Anschliessend an die
http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_trading_losses Liste ein interessanter Bericht von Tim Schäfer ein gleichgesinnter Anlegertyp, der Artikel passt gut in diesen Thread und wir sind schnell wieder beim Thema,
Langfristanlage.
VON TIM SCHÄFER
Die Profi-Trader befinden sich weltweit auf dem Rückzug. Der Hochfrequenzhandel verliert an Bedeutung. Zum Glück. Ich halte diese schnellen Computerhandelssysteme für gefährlich. Sie sind unberechenbar.
Der „Flash Crash“ aus dem Jahr 2010 sollte den Behörden eine Lehre gewesen sein. Ich schrieb für das WirtschaftsBlatt einen Artikel über den Hochfrequenzhandel: „Wenn die Kurse beben“.
Ich bin der Meinung: Das große Geld wird nach wie vor in langweiligen Branchen mit Geduld verdient. Buy and Hold, Kaufen und Liegenlassen, ist eine bewährte Strategie des Vermögensaufbaus.
Wenn ich mir all die Trading-Skandale bei den Banken anschaue, wird mir Angst und Bange. Denken Sie an den „Wal bei JP Morgan Chase“, Bruno Iksil. Der Trader hat bis zu neun Milliarden Dollar in diesem Jahr in London verzockt. Erinnern Sie an all die anderen Trader, die auf die Nase gefallen sind, die Milliarden in den Sand gesetzt haben? Haben Sie schon mal was von Jerome Kerviel, Nick Leeson, Kweku Adoboli gehört? Die Sünden-Liste ist lang, ellenlang.
Ich glaube, all diese Zocker leben in einer Phantasiewelt. Sie häufen, ohne es zu merken, Risiken an. Eines Tages rächt sich das. Dann bricht das Kartenhaus zusammen. Im schlimmsten Fall kann das eine Großbank in eine Schieflage bringen.
Nicht ausgeschlossen ist folgendes Szenario: Ein Tradingsystem spielt verrückt, beeinflusst andere Marktteilnehmer, die Weltmärkte beben, es kommt zu einer Börsenpanik. Der Flash Crash gab uns schon ein Warnsignal dafür, was passieren kann, wenn Trades aus dem Ruder laufen.
Unsere Banken geben Millionensummen für Lobbyarbeit aus, machen gut Wetter für ihre Tradingsysteme, für ihre Derivate und künstlichen Produkte, die in ihrer Gesamtheit kein Mensch mehr überblicken kann.
Ich halte den Hochfrequenzhandel, die Derivate und Zockerei für brandgefährlich. Ich bin ein Anhänger des nachhaltigen Investierens. Unsere Banken sollten zurück zu ihrer Kerntätigkeit finden. Sie sollen uns Privatkunden und Unternehmen Geld leihen bzw. anlegen. Der solide, ethische, vertrauenswürdige Bankkaufmann ist doch eine Errungenschaft für die Wirtschaft, jedoch nicht der Zocker, der still und heimlich irgendwo an einem Schreibtisch in New York, London oder Shanghai spekuliert.
Anleger haben der Investmentfirma Vanguard Group, die kostengünstige Indexfonds anbietet, 130 Milliarden Dollar in diesem Jahr anvertraut. Ich finde das beachtlich. Vanguard verwaltet nun Anlagegelder von zwei Billionen Dollar. Rekord! Das ist eine unglaubliche Summe. Es handelt sich überwiegend um Kunden, die viel Zeit für ihre Anlagen haben. Es sind Kunden, die von den aufstrebenden Börsen profitieren möchten. Es sind Menschen, die verstanden haben, dass das schnelle Geld mit heißen Trades eben nicht so einfach zu machen ist.
Tim Schäfer
Journalist/Korrespondent