Unter dem Titel
Lektionen in Japanisch hat die fuw vor einigen Tagen einen durchaus lesenswerten Artikel veröffentlicht.
Quelle
Vordergründig geht es dabei zwar "nur" um Japan aber hintergründig auch darum, dass uns im Westen ein ähnliches Schicksal ereilen könnte.
Ich möchte jedem empfehlen, diesen Artikel zu lesen und zu versuchen, die japanische Geschichte auf die Gegenwart im Westen zu übertragen.
Besonders eindrücklich finde ich diesen Chart:
Wir sehen hier Aufbau und Abbau von Schulden. Aufbau oberhalb der Nullinie in den Jahren vor 1995 und entsprechend Abbau ab 1996.
Ohne den Chart gross zu interpretieren und nach Hintergründen zu fragen, lässt sich festhalten: Alle Schulden müssen irgendwann bezahlt werden.
Entsprechend: [COLOR= #FF0000]
Die Fläche unterhalb der Null-Linie muss der Fläche oberhalb der Null-Linie entsprechen. Dann sind alle Schulden weg.[/COLOR]
Wenn wir diesen Chart rein grafisch - flächenmässig - auf uns wirken lassen, dann sehen wir, dass wir eine relativ kurze und heftige Phase des Schuldenaufbaus haben, dem eine sehr lange Phase mit geringem Schuldenabbau folgt. Wir sehen auch, dass erst vergleichsweise wenig Schulden abgebaut wurden: Trotz der länge der Strecke auf der X-Achse ist die Fläche unterhalb der Nulllinie immer noch weitaus kleiner also die Fläche darüber.
Etwas plakativ auf den Punkt gebracht:
Auf eine kurze Party folgte ein langer Kater, der immer noch nicht überwunden ist.
Wenn wir uns die Situation in den USA anschauen, dann sieht es so aus, dass auf die Phase des Schuldenaufbaus von 1971-2008 nur eine sehr kurze Phase des Schuldenabbaus (Herbst 2008 bis März 2009) folgte. Aus berechtigter Angst vor einem Japan-Szenario, dass die USA in eine ähnliche langfristige, zähe, deflationäre Entwicklung treiben könnte, hat Bernanke bewusst einen anderen - zu Japan konträren - Weg eingeschlagen: Seine Lösung für die Schuldenbekämpfung lautet "Mehr Schulden". Auch bekannt als QE1, QE2, TARP, QE3. Ob der amerikanische Weg der bessere ist, ist nicht erwiesen. Ich meine: JA. Aber auf alle Fälle schliesse ich eine mehr-jahrzehntige Austeritäts- und Spar-Phase in den USA aus. Wahrscheinlicher ist ein grosser Knall, der alle Schulden auf einen Schlag vernichtet, bevor es weitergeht.
Es ist auch eine Mentalitätsfrage: Die Japaner sind staatsgläubiger und bescheidener als die Amerikaner. Einen 20-jährigen Sparkurs kann man sich in Amerika nicht leisten. Nicht in einem Land, wo es mehr Schusswaffen als Nasen gibt.
So betrachtet ist der Vergleich zwar interessant in der Kernaussage: "What goes up, must come down" oder "Schulden werden immer irgendwie von irgend jemandem bezahlt". Aber der Weg der USA dürfte ein anderer sein als der Weg Japans.
Das Widerspricht in keinster Weise - nein, unterstützt sogar - die Meinung von JD, dass es für einen Aktionär schön ist, in einer Welt des Schulden
aufbaus zu leben. Mit der entsprechenden Konsequenz, dass die Mehrheit der Investoren genau das vom Staat, von den Unternehmen und vor allem vom Konsumenten fordert:
"Mach mehr Schulden und gib das geliehene Geld aus, um die Wirtschaft anzukurbeln!"
Mit diesem Aufruf möchte ich es hier bewenden lassen.
Was die Konsequenzen zu hoher Schulden betrifft, haben wir ja den
WR-Thread und den
Gold-Thread. :cheers: