Langfristige - Strategie

Dieser Mechanismus würde ja bei leicht ansteigenden Zinsen erst mal weiterlaufen, könnte man annehmen. Z.B. 2004 als die Zinsen in 0,25% Schritten angehoben wurden hatte dies ja den Boom bezw. die Blase bei den Immobilien in USA gefördert.
Das ist richtig, wobei ab 2002 die Hypothekarzinsen ohnehin in bisher - für die USA - sehr niedrige Bereiche gesunken sind. Also so plusminus 6%.Es war ja erklärte Absicht des Proletencowboys (G. W. Bush), die Eigentumsquote an Immobilien in den USA zu erhöhen. Und diesmal hat Greenspan auch mitgemacht.

Spätestens seit November 2002 wurden die Märkte mit Kapital geflutet. Die vorangegangenen Geldfluten waren lediglich der geplatzten Dotcom-Blase bzw. 9/11 geschuldet.

Hinzu kam auch, dass die Fed vermehrt MBS als Collateral von den Banken akzeptiert hat, was die Kreditvergabe für Hypotheken weiterhin beflügelt hat. Zins hin- oder her.

Auch deshalb sind ja diese ultra-tiefen Zinsen ein grosses Problem. Sie nehmen zudem der Fed das einfachste Instrument aus der Hand die Konjunktur und die Währung zu beeinflussen. Mit der Zeit verlieren sie aber an Wirkung.
Ultratiefe Zinsen führen dazu, dass Kredite nicht mehr nur sinnvoll angelegt werden sondern - salopp ausgedrückt - für jeden Blödsinn aufgenommen werden. Staatsschulden sind nur ein Teil davon. Auch die Finanzierung eines neuen Autos (wobei die alte Karre noch läuft) oder eines Flachbild-TV (vor 10 Jahren noch ein erheblicher Kostenfaktor) müssen zumindest hinterfragt werden.

Ganz nach dem Motto der Werbung: "Kaufen Sie jetzt, bezahlen Sie später", wobei die böse Überraschung an dem Moment kommt, den die Werbung als "später" bezeichnet.

In einem Punkt bin ich aber mit Dir nicht einverstanden. Und zwar im Teilsatz "Fed ... Konjunktur ... beeinflussen".

Eine Zentralbank kann niemals die Konjunktur nachhaltig beeinflussen! Klar, sie kann dafür sorgen, dass auch inkompetente Firmen einen Kredit bekommen. Aber das bewirkt nur dass nach einem kurzfristigen Boom ein Bust folgt, wenn diese inkompetenten Firmen pleite gehen.

Da stellt sich die Frage, ob man nicht von Anfang an Kredite seriös vergeben soll. Also an Firmen, die ein gutes Konzept und eine Chance auf Erfolg haben. So, wie das früher mal von Banken Jahrhunderte lang praktiziert worden ist.

War es 1987, als Volker mit einer krassen Anhebung der Zinsen von 1% einen crash an den Börsen ausgelöst hatte um der Inflation zu begegnen aber vielleicht auch den Grundstein einer späteren nachhaltigen Erholung gelegt hatte?
Nö, das war 1980. Aber im Prinzip stimmt's.Die Quintessenz ist, dass Volcker durch seine Radikalkur von bis 20% Zinsen erreicht hat, dass die Verschuldungsorgie abgeebt ist und die Ausweitung der Geldmenge (+25% in den 1970ern) wieder auf normales Niveau zurückgeführt werden konnte. Dieser Abbau der Geldmenge bedeutete eine schwere Rezession in den Jahren 1980/81 und auch danach blieb die Bekämpfung der Inflation ein zentrales Thema. Schlussendlich konnte durch die hohen Zinsen die Neu-Kreditaufnahme gebremst werden während gleichzeitig bestehende Kredite zurückbezahlt wurden. Es kam somit zum gewünschten Effekt, der Reduktion der Geldmenge.

Halten wir mal fest: Um einen Überschuss der Geldmenge von 25% abzubauen, mussten die Zinsen auf 20% erhöht werden.

