Was ich deshalb nicht verstehe ist, weshalb die Geschwindigkeit der Zinserhöhung einen Einfluss auf die Zinszahlungen haben soll.
Nicht direkt auf die Zinszahlung, darum geht es nicht. Hängt mit den Laufzeiten und Verbindlichkeiten zusammen. Wird ja überall viel Geld rumgeschoben (Banken, Versicherungen, Fonds,...), dass auf der anderen Seite gehedged bzw. angelegt oder bezogen wird. Die meisten versuchen das kongruent zu machen.
Stimmt. Du hast recht. Ist mir Stunden nach meinem Posting auch in den Sinn gekommen:Banken verdienen ja Geld damit, dass sie langfristige Kredite, die sie vergeben durch kurzfristiges Geld finanzieren, das sie aufnehmen.
Wenn also die langfristigen Kredite bei 4% liegen, das kurzfristige Geld aber bei 2%, machen sie 2% Gewinn.
Wenn nun aber die Zinsen sehr schnell steigen - sagen wir mal, die kurzfristigen von 2% auf 5% - kriegen die Banken sehr schnell ein Problem, denn während der Laufzeit der zu 4% vergebenen Kredite, machen sie Verlust.
Ich weiss aber auch nicht genau wie das überall genau gehandhabt wird mit dem Absichern des Zinsrisikos.
Tja, das ist ein Thema für sich (über das ich schon häufig geschrieben habe) und es ist eine
ZeitbombeZinsderivate machen den Grossteil aller CDS aus und belaufen sich auf über 440 Billionen Dollar. Das entspricht dem 30-fachen US GDP, dem 15-fachen Welt-GDP. Mit anderen Worten, das ist eine Summe, die - wenn sie denn mal fällig würde - keine Macht auf Erden bezahlen könnte.
Nun mögen gewiefte User wie TeeTasse einwerfen, dass sich die Zinsderivate grösstenteils gegenseitig aufheben, dass also die Summe von 440 Billionen Dollar keinesfalls die maximale Schadenssumme ausmacht, da sich ja Long- und Shorts gegenseitig ausgleichen.
Das ist richtig. Das Netting liegt bei Faktor 10-20. Nehmen wir optimistischer Weise ein Netting von 20, dann werden aus den 440 Billionen noch (440/20=) 22 Billionen als maximale Schadenssumme.
Nun, das ist aber immer noch weitaus mehr als das GDP der USA oder EU17.
Sprich: Wenn die Zinsderivate-Blase platzt gibt es schlicht nicht genug Geld auf Erden, um all diese Forderungen zu bezahlen.
Das macht die Situation um das aktuelle Tapering auch so spannend: Tapering ist der potenzielle Auslöser für steigende Zinsen. Somit der potenzielle Auslöser für die Aktivierung der Zinsderivate aber keine Sau kümmert sich darum!
Es interessiert schlicht niemanden. Lieber kümmert man sich um den Anstieg seiner Aktien in Dollar.
Jetzt als das Tapering kam, sind die Renditen nicht wirklich gestiegen.
Das wissen wir noch nicht. Nach dem letzten grossten Tapering (Japan, BOJ, März 2006) hat es auch 2 Wochen gedauert, bis die Auswirkungen sichtbar wurden.
Damals verlor der Nikkei 24% in 2 Monaten und in den folgenden Monaten 75%:
http://www.zerohedge.com/news/2013-12-1 ... tapered-qe
Ich sage ja nicht, dass es so kommen muss. Aber bleiben wir mal realistisch:
Das erste Tapering-Gerücht im Mai hat den DJ 4.9% gekostet.
Das zweite Tapering-Gerücht im August hat ihr 5.6% gekostet.
Das effektive Tapering im Dezember bringt Gewinn? Wie realistisch ist das denn?
1. Auswirkung eines Zinsanstieges auf die Aktienkurse im Allgemeinen:
Da emfpehle ich dir wirklich nochmals den
Chart mit dem Vergleich der PE Ratios und den 10Y Yields. Da siehst du das die Korrelation je höher die Renditen auf Bons, desto tiefer die KGVs, erst weit nach 4% zum tragen kommt.
Da musst Du aufpassen, dass Du bei der Korrelation Zinsen/Aktienkurse nicht Ursache und Wirkung verwechselst:Man kann einerseits zu Recht argumentieren, dass eine wachsende Wirtschaft mehr Kredit nachfragt und somit die Zinsen steigen.
Auf dem Chart ergibt sich dann logischer Weise eine Korrelation: "Wachsende Wirtschaft ---> steigende Zinsen".
Fiktives Beispiel: Du entdeckst eine Mine. Du brauchst 100'000, um die Mine auszubeuten und erwartest einen jährlichen Ertrag von 1 Mio.
Wie viel Zinsen Du für die 100k zahlst ist dir also so ziemlich schnuppe (wenn's nicht 1000% sind ).
Das bedeutet aber im Umkehrschluss nicht, dass steigende Zinsen zu einer wachsenden Wirtschaft führen. Im Gegenteil: Bei angespannter Wirtschaft bedeuten steigende Zinsen höhere Opportunitätskosten für die Unternehmen und sinkenden Konsum der Privaten. So etwas würgt das Wirtschaftswachstum ab.
2. Auswirkungen eines Zinsanstieges auf Unternehmen welche grosse Positionen in Bonds halten
Das ist ein ganz anderes Thema. Und kenne ich mich wirklich zu wenig gut aus. Siehe oben.
Gutes Thema für den Januar 2014-Thread
3. Privatanleger welche Bonds halten
Auch das ist wieder ein anderes Thema. Da ist sicher zu empfehlen bei der Erwartung eines Zinsanstieges in kurzfristige Laufzeiten zu wechseln. Und erst nach dem Anstieg wieder in langfristige zu switchen. Auch ist es meiner Meinung nach ratsam von Staatsanleihen in Unternehmensanleihen zu wechseln. Und auch ein Bisschen über die Zinsleiter zu diversifizieren.
Die Wirtschaft wird zu gut 2/3 vom Konsum bestimmt. Und der wiederum von jenen 90% der Menschen, die leben, konsumieren und keine Bonds halten. Privatanleger, die Bonds halten sind für die Wirtschaft also so ziemlich irrelevant. Sprich: Das sind Reiche und Superreiche, die nicht mehr oder weniger konsumieren, wenn ihre Bonds steigen/fallen.