Versteh ich nicht ganz. Welche Krise ist damit gemeint (soweit abgrenzbar)
... Finanzkrise? Globale Überschuldung/Geldentwertung?
Die Gefahr, dass all das überschüssige Geld, das in den letzten Jahren gedruckt wurde, nach Gütern nachfragt. Da die Geldmenge weit grösser ist als die Menge der Güter, würde dies zu einem Anstieg der Preise führen. Und zwar so hoch und so lange, bis die Gütermenge wiederum der Geldmenge entspricht. (Gütermenge * Preis = Geldmenge * Umlaufgeschwindigkeit)
Hierbei muss man im Auge behalten, dass jeder Schuld ein Guthaben gegenübersteht. Wir reden immer von Schuldenkrise und meinen die wachsenden Staatsschulden der PIIGSUSA. Dabei vergessen wir oft, dass es auf der anderen Seite immer jemanden gibt, der auf den Cent genau diese Schulden als Guthaben in seinen Büchern hat. Wenn dieser Jemand nun beschliesst, die Schuld einzufordern bzw. das Geld gegen Güter zu tauschen (vulgo: er geht einkaufen), dann werden durch seine enorme Nachfrage nach Gütern und seinem enormen Angebot an Geld die Preise rasant ansteigen.
Im dümmsten Fall passiert nun folgendes:
Da das Geld an Wert verliert, rennen alle, die Geld haben in Güter. Man wird gross einkaufen gehen. Es kommt zum "Crack-up Boom", zum Kaufrausch nach Sachwerten bis das Geld ausgegeben ist.
Nehmen wir als Beispiel an, das Geld verliert so 10% seines Wertes pro Jahr. Dann wird jeder, der Geld verleiht mindestens 10%, eher aber 12% Zinsen verlangen, um noch am Jahresende eine bescheidene Rendite von 2% nach Hause zu tragen. Da Aktien diese Rendite nicht liefern, werden sie im Preis sinken, bis dies wieder der Fall ist.
Konsumenten, Arbeitnehmer werden nach Lohnerhöhungen schreien und diese mit Streiks und sozialen Unruhen durchboxen. Dennoch werden die Löhne nicht so schnell steigen wie die Teuerung. Das führt dann dazu, dass weniger konsumiert wird. Vor allem langfristige Güter wie Autos, Möbel werden dann nicht mehr gekauft.
Die Wirtschaft kommt dann von zwei Seiten in Bedrängnis. Erstens muss sie nun für Kredite sehr hohe Zinsen zahlen und zweitens nehmen Umsätze rapide ab. An Gewinne ist da kaum noch zu denken. Viele werden Konkurs gehen. Die Aktienpreise sinken nun noch tiefer, denn wer will schon Geld in Aktien von Firmen investieren, die keine Dividende zahlen?
Es kommt somit zu einer Konkurswelle mit entsprechend steigender Arbeitslosigkeit. Wer seinen Job verloren hat, muss das fremdfinanzierte Eigenheim verkaufen. Es kommt also zusätzlich noch zum Immobiliencrash. Soweit beschrieben ist das eine klassische Rezession.
Jene, die auf der Gegenseite der Schuldner die Guthaben besitzen und über die ganze Pumpenkohle verfügen, kommen nun sehr günstig über die Konkursmasse zu Häusern, Land, Fabriken und allen anderen Sachwerten, die als Sicherheit für den nun unbezahlbaren Kredit dereinst hinterlegt worden waren.
Im Extremfall besitzen am Schluss einige wenige Reiche alles und der Rest besitzt nichts oder kaum was. Dies war übrigens damals die Ausgangslage vor der französischen Revolution.
Die Crux in diesem Szenario ist, dass es zwar zu viel Geld gibt, dieses aber in den "falschen Händen" ist. Konzentriert bei einigen wenigen und nicht verteilt über alle. Somit herrscht zwar rein statistisch ein Geldüberschuss und dennoch leidet der "Normalo" unter Geldmangel.
Auf dem Weg in dieses Szenario, das man unbedingt vermeiden muss, gibt es einige Möglichkeiten, auszusteigen bzw. das Blatt zu wenden.