Seit 2000 ist die Geldmenge um 150% gestiegen.

Quizfragen: Wie hoch müssten die Zinsen jetzt steigen, um diesen Überschuss abzubauen? Und für wie lange? Und ist das überhaupt ein gangbarer Weg?

 
Mal etwas allgemeines zum Thema Diversifikation eines Aktien-PF aus meiner eigenen Erfahrung. Also in meinem Langfrist-Aktien-PF, also Anlagen die ich seit Jahren halte, da habe ich auch drei Fonds.Als ich 2001 sie kaufte, da war ich noch nicht so Beratungsressistent gegenüber Bankberatern und auch unerfahren gegenüber Aktienanlagen und so leuchtete es mir ein, auch international etwas diversifiziert zu sein. So legte ich also jeweils etwa gleich grosse Beträge in je einen Fond, die Asien, USA und Europa thematisieren. Ehrlich gesagt weiss ich bis heute nicht genau was sich darin befindet :oops: Der Grossteil des A-PF besteht aber aus Schweizer-Aktien. Nun meine Erfahrung is ernüchternd. Denn vor allem die Währungsverluste sind happig über diesen Zeitraum. Zudem haben der USA und der Europa-Fond auch in der jeweiligen Währung über diesen Zeitraum Federn gelassen. Sind wahrscheinlich viele Banken darin :mrgreen: Was aber die Verluste dieser beiden zum Glück ausgleicht is der Asienfond(auch in $) der Währungsbereinigt ca 188% performt hat. In $ hätte er 400% performt :eek: der $ aber fast 43% verloren..(..ich entnehme diese Zahlen einem PF-Auszug und über den Daumen gerechnet sieht das etwas dubios aus....404% — 43% = 188%). Alles in allem aber war diese globale Diversifikation gegenüber den Schweizeraktien kein Vorteil.Man liest ja immer Mal wieder, jetzt müsse man Europäische Aktien kaufen, dann eine Woche später man müsse US Aktien kaufen, dann wieder jetzt sei der Zeitpunkt wieder in den Schwellenländern. Meine Meinung is heute, mit Schweizer-Aktien hat man eine grosse Auswahl sich über Branchen sehr gut zu diversifizieren und viele dieser Firmen sind ja global aufgestellt und diversifiziert. Zudem hat man kein Währungsrisiko und man kann den Geschäftsverlauf in den hiesigen Medien mitverfolgen und man hat einen gewissen Überblick, da der Markt relativ klein ist, so kennt man mit der Zeit etwas die Firmen und deren Tätigkeiten und Zustand.

 
Da ich im Moment keine Zeit zum schreiben finde noch ein Text von Ken Fisher und einer von Thomas Grüner

Ein Aufschwung nach dem Ausstieg aus QE wird die Überraschung des Jahres. Die Aktienkurse lieben diese Art von Überraschungen. Verpassen Sie die Chance nicht.
Yep, das wäre tatsächlich die Überraschung des Jahres! :D :D :D Was dagegen, wenn ich den Artikel mal zerreisse? :p
Nein, im Gegenteil, ich finde deine Argumentationen interessant, jedoch werde ich deinen „Zerriss“ nicht mit Gegenargumente widerlegen. Deinen langjährigen Forumserfahrungen, sowie deinem sachlichen, rationalen analytischen Denken bin ich nicht gewachsen, da komme ich mit meinen Argumentationen an Grenzen, die ich nicht überschreiten will und wohl auch nicht kann.
Deswegen entferne ich mich mal von deinen Stärken und widme mich mehr deinen Schwächen zu. ;)

Also weg vom (negativen) analytischen denken, mit dem du uns erklärst, warum sich die Weltwirtschaft schon seit Jahren in der Grütze befindet und das System kollabieren wird, ich nehme an du hast da deine Meinung „noch“ nicht geändert!?

