Es kümmert mich also nicht, wenn meine Aktie um 10% fällt, das sitze ich aus, denn vor dem Kauf durchlief die von mir gekaufte Aktie einer strengen Qualitätskontrolle, denn eine solche ist unabdingbar bei der Langfristanlage, man kauft nur sehr hohe Qualität, ich erinnere an die Luxusdampfer.
Hier wäre es natürlich im Threadverlauf zukünftig auch interessant, die Eckpfeiler einer "Qualitätskonrolle" anzuschauen.Wie werden Titel ausgesucht, gegeneinander aufgewogen, bewertet, ein für den Investor rechenbarer Preis kalkuliert, das Einstiegsszenario vorbereitet, die Positionen miteinander im Risiko justiert ... etc. (- evtl. schafft man es ja sogar später zu einem gemeinsamen Value-Investing Musterdepot? :cheers: )
Gerne nehme ich deine Frage bezüglich „Qualitätskontrolle“ vor dem Aktienkauf auf. Vorweg sei aber gesagt, ich bin kein Value-Investor, ich mag nicht in eine Schublade gesteckt werden, ich investiere nach Logik und Wahrscheinlichkeit! Um jetzt nicht wieder falsch rüber zu kommen, ich nenne einen sehr erfolgreichen Value-Investor einen Freund, es geht also nicht um Abneigung oder Arroganz, dies schreibe ich nur als Sicherheit, um nicht von irgendeinem kleinlichen User zitiert zu werden.
Noch etwas, dies ist meine persönliche Bewertungsmethode und darum nicht repräsentativ.
1. Ich muss eine Aktie unbedingt wollen, das heisst ich will mich mit dieser Aktie identifizieren können, ob sie zu mir passt und ob ich das Unternehmen, welche diese Aktie auf den Markt gebracht hat auch verstehe.
Als Beispiel nehme ich das Unternehmen Bell. Bell ist ein Full-Service-Supplier für Detail- und Grosshandel, Gastronomie und Lebensmittelindustrie das Unternehmen wurde 1869 von Samuel Bell gegründet, er legte damit den Grundstein für die Erfolgsgeschichte Bell. 1907 gründeten Samuels drei Söhne die Aktiengesellschaft „Samuel Bell Söhne“. Bell ist heute die Nummer 1 der Schweizer Fleischbranche und gleichzeitig ein internationales Unternehmen mit über 6000 Mitarbeitenden. Über 90% der Schweizerbevölkerung kennen die Marke Bell. 50 Bell Produkte werden pro Sekunde in der Schweiz verkauft!!! 100`000 Klöpfer gehen täglich über den Ladentisch! Und was für mich sehr wichtig war, Bell setzt sich für humane Tierhaltung und Schlachtung ein. Ein kuriose Geschichte ist die vom Basler Morgenstraich, der wurde nämlich von Samuel Bell indiziert, wild trommelnd zog er 1833 mit seinen Angestellten früh Morgens durch die Stadt, nicht mal die Polizei konnte sie daran hindern, durch die Unterstützung der Bevölkerung wurde der Morgenstraich zur jährlichen Tradition in Basel.
Also, ich verstehe was Bell macht und will unbedingt an dieser Erfolgsgeschichte teilnehmen!
2. Die Bewertung, kommt bei mir an zweiter Stelle, ich schaue auf: KBV, KUV, KGV, Reingewinn je Aktie, EBIT-Marge je Aktie und EBITDA-Marge je Aktie und natürlich auf die Dividendenrendite, welche mindestens die letzten 5 Jahre hinweg bezahlt werden musste!
3. Return on Invested Capital (abgekürzt: RoIC) ist der englische Begriff für die Gesamtkapitalrendite oder die Gesamtkapitalrentabilität ich berechne den Return on Invested Capital mit dem Quotienten aus dem Gewinn vor Fremdkapitalzinsen (NOPAT) und dem investierten Kapital (Gesamtkapital). Dabei ist der Gewinn der Periodengewinn. Das investierte Kapital wird vom Beginn des Geschäftsjahres (Periode) genommen. Mit dieser Berechnung ermittle ich das operative Ergebnis im Verhältnis zum investierten Kapital. Anhand dieser Kennziffer erkenne ich wie effizient Bell mit dem Kapital umgeht, wenn die Ziffer hoch ausfällt bleibt für mich als Aktionär mehr übrig, in Form von Dividende und oder Aktienrückkäufen. Das Unternehmen kann Übernahmen tätigen, wie Bell es gemacht hat mit der Groupe Polette in Frankreich, Hoppe, sowie ZIMBO und Abraham in Deutschland. Letzte taktische Übernahme, Bell beteiligt sich mit 49% an Hilcona. Bei Bell betrug die ROIC-Kennziffer im Jahr 2011 in etwa 12 Prozent.
4. Bell passt in mein Portfolio, zur Diversifizierung gegenüber anderer Titel.
5. In meinem Alltag und beim täglichen Leben werde ich immer wieder mit meinem Unternehmen konfrontiert.
6. Bell ist Marktführer in der Schweiz und hat immer noch Potential um zu wachsen!
7. Bell hat wenig bis keine Konkurrenz in der Schweiz.
8. Ich kann Kontakt mit meinem Unternehmen aufnehmen, bei Bell ist es Herr Martin Gysin zuständig für Finanzfragen, ein sehr freundlicher und fachkundiger Ansprechpartner.
Das sind somit die wichtigsten Punkte für mich, ob und warum ich in ein Unternehmen investiere,
von Bell bin ich also überzeugt, ich nenne sie meine Rentenaktie, sehr wahrscheinlich werde ich sie nie verkaufen.
So in etwa läuft bei mir eine „Qualitätskontrolle“ ab, die im jährlichen Turnus aber in abgekürzter Form stattfindet.
Mein Freund der Value Investor sucht sich im Gegensatz zu mir, immer unterbewertete Unternehmen aus und oder solche die in Schwierigkeiten geraten sind, welche jedoch nach genauer Analyse mit hoher Wahrscheinlichkeit aus diesen auch wieder rauskommen, da verstehe ich viel zu wenig davon, jedoch verlasse ich mich da ganz auf ihn und investiere auch in seinen Fonds.