Auszug aus der Bilanz online.
Doch bevor wir mutig werden, ein kurzer Überblick über die Anlageklassen: Im Verhältnis zu Aktien sind Obligationen relativ teuer. Vor allem Schweizer Staatsanleihen scheinen sehr hoch bewertet, bieten mit einer Laufzeit von zwei Jahren negative Zinsen von –0,3 Prozent und sind damit ein direktes Verlustgeschäft. Auch Schweizer Immobilien können nach zwei Dekaden steigender Preise nicht mehr als günstig bezeichnet werden. Ähnliches gilt für Gold, das über eine Dekade steigender Kurse hinter sich hat. Selbst einigen Protagonisten der ersten Stunde ist die Begeisterung für das gelbe Edelmetall inzwischen abhandengekommen.
Kommen wir zurück zum Mut, auf Aussenseiter zu setzen: Im vergangenen Jahr hätte sich das besonders gelohnt, denn es war gespickt mit Aussenseiter-Siegen. Ganz oben in der Überraschungshitparade stehen griechische Staatsanleihen, deren Wert sich seit März 2012 verdoppelt hat, während ein politischer Krisengipfel auf den andern folgte.
Auch dieses Jahr werden wieder einige Aussenseiter hohe Gewinnquoten bringen, und das Comeback einer angeschlagenen Favoritin dürfte sich fortsetzen. So lassen sich die Börsenprognosen für dieses Jahr im Sportwettenjargon zusammenfassen.
Die angeschlagene Favoritin ist die Aktie. Wieder einmal wurde sie zu früh abgeschrieben und strafte viele, die nicht mehr auf sie setzen mochten. Sie verpassten die hohen Gewinne im Jahr 2012, in dem der Swiss Market Index 16 Prozent zulegte – inklusive Dividenden gar rund 20 Prozent.
Wirklich überraschend ist das Comeback nicht. Zu stark ist der langfristige Leistungsausweis der Aktie (siehe Grafik «Auf der sicheren Seite» unter 'Downloads'). Über die vergangenen 100 Jahre hat sie sich bewährt und bescherte Anlegern trotz zwei Weltkriegen, Weltwirtschafts-, Öl-, Immobilien- und Finanzkrisen im Durchschnitt jährliche Gewinne von mehr als sechs Prozent – real, also nach Abzug der Inflation.
Es ist daher wenig verwunderlich, dass viele Profis grosse Aktienfans sind. Etwa Aaron Gurwitz von Barclays, über ein Vierteljahrhundert im Börsengeschäft, zuletzt als Chefinvestor der britischen Grossbank. Auf die Frage, welches seine bevorzugte Anlageklasse für das laufende Jahr sei, antwortete er, ohne zu zögern: «Aktien, wie fast jedes Jahr.» Gold kommt ihm dagegen gar nicht in den Sinn. «Gold bringt weder Zinsen noch Dividenden und macht ein Portfolio auch nicht effizienter.»
Aktien-Skeptiker. Die Zweifler mögen jetzt einwenden, dass jede Karriere einmal ein Ende habe, auch die längste. Sie sehen das Comeback der Aktie im Jahr 2012 als letztes Aufbäumen und trauen ihr nur noch Aussenseiterchancen zu, keine generelle Favoritenrolle. Ihr Argument lautet meist, dass Produktivitätsfortschritte in Zukunft nicht mehr so gross sein würden wie in der Vergangenheit. Das würde das Wirtschaftswachstum auf ein tieferes Niveau legen, was wiederum das Wachstum der Unternehmensgewinne und die Aktienkurse bremste. Sehr pessimistisch äussert sich in dieser Hinsicht der US-Sozialwissenschaftler Robert Gordon im viel beachteten wissenschaftlichen Artikel «Is U.S. Economic Growth Over?». Er argumentiert, dass die Informationstechnologie weniger Produktivitätsfortschritte bringe als frühere technologische Innovationen, etwa die Industrierevolution mit der Automatisierung von Fabrikprozessen.
Auf solchen Pessimismus entgegnen die Aktienfans wiederum, dass das Potenzial der Informationstechnologie noch lange nicht ausgeschöpft sei, zumal auch Bio- und Nanotechnologie grosse Innovationen brächten. Es ist eine philosophische Diskussion über mögliche Produktivitätsgewinne, die alle paar Jahrzehnte geführt wird. Dabei sind bisher die Fortschrittszweifler im Nachhinein immer wieder von der menschlichen Innovationskraft überrascht worden. Es ist zwar nicht ganz auszuschliessen, aber doch sehr unwahrscheinlich, dass es dieses Mal anders kommen sollte.
Vor diesem Hintergrund kann Anlegern also nur empfohlen werden, weiter langfristig auf Aktien zu setzen. Abgewogen im Kontext ihres Gesamtvermögens, am besten mit günstigen Anlageprodukten und nach einfachen Regeln (siehe «Einfach investieren»).
Schwieriger zu beurteilen ist, wie es mit der Aktie im laufenden Jahr weitergehen wird. Es gibt jedoch gute Gründe anzunehmen, dass sich die Aktienhausse in den ersten Monaten des Jahres fortsetzt, und auch dafür, dass sie noch länger dauert als die 90 Tage, die eine amerikanische Kakerlake ohne Nahrung überleben kann.
Quelle und ganzer Artikel hier,
http://www.bilanz.ch/invest/richtig-anlegen-der-richtige-mix interessant auch die
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