Hin zum (positiven) psychologischen denken, sprich sinkender Arbeitslosigkeit, moderaten Wirtschaftsaufschwung, seit fünf Jahren steigenden Aktienkursen und sinkenden Goldpreis.

Interessiert es einen Anleger, warum seine Aktien gestiegen sind, wenn ja, kann er sich diese Frage sachlich und rational erklären? Am Ende des Tages versuchen die Finanzmedien ihm eine Antwort auf seine Frage zu geben, eindrücklicher Weise finden sie auch immer wieder eine Antwort, ob die jetzt wirklich relevant für den Kursanstieg war ist zweitrangig, sie muss nur gut verpackt sein und überzeugend formuliert werden.

Die einzige richtige und klare Antwort auf diese Frage ist folgende[COLOR= #0000FF] „ Die Aktien sind gestiegen, weil die Nachfrage grösser als das Angebot war“[/COLOR]

Auf was schaut oder was interessiert einen Anleger als erstes, wenn er seinen Depotauszug anschaut und welche Fragen stellt er sich? Genau! Auf den Saldo, also auf die Endsumme! Er fragt sich zuallererst, wie viel Geld habe ich? Habe ich weniger oder mehr als beim letzten Mal? Erst danach stellt er sich die Frage, warum habe ich weniger, respektive und hoffentlich, mehr! Aha, ich habe mehr Geld, weil die Aktien gestiegen sind, die Anleihen sind in etwa gleich und das Gold ist etwas zurückgegangen.

Eingelullt und glücklich darüber, das sich nun mehr Geld auf seinem Konto befindet, verfällt der Anleger in emotionale Gedankengänge, diese spielen sich unbewusst ab. Das „Belohnungssystem“ des Gehirns, sprich der Nucleus accumbens, wird durch diese Gedanken angeregt. Diese Stelle im Gehirn (mesolimbischen System) ist verantwortlich für die Entstehung einer Sucht. Rein wissenschaftlich betrachtet sind dafür, Endorphine, Oxytocin sowie die Neurotransmitter Dopamin und Serotonin zuständig. Wie beim Verzehr von Süssigkeiten, beim Sport, beim Lachen oder beim Sex werden diese Botenstoffe beim betrachten des gestiegenen Depots vermehrt freigesetzt.

Diesen emotionalen Gefühlen kann sich kein Anleger entziehen, denn wie erwähnt, sie spielen sich unbewusst ab. Genau sowenig wie er willentlich Einfluss auf seinen Herzschlag, auf die Blutzirkulation oder auf die Verdauung nehmen kann, genauso wenig, hat er willentlich Einfluss auf die vermehrte Botenstoff Freisetzung. Dies zu Wissen ist für einen Anleger von entscheidender Wichtigkeit, deswegen stelle ich nachfolgend einen sehr langen aber Informativen Text von Andreas Ullmann hier rein, er schreibt über Emotionen beim Geldanlegen, kann ich jedem Anleger empfehlen.

Lange Rede kurzer Sinn, was ich damit ausdrücken will, wir sind nicht Herr im eigen Haus (Sigmund Freud (1856 - 1939) und schon gar nicht Herr über das eigene Depot. Das heisst wir können die besten und sichersten Assets im Depot haben, schon Morgen kann die Masse der Anleger diese vermeintlich sicheren Assets, im Preis runter und rauf treiben.

Folge dessen erachte ich es als einseitig ja sogar gefährlich seine Anlagephilosophie und Strategie rein auf rationalen und analytischen Gedankengut aufzubauen.



 
Da ich den Link nicht mehr finde, stelle ich den ganzen Text hier rein.

[SIZE= px]Von Andreas Ullmann[/SIZE]

[SIZE= px]Emotionen bei der Geldanlage verstehen – was Anleger unbewusst bewegt.[/SIZE]

[SIZE= px]Der bewegte Mensch[/SIZE]

„Emotion“, dieses Wort kommt aus dem lateinischen „ex“ = heraus und „motio“ = Bewegung. Emotionen sind also Gefühle, die uns Menschen „bewegen“. Sie können sowohl physische als auch psychische Veränderungen bei uns auslösen und beeinflussen manchmal bewusst, meistens jedoch unbewusst unser Verhalten.

