Ob dies wirklich alles so "harmlos" abgelaufen wäre, wie du es beschreibst, mag ich mit Blick in die Vergangenheit bezweifeln, alleine der Zusammenbruch von Lehman Brothers bescherte uns eine Vertrauenskrise, welche Dank der Innovationen der Politiker nicht zu einem Bankenrun führte. Es hätte schlimmer als 1929 werden können, dannzumal hat die FED dem Markt Geld entzogen, anstatt ihn damit zu fluten.
Die Krise von 1929ff unterscheidet sich in ganz wesentlichen Punkten von 2008:1. 1929 gab es eine Aktienblase, die geplatzt war. 2008 war es eine reine Finanzkrise. Die Wirtschaft stand ja eigentlich auf vernünftigen und gesunden Füssen.
2. Du hast recht, dass die Fed 1929 hätte Geld drucken sollen. Und richtig, genau das hat sie damals verpasst. Damals gab es ja noch Goldstandard. Goldstandard besagt im Wesentlichen, dass man nur so viel Geld drucken darf, wie man auch Gold als Deckung zur Verfügung hat. Das gilt aber in beide Richtungen. Die USA haben dank Handelsüberschüssen sehr viel neues Gold reinbekommen und hätten nun entsprechend auch die Dollarmenge erhöhen müssen. Das haben sie nicht getan und genau das war der Fehler. Es war die klassische monetäre Deflation: Es gab zu wenig Dollars. Das Drucken von Dollars wäre damals die richtige Medizin gewesen.
Bernanke hat die Depression 1929 sehr genau studiert und gilt als einer der besten Experten für dieses Zeit. Was er nun 2008 getan hat war, die Medizin einzusetzen, die 1929 geholfen hätte. Also Geld zu drucken.
Was er dabei aber nicht berücksichtigt ist, dass die Ursache der Krise 2008 nicht zu wenig sondern zu viel Geld gewesen war. Entsprechend kann eine weitere monetäre Inflation auch keine Lösung bringen. Mit anderen Worten: Eine Medizin, die bei Krankheit A wirkt, kann bei Krankheit B kontraproduktiv sein.
Mega-Blase? Blasen hat es immer gegeben und wird es auch immer wieder geben, das Blasen platzen gehört dazu, ob und wann eine Blase platzt ist nicht voraussagbar, voraussagbar ist hingegen, das es auch dann wieder weiter geht und sich eine neue Blase bilden wird.
Wir können uns jetzt darüber streiten, wann wir einer Blase ein Attribut mitgeben (Mini, Gross, Mega, Giga ...).Wir werden uns sicher einig, wenn ich behaupte:
Je mehr Geld in einer Blase steckt um so grösser wird die Blase und ...
je grösser die Blase um so hässlicher die Auswirkungen, wenn sie platzt.
Wir wissen, dass die Dotcom-Blase 2000 ein Volumen von $760 Mrd. hatte.
Wir wissen, dass die Blase 2008 etwa 13.6 Billionen Dollar gekostet hat.
Wir wissen weiterhin, dass die aktuelle Blase bereits um die 30-40 Billonen ausmacht.
Von der Derivateblase von derzeit (je nach Quelle zwischen) 414 bis 680 Billionen Dollar mal ganz zu schweigen.
An der Börse sehe ich keine Mega- Blase,
Was nicht zwangsläufig bedeutet, dass sie nicht existiert
Was meinst Du mit Börse? An den Aktien- und Rohstoffmärkten gibt es tatsächlich keine.
Die aktuelle Blase ist die Anleihenblase. Wenn man will auch Schuldenblase (ist ja dasselbe).
Fazit: Du kannst nicht einfach ein paar Rädchen aus dem System nehmen (MF: marode Casino-Banken Konkurs gehen lassen) damit es wieder funktioniert, das ganze System muss geschmiert werden damit es nicht zusammenbricht.
Ja und nein. Ich bringe mal ein oft gehörtes Zitat (nicht meine Meinung!) um einen Kontrapunkt zu setzen. Es lautet:
"Das seit 2009 gedruckte Geld hat der Wirtschaft nichts gebracht sondern ist im Bankensektor liegen geblieben. Ergo kann dieses Geld auch wieder entfernt werden, ohne der Wirtschaft zu schaden."
Neu gedrucktes Geld = Kredit. Wir hatten einen Credit-Crunch 2008. Und jetzt muss ich etwas weiter ausholen:
Betrachten wir zwei Arten von Krediten. Ich nenne sie mal Unternehmenskredit und Konsumkredit.
Unternehmenskredit bedeutet, dass mit dem Geld eine Fabrik mit Maschinen gebaut wird, Leute eingestellt werden und etwas sinnvolles produziert wird, das die Welt haben will und braucht. Mit dem Erlös wird dann die Schuld abbezahlt.
Konsumkredit muss ich nicht gross erklären. Das reicht vom Flatscreen-TV über das Auto bis zum Haus. Ich will hier aber nicht über Sinn und Unsinn von Konsumkrediten sprechen. Beim Haus ist er sinnvoll, beim TV eher unsinnig, beim Auto kann man sich darüber streiten.