Eine davon ist eine gezielte Entschuldung. Das heisst, man verrechnet Guthaben und Schulden zu einem gewissen Prozentsatz miteinander. Das nennt sich Schuldenschnitt und wird derzeit für Griechenland praktiziert.
Die zweite besteht darin, die Steuern für Superreiche (so ab 1 Mio. Jahreseinkommen) drastisch auf bis zu 90% zu erhöhen. Das heisst, man holt sozusagen das Geld von oben nach unten. FDR hat ab 1937 so die USA aus der Depression geholt.
Die dritte ist Hyperinflation. Nominal sind die Schulden dann zwar noch vorhanden, können aber locker abgezahlt werden, weil das Geld nichts mehr Wert ist. So geschehen z.B. ab 1923 in Deutschland, wo sich die Staatsschulden von 150 Mrd. Reichsmark auf den Wert einen Brötchens reduziert haben. Hyperinflation ist aber hässlich, weil sie nicht kontrollierbar ist und in aller Regel auch zu sozialen Unruhen führt.
Die vierte ist eine gezielte Währungsreform. Im Prinzip also wie Variante 1 eine gezielte Entschuldung. Nur mit dem Unterschied, dass zusätzlich eine neue Währung eingeführt wird. Guthaben und Schulden werden vernichtet und mit neuer Währung und schuldenfreier Gesellschaft kann das Spiel von vorne beginnen.
Welche Auswirkungen haben die einzelnen Szenarien nun auf Aktien- und Goldbesitzer?
Steigende Zinsen sind für den Aktionär äusserst schlecht, weil Realrendite und Wert seines Portofolios sinken. Für den Goldbesitzer positiv: Solange die Zinsen steigen, steigt auch der Goldpreis überproportional. Siehe 1973-1981 als der Goldpreis um Faktor 23 gestiegen ist, während sich die Aktienwerte inflationsbereinigt halbiert haben. Aktienpreise sind nominal konstant geblieben (Dow Jones pendelte um 1000) aber der Wert des Dollars hat sich halbiert. Goldbesitzer hat sein Vermögen entsprechend inflationsbereinigt ver-11-facht.
Schuldenschnitt ist für beide positiv. Der Goldbesitzer wird allerdings nach dem Schuldenschnitt sein Gold verkaufen. Es hat seinen Zweck als Vermögenserhalt erfüllt.
Hohe Steuern für Superreiche dürften die Aktien kurzfristig, Gold langfristig unter Druck bringen, wenn die Superreichen teilweise ihre Aktien und ihr Gold verkaufen müssen, um die hohen Steuern zu bezahlen. Hier wäre eine super Einstiegsmöglichkeit für Aktien gegeben. Für Goldbesitzer generell schlecht als diese Umverteilung ja langfristig für stabilere monetäre Verhältnisse sorgt und die Wirtschaft beflügelt. Hier würde es dann Sinn machen, den Boden bei Aktien abzuwarten und dann Gold gegen Aktien zu verkaufen.
Hyperinflation ist in der Anfangsphase gut für Goldbesitzer, schlecht für Aktionäre. Ersteres, weil bei steigender Teuerung die Anleger panikartig in Gold fliehen und die Preise durch die Decke gehen. Und zwar weit aus mehr als gerechtfertigt wäre. Letzteres, weil viele Firmen in der ersten Phase einer Hyperinflation Pleite gehen.
In der zweiten Hälfte der Hyperinflation jedoch werden die Aktien der überlebenden Firmen Gold klar outperformen.
Währungsreform ist für beide positiv, tendenziell aber besser für den Goldbesitzer. Unmittelbar nach einer Währungsreform wird Gold extrem steigen, da die neue Währung noch kein Vertrauen geniesst. Aktien sichern den Werterhalt.
Sobald das Vertrauen in die neue Währung etabliert ist, wird Gold sinken und sich danach langfristig in der neuen Währung stabilisieren. Aktien hingegen gehen dann langsam aber stetig nach oben, denn mit dem neuen, Schuldenfreien Geldsystem ist wieder genügend Geld vorhanden, um frisch fröhlich zu konsumieren. Und ausserdem besteht ein Nachholbedarf an Autos, Möbeln, deren Anschaffung während der Krise zurückgestellt wurde. Eine Währungsreform ist also der perfekte Zeitpunkt, um Gold in Aktien zu tauschen.