Das wir Emotionen beim Thema „Geld“ nicht abschalten können, liegt auf der Hand und in der Natur der Sache. Denn.. unser Gehirn kennt „Geld“ nicht! Woher sollte es auch.

Der Mensch hat sich im Laufe von 2-3 Millionen Jahren Evolution entwickelt, davon waren wir in 99,8% der Zeit als Jäger und Sammler unterwegs. Erst der Ackerbau und die Viehzucht vor rund 10.000 Jahren führten zur Sesshaftigkeit und dem, was wir heute als Zivilisation bezeichnen. Das erste Papiergeld wurde hingegen erst vor rund 990 Jahren (im Jahr 1024 n.Chr.) in China von der Song-Dynastie ausgegeben. Die erste geregelte Börse wurde sogar erst vor rund 480 Jahren (1531 in Antwerpen) gegründet. Unser Gehirn hatte also gar keine Chance in der „kurzen Zeit“ ein Areal zu bilden, das uns hilft, mit Geld umzugehen bzw. „reich“ zu werden.

Neueste Erkenntnisse aus dem Bereich der „Neurofinance“, einer Wissenschaft die sich mit den aktiven Gehirnfunktionen bei Anlageentscheidungen beschäftigt, haben gezeigt:

„Entscheidungen die Geld betreffen werden in Hirnregionen getroffen, die für die Triebbefriedigung zuständig sind!“ (Quelle: „Neuro Finance“ v. Prof. Dr. Christian E. Elger)

Als unsere Vorfahren in Gestalt des „Homo Rudolfensis“ erstmals vor rund 2,5 Mio. Jahren in Südafrika auftauchten, hatten sie sicher auch andere Probleme, als sich eine erfolgreiche Anlagestrategie auszudenken. Es ging vielmehr um das nackte Überleben. Es gab weder Gesetze, noch eine Polizei die deren Umsetzung sichergestellt hätte. Dafür gab es Säbelzahntiger und zahlreiche andere hungrige Zeitgenossen, die in Ermangelung von Zäunen oder Hausmauern nicht davon abgehalten werden konnten, unsere ziemlich wehrlosen Stammesbrüder für eine Mahlzeit zu besuchen.

Leider war Feuer um diese Tiere abzuwehren noch nicht auf Abruf verfügbar. Das Gehirn des Homo Rudolfensis hatte nur etwa 1/3 der Größe unserer Denkorgane. Auf die Idee mit dem Feuer zu spielen kam erst „Homo Erectus“ (der aufrecht gehende Mensch) etwa 1,7 Mio. Jahre später. Vor 250.000 Jahren schließlich betrat der „Homo Sapiens“, der einsichtige, weise Mensch die Bühne dieser Welt und schickt sich seither an, die Welt an sich anzupassen und nicht umgekehrt wie es die Evolution vorgesehen hatte.

Das Gehirn war also darauf ausgelegt, unser Überleben in dieser feindlichen Umgebung zu sichern. Und dafür hat sich Mutter Natur auch so Einiges einfallen lassen.

Der Mensch – das Herdentier

„Gemeinsam mehr erreichen.“ – „In der Gemeinschaft sind wir stark.“ – „Einer für Alle, Alle für einen.“ usw. Diese Philosophien und Werbebotschaften haben durchaus etwas Wahres an sich, denn die einzige Chance für unsere Vorfahren zu überleben, war der Zusammenhalt, sprich ihre Herde!

Der Mensch ist nichts anderes als ein hochentwickeltes Säugetier das in Herden lebt und… „In der Herde passt man aufeinander auf“, wie Sid das Faultier in dem bekannten Film „Ice Age“ so treffend bemerkte. Nur wie funktioniert das eigentlich, dass individuell denkende Wesen so etwas wie Zusammenhalt entwickeln?

