Ein überraschend positiver Ausblick des grössten amerikanischen Solarmodulbauers First Solar hat die ganze Branche elektrisiert und am Mittwoch die Aktienkurse auch der Zulieferer in die Höhe schiessen lassen. Dem Schweizer Zulieferer Meyer Burger würde es bei der anstehenden Kapitalerhöhung helfen, wenn die Börsen die Zukunft der Solarindustrie nicht mehr so düster einschätzt.Am Mittwoch stiegen Meyer Burger in der Spitze bei relativ hohem Handelsvolumen um acht Prozent. First Solar hatten an der US-Börse um 45 Prozent zugelegt. Nach Ansicht eines amerikanischen Analysten war der Kurssprung freilich weitgehend auf die Deckung von Leerpositionen zurückzuführen.Es würde so manchem Aktionär leichter fallen, Meyer Burger neues Geld zu Verfügung zu stellen, wenn der Aktienkurs höher ist und die Branchenaussichten besser werden sollten. Das Thuner Unternehmen, dessen Umsatz sich im letzten Jahr infolge der Überkapazitäten bei den Solarpanel-Herstellern mehr als halbierte, will sich über die Ausgabe von bis zu 48,2 Millionen Aktien rund 150 Millionen Franken beschaffen. Falls Meyer Burger an die Obergrenze gehen muss, wird sich die Zahl der ausstehenden Titel verdoppeln. Je mehr der Börsenkurs steigt, umso mehr nimmt der Zwang dazu ab. Die beiden Grossbanken Credit Suisse und UBS werden die neuen Titel übernehmen. Ausgabepreis und Bezugsrechte werden zur Generalversammlung am 25. April bekanntgegeben.Im US-Markt wenig aktivDirekt käme ein Aufschwung auf dem US-Solarmarkt Meyer Burger kaum zugute. Die Firma macht lediglich drei Prozent des Umsatzes in Amerika. 80 Prozent entfallen auf Asien und den Herstellern in China ist der Zugang zum US-Markt durch Strafzölle weitgehend versperrt. Auch in der EU drohen Zugangsbeschränkungen. Ohnehin müssen eine Reihe von chinesischen Herstellern ihre Bilanzen in Ordnung bringen, bevor sie an neue Investitionen in Anlagen denken können. Suntech hat Zahlungsschwierigkeiten. Immerhin versicherten Trina Solar und JA Solar Holdings kürzlich, dass sie ihre in den USA in den kommenden Monaten fälligen Anleihen fristgerecht zurückzahlen könnten. Meyer Burger hat gegenüber Suntech keine substanziellen Aussenstände.Alternativen zu China hat Meyer Burger auf die kurze Frist nur wenige. Den Zugang zu Märkten in aufstrebenden Ländern wie etwa Brasilien und Indien muss sich die Firma erst noch schaffen und das kostet Geld und kommt nicht von heute auf morgen.Verkürzte Durststrecke?Ob sich die Durststrecke für Meyer Burger verkürzt und vor 2014/15 ein neuer Investitionszyklus einsetzt, bleibt abzuwarten. Auch wenn der Markt anspringt, werde es Zeit brauchen, bis sich das bei Meyer Burger im Umsatz und den Margen niederschlägt, sagte Finanzchef Michel Hirschi kürzlich auf der Bilanzmedienkonferenz. Um auf Betriebsgewinn-Ebene nicht in rote Zahlen zu rutschen, braucht die Firma einen Umsatz von 500 Millionen Franken. Ende 2012 standen 400 Millionen Franken im Auftragsbuch, doch der eine oder andere Auftrag könnte sich verzögern. Aber im zweiten Halbjahr könnten auch neue Orders dazukommen.Wenn nicht, muss Meyer Burger von dem neuen Geld der Aktionäre zehren und wahrscheinlich Kapazitäten und Arbeitsplätze noch einmal zurückfahren. Für den Fall, dass sich die Lage nicht bessert und der Umsatz bei 400 Millionen Franken hängen bleibt, rechnete Firmenchef Peter Pauli mit einer jährlichen Cash Burn-Rate im mittleren zweistelligen Millionen-Bereich