In einer gesunden Wirtschaft werden in erster Linie Unternehmenskredite vergeben. Wenn aber die Geldpolitik zu lasch wird, die Zinsen zu niedrig, fliesst das Geld auch in unsinnige Kredite. Das dumme dabei ist, dass dabei ein Reichtumseffekt (wealht-effect) erreicht wird, der ein Wirtschaftswachstum suggeriert, das nicht stattfindet.
Beispiel: In einer Siedlung gibt es 100 Häuser, die alle exakt gleich aussehen und gleich viel Wert sind. Jedes Haus hat einen Wert von $100.
Nun wird eines dieser Häuser für $110 verkauft. Damit ändert sich der Marktwert der anderen Häuser ebenfalls von 100 auf 110. Es entstand rein durch dieses "$10 zu viel bezahlen" ein Wealth-Effekt von 100*$10=$1000
Ab jetzt fühlen sich auch die Besitzer der anderen 99 Häuser um je $10 reicher. Sie konsumieren mehr, nehmen vielleicht eine neue Hypothek auf ihr nun wertvolleres Haus auf etc.
Dieses Wachstum ist aber rein buchhalterisch. Es entstand nicht durch erhöhten Fleiss, erhöhte Produktivität oder intelligente Erfindungen.
Der Fluch in dieser Situation ist (und das konnten wir ja 2001-07 hautnah verfolgen), dass sich durch diese Preissteigerungen mehr Geld verdienen liess als durch effektive, produktive Arbeit. Sprich: Es hat besser rentiert, ein Zweit- oder Dritthaus als Spekulationsobjekt zu kaufen als in eine produktive Firma zu investieren. Das Wettrennen um Kredite haben die Spekulanten gewonnen und nicht die Unternehmen.
Entsprechend liegt auch die Schlussfolgerung nahe, dass bei einem Platzen dieser Blase in erster Linie die Spekulanten und nicht die Unternehmen zur Kasse gebeten werden.
Eine Finanzkrise mit sterbenden Invenstment-Banken hat also weitaus grössere Auswirkungen auf das Finanzcasino als auf die Realwirtschaft!
Jetzt muss ich selbst etwas zurückkrebsen: Natürlich ist es auch so, dass durch die Immobilienblase eine Überkapazität an Häusern erzeugt wurde, die auch in der Realwirtschaft zu mehr Umsatz geführt haben. Jenen neu gegründeten Unternehmen, die die Häuser gebaut haben. Aber beides steht in keinem Verhältnis.
Wenn ich auf meiner einsamen Insel jedes Jahr den Bedarf an 10 neuen Häusern habe, dann macht es Sinn 10 Bauarbeiter zu beschäftigen, die diese Häuser bauen.
Natürlich kann ich auch 10 Jahre lang 12 Häuser pro Jahr bauen lassen und dafür 2 neue Bauarbeiter einstellen. Aber das macht verdammt wenig Sinn, denn nach 10 Jahren stehen 20 Häuser leer und ich muss die folgenden 10 Jahre jeweils nur 8 Häuser pro Jahr bauen, um die Überkapazitäten abzubauen. Das heisst, ich muss 4 Bauarbeiter entlassen. Es macht schlicht keinen Sinn, Boom und Bust-Zyklen zu forcieren. Natürlich trauern die Menschen im Bust-zyklus der "guten alten Zeit" nach, als noch 12 Bauarbeiter beschäftigt waren. Und sie weinen und klagen darüber, dass derzeit nur noch 8 Bauarbeiter beschäftigt werden.
Aber das löst das Problem nicht.
Die Lösung wäre, zur Einsicht zu kommen, dass es am besten wäre immer nur 10 Bauarbeiter zu beschäftigen. Dann gäbe es zwar keinen Boom aber auch keinen Bust.
Zurück zur Realität:
Ich sag's ganz offen: Ich halte die Schauermärchen und Weltuntergangsszenarien, die die Banken anlässlich der 2008er Krise in unsere Köpfe gepflanzt haben für masslos übertrieben!
Ja, sicher hätte es auch negative Auswirkungen auf die Realwirtschaft gegeben, wenn man die Finanzkrise 2008 zugelassen hätte. Aber man hätte mit einem Bruchteil des Geldes, das man seither den Banken in den Rachen gesteckt hat, die Realwirtschaft retten können. Man hätte bei der Rettung der Subprimes direkt bei den überschuldeten Hausbesitzern ansetzen können anstatt 1-2 Stufen höher bei den Banken und Grossbanken, die diese Hypotheken verkauft haben. Das hätte indirekt auch den Banken geholfen, denn die Hausbesitzer wären wieder zahlungsfähig geworden. Sie hätten das Haus auch weiter bewohnt und somit erhalten.
Ein anderes Beispiel: Wären all die Gelder und Schuldenschnitte, die bisher für Griechenland ausgegeben wurden, gleichmässig auf die griechische Bevölkerung verteilt worden, hätte jeder Grieche über €100'000 bekommen. Statt dessen verarmt das Land und nur die kreditgebenden Banken profitieren von der sogenannten "Griechenland Hilfe".
Macht das Sinn?