Ganz einfach.. mit „Empathie“ (Einfühlungsvermögen) und „Sympathie“ (Mitgefühl)! Die Natur hat uns Emotionen gegeben, damit wir uns in die Mitglieder unserer Herde hinein versetzen können. Damit wir „spüren“, wenn es ihnen schlecht geht und ihnen zu Hilfe eilen, wen sie in Gefahr sind. Ein Mensch ist uns übrigens dann „sympathisch“, wenn wir das Gefühl haben, ihm Vertrauen zu können, wenn unser Unterbewusstsein glaubt, er kommt uns zu Hilfe wenn wir ihn brauchen.

Mit diesem „Mechanismus“ sind wir übrigens nicht allein. Alle höher entwickelten Säugetiere, die in Herden leben, haben Emotionen. Denken Sie nur an Wale, Rehe oder des Menschen besten Freund, den Hund, der ja vom Wolf abstammt. Sie Alle leben in „Herden“ und manche bleiben ein Leben lang zusammen, auch ohne Trauschein.

Wie froh können wir sein, dass wir nicht von Insekten oder Amphibien abstammen. Oder haben sie schon einmal eine schwarze Witwe gesehen, die um ihren verblichenen Ehemann weint? Eher nicht. Bei Walen sieht das schon anders aus. Sie folgen einem gestrandeten Artgenossen nicht selten in den Tod oder warten verzweifelt vor der Küste auf dessen Rückkehr.

Die Herde gibt uns also Sicherheit, Geborgenheit, ein „gutes Gefühl“. Dieses gute Gefühl begleitet uns auch heute noch. Es ist fällt uns viel leichter „mit der Welle“ zu schwimmen und die Meinung der Gruppe zu teilen, als innerhalb „der Herde“ eine völlig andere Meinung zu vertreten als alle anderen. Wer schließt sich schon gerne von der Gemeinschaft aus? Wir fühlen uns also tendenziell besser, wenn Menschen die uns nahe stehen, die gleiche Entscheidung treffen wie wir. „Wenn Alle in diese Richtung laufen, kann es nicht so falsch sein“. Wissenschaftler nennen das schlicht den „Herdentrieb“.

Eigentlich eine prima Sache! .. doch leider auch das erste Problem unserer monetären Welt.

Halten Sie sich kurz vor Augen wie die Preisbildung an den Börsen funktioniert. Je höher die Nachfrage, desto höher der Preis und vice versa. Mit anderen Worten.. je mehr Menschen das gleiche Gut kaufen wollen, desto höher steigt der Preis. Da wir aber „Herdentiere“ sind, neigen Anleger dazu, immer dann zu kaufen, wenn alle euphorisch bzw. „heiß“ auf Aktien sind und dann in Panik zu verkaufen, wenn auch alle anderen raus wollen. Wir handeln an der Börse zyklisch, weil uns dieses Verhalten früher gerettet hat. Heute kostet es uns Geld.

Der Herdentrieb führt regelmäßig, seit hunderten von Jahren zu Blasenbildung (Euphorie) an den Börsen und zu Aktiencrashs (Panikverkäufe). Scheinbar können wir unser Verhalten auch nicht so einfach ändern.

In dem Buch „Dieses Mal ist Alles anders – acht Jahrhunderte Finanzkrise“ beweisen die Autoren Carmen Reinhart und Kenneth Rogoff, dass wir in dieser Sache sehr lernresistent sind. Aber wieso eigentlich? Was bringt uns dazu, immer wieder die gleichen Fehler zu machen und in Gier den „teuren Kursen“ hinterher zu laufen oder in Panik bei „günstigen Kursen“ zu verkaufen?

Wir sind nur der „Pressesprecher“

Wir glauben meist Entscheidungen in Gelddingen (oder in anderen Lebensbereichen) mit unserem rationalen Verstand zu treffen. Doch die Wahrheit dürfte für viele von Ihnen schockierend sein. Tatsächlich nimmt unser Gehirn täglich so viele Informationen auf, dass das Verarbeiten dieser Daten mit dