. Der Fehlbetrag kann aus meiner Sicht nicht beglichen werden.
Was Du als "Alte Bestände 1:50 umtauschen" bezeichnest, nenne ich "Währungsreform".Wie würde die aussehen?
Zunächst mal müsste ein neuer Franken gedruckt werden. Das meine ich ganz physisch: Neue Banknoten. Nennen wir den neuen Franken der Einfachheit halber NFr.
Am Tag x der Währungsreform passiert folgendes:
Am Freitag Abend, nach Börsenschluss unterbrechen alle TV- und Radiosender ihre Programme, um im Namen des Bundesrates folgende Ankündigung durchzugeben:
Per Montag morgen ist der Fr. ungültig und nur noch den NFr. wird akzeptiert. Wer Bargeld hat, kann ab Montag seine Fr. in NFr. tauschen.
Das Verhältnis ist wie folgt:
Löhne und Mieten werden 1:1 von Fr. in NFr. übernommen.
Für Bargeld und Bankguthaben gilt: Die ersten Fr. 1000 werden eins-zu-eins übernommen, alle weiteren 50:1
(Rechenbeispiel: Du hast Fr. 100'000 --> NFR 1000 + (99000/50) = 1000 + 1980 = NFr. 2980)
Staatsanleihen werden 50:1 übernommen.
Und somit dürfte die Frage beantwortet sein, was mit den Fehlbeständen passiert: Sie werden einfach neutralisiert, aufgelöst, vernichtet!
Was hätte so eine WR für Konsequenzen für Dich ganz privat?
1. An Deinem Lohn, der Miete ändert sich nichts.
2. Deine PK-Vermögen, Bankguthaben, Anleihen werden zu nahezu 98% vernichtet.
3. Die Preise für Konsumgüter wie Lebensmittel werden im Schnitt um 40% sinken(*). Du kannst bei gleichem Lohn also nach der WR mehr einkaufen bzw. kannst leichter sparen.
4. Wenn Du ein Haus mit einer Restschuld von z.B. Fr. 400'000 hast, beträgt die Schuld jetzt nur noch NFr. 8'000, also etwa einen Monatslohn. Aber freue Dich nicht zu früh, denn die Erfahrung zeigt, dass nach Währungsreformen den Hauseigentümern genau aus diesem Grund Sondersteuern aufgebrummt werden!
Der Staat wird 98% seiner Schulden los. Das heisst, dass die Steuereinnahmen nun wieder ausreichen, um den Staatshaushalt zu finanzieren. Zinszahlungen sind vernachlässigbar gering. Die Steuern könnten nun sogar gesenkt werden.
Die Geldmenge der SNB verringert sich von 772 Mrd. auf etwas über 15.44 Mrd.
Ob eine Währungsreform zu Deinem Vorteil oder Nachteil ist, hängt von Deinem Alter und Deinem Vermögen ab:
Wer viel Vermögen hatte, verliert mehr als er durch die sinkenden Preise nach der WR wieder reinholen kann. Wer arm war, verliert sehr wenig und profitiert von der neu gewonnenen Kaufkraft. Es findet also eine Umverteilung von reich zu arm statt.
Entsprechend profitieren Junge mehr als Alte, da sie ja mehr Lebenszeit vor sich haben, um ihr Vermögen wieder aufzubauen.
(*) Warum die Lebensmittelpreise um 40% sinken werden?
Siehe:
http://www.cash.ch/community/forum/poli ... eldsysteme (1. Posting)