Es gibt zwei Ansätze, wonach Investments ausgesucht werden: Wertsteigerung und Rendite. Beide sind richtig.Ich verstehe nicht was deine Beispiele mit einer Zinswende zu tun hat. [...] Mich interessiert "nur" ob der Wert des Unternehmens nachhaltig steigt. Deine Argumente haben die Firmenleitung zu interessieren und nicht mich als Aktionär.
Dich interessiert Wertsteigerung bzw. Werterhalt des Unternehmens. Dem widerspreche ich nicht.
Es gibt aber noch den anderen Ansatz, der rein über die Rendite läuft. Meist von Pensionskassen und Investmentgesellschaften verwendet.
Die Überlegung: "Wenn Anleihen mit 2% rentieren und die Aktie 3%, dann kaufe ich die Aktie. Wenn die Anleihen auf 4% Rendite steigen, bringen mir die Anleihen mehr. Also verkaufe ich die Aktie und kaufe dafür die Anleihe".
Da wie gesagt sehr viele Pensionskassen genau so ticken und in grossem Stil in so einem Fall von Aktien in Anleihen umschichten, hat das entsprechend negative Auswirkungen auf den Aktienpreis. Nicht, dass Dich das zwingend stören müsste: Dein Unternehmen zahlt ja nach wie vor 2% Rendite. Aber wenn in einem Umfeld steigender Zinsen auch die Teuerung steigt und Du mit 2% Aktienrendite 3% Teuerung gegenüber stehst, macht das auch keinen Spass mehr.
Wichtig ist einfach, festzuhalten, dass steigende Zinsen Druck auf die Aktienpreise ausüben. Da Zinszyklen meist so 25-30 Jahre laufen, hat das durchaus auch für den Langfristanleger Auswirkungen.
Zinszyklen der Vergangenheit:
Vom Tief 1954 zum Hoch 1981 (27 Jahre)
Vom Hoch 1981 zum (vermutlichen Tief) 2013 (32 Jahre)
Und nun wieder steigend.
Niedrige Zinsen haben wir nur deshalb, weil die Zentralbanken die Zinsen künstlich niedrig halten.Eigentlich ist es unlogisch, denn wenn jemand hoch verschuldet ist, dann gebe ich ihm entweder keinen Kredit mehr oder ich verlange einen höheren Zins als Risikoprämie.Niedrige Zinsen sind eher selten, dank der Finanz und Schuldensituation haben wir nun schon über mehrere Jahre niedrige Zinsen.
Du gehst hier von drei Prämissen aus, die allesamt diskutiert werden müssten. Ich habe sie im Zitat rot markiert.1. "Lukratives Projekt": Ein Projekt ist dann lukrativ, wenn ich beispielsweise mit $1 Kredit, $1.10 oder $1.20 generieren kann. Im Moment ist die Realität die, dass mit $1 Kredit nur etwa $0.15 generiert werden. (Die entsprechenden Charts und Links habe ich bereits in früheren Postings geposted). Es mag durchaus sein, dass einige Firmen ihre Kredite lukrativ einsetzen aber für die Gesamtwirtschaft gilt das eben nicht. Der Grossteil der Kredite wird nicht lukrativ eingesetzt sondern stopft Löcher und bedient alte, auslaufende Kredite.Ein Unternehmen welches positiv für die Wirtschaft gestimmt ist und das sind ja die meisten (ausser du) machen folgende Berechnung.
Für unseren Aktionär John Doe planen wir ein[COLOR= #FF0000] lukratives Projekt[/COLOR], bis jetzt haben wir mit John Doe`s Geld pro 100.- CHF = 10.- CHF verdient, also eine Kapitalverzinsung von 10%. Bis jetzt zahlten wir 2.5 % Zinsen für unsere Kredite. Wenn nun die Zinsen auf 3% steigen zahlen wir statt 2.50.- CHF 3.00.- CHF pro 100.- CHF, dadurch können wir für John Doe zwar nur noch 9.5% Kapitalverzinsung erwirtschaften bei gleich bleibenden Umsatz, aber durch unser lukratives Projekt und da wir [COLOR= #FF0000]zuversichtlich für die Wirtschaft sind[/COLOR], erwarten wir eine [COLOR= #FF0000]erhöhte Nachfrage[/COLOR], welche die 0.5% höheren Kreditkosten, mehr als weg machen, also nehmen wir diesen, nun höheren Kredit, in einer wieder wachsenden Wirtschaft gerne auf uns, denn langfristig macht sich dieses Projekt für unseren Aktionär bezahlt.
2. "Zuversicht in die Wirtschaft" ist ein rein psychologisches Moment, das von den effektiven Zahlen nicht bestätigt wird. Steigende Aktienpreise bedeuten nicht zwingend, dass es der Wirtschaft besser geht.
3. "erhöhte Nachfrage": Da bist Du mir immer noch eine Erklärung schuldig, wie diese erhöhte Nachfrage möglich sein soll, wenn die Konsumenten (an denen 68% der Wirtschaft hängt) weniger Geld in der Tasche haben.
Gelöst wurde die Schuldenkrise nicht. Die Giftmüllpapiere von 2008 sind immer noch grösstenteils im Umlauf. Es hat sie nur ein anderer (sprich: Statt einer Bank haben sie nun die Staaten oder Zentralbanken).Bekämpft? Ja. Mit noch höheren Schulden.Eine Krise lässt man nicht zu, sondern man löst oder bekämpft sie und dies wurde gemacht.
Die Kondratieff-Zyklen sind mir durchaus geläufig. Die Crux ist halt, dass es bisher noch nie einen Frühling gab, bevor die Altlasten im Winter abgebaut worden waren.Sprich: Es gab noch nie einen Wirtschaftsaufschwung, ohne dass zuvor die Schulden abgebaut worden oder inkompetente Firmen in Konkurs entlassen worden wären.Aber in der Gegenwart wächst das zarte Pflänzchen (Aufschwung), genauso wie es sich momentan in der Natur abspielt alles fängt an zu blühen, denn es ist Frühling! So auch im Wirtschaftszyklus und daran ändert dein ganzes Krisengerede nichts.
Natürlich ist diese Phase der Bereinigung schmerzhaft. Und je höher die Ungleichgewichte, um so schmerzhafter ist sie. Aber sie hat eben auch das Gute, das wirtschaftlicher Darwinismus stattfindet, denn in jeder Branche werden die jeweils besten überleben, wenn ihre inkompetenten Partner eingehen. Und warum sollte das nicht auch für Banken gelten?
Neu an der aktuellen Situation ist - und das macht die Angelegenheit so spannend- , dass zum ersten mal in der Geschichte die Zentralbanken die Möglichkeit haben, ins Geschehen einzugreifen. Und das tun sie auch. Und zwar, wie wir wissen, mit der Gelddruckmaschine bzw. ihrem elektronischen Äquivalent.
In der Vergangenheit (also vor 2000) war es jeweils so, dass die Kräfte der freien Marktwirtschaft, des Kapitalismus funktioniert haben und staatsmonopolistische Eingriffe (dazu zähle ich auch die ZB-Eingriffe) nicht möglich waren oder vermieden wurden. Da konnten entsprechend Firmen auch ohne Rettung in Konkurs gehen. Sogar Banken!
Diese staatlichen Eingriffe führen zu enormen Spannungen im Markt, die sich auch in der Argumentation und Sichtweise zwischen Dir und mir widerspiegeln:
Einerseits: Egal, was passiert, die Zentralbanken müssen nur Geld drucken und alles wird gut.
Andererseits: Durch die erhöhte Geldmenge werden die Ungleichgewichte nur grösser und die Bereinigung (die irgendwann kommen wird) um so schmerzhafter.
Erfahrungen mit Versuchen, durch Gelddruckerei eine Schuldenkrise zu lösen, haben wir in der Geschichte nur bei einzelnen Ländern. (Weimarer Republik, Ukraine, Jugoslavien, Simbabwe). Auf globaler Ebene aber haben wir noch keine Erfahrung. Vor allem nicht, wenn dieses Experiment mit der Weltleitwährung durchgeführt wird.
Na ja, lassen wir uns überraschen. Wir werden wohl alle noch den Ausgang dieses Experiments erleben.
Ich kann es nicht ausschliessen aber das wäre das erste mal in der Geschichte, dass ein Frühling auf dem höchsten Schuldenniveau aller Zeiten startet. Die Eintrittswahrscheinlichkeit erachte ich als sehr gering.
Der Grund ist unter anderem, dass in einem Frühling immer noch die Schmerzen des Winters jedem in den Knochen stecken. Das heisst, dass die Firmen meist ihre Gewinne investieren statt Schulden aufzunehmen. Und auch, dass die Banken sehr restriktiv mit der Vergabe von Krediten sind. im Frühling wird somit praktisch alles mit Ersparnissen finanziert. Die Wirtschaft wächst also langsam, dafür nachhaltig.
Diese Art von Frühling, vermag ich derzeit nicht zu erkennen. Wir haben durchs Band weg rekordhohe Schulden, sinkende Einkommen bei den Konsumenten und eine kreditfinanzierte Wirtschaft.
Das ist durchaus richtig. Aber Innovation hat nichts mit Geldpolitik zu tun. Auch in der grössten Depression zw. 1929-1937 sind sicher irgend wo innovative neue Firmen entstanden.Aber Apple, Facebook und Tesla - so toll sie auch sein mögen - sind nicht die US-Wirtschaft. Viel relevanter ist z.B., dass Ladenketten wie JC Penny ums Überleben kämpfen und Läden schliessen müssen. Das generiert zwar keine Schlagzeilen aber sagt mehr über den Zustand der US-Wirtschaft aus die medienwirksamen Berichte über iPhone-Verkäufe oder die Übernahme von Whatsapp durch Facebook.Wenn ich sehe was für neue Erfindungen vom Handy übers Laptop in dieser Zeit entstanden sind, dann wundert es mich nicht das Apple zum teuersten Unternehmen auf der Welt zählt, Facebook und Tesla sind in dieser Krise entstanden, viele innovative Unternehmen gingen an die Börse und das in einer Zeit als Schulden über Schulden gemacht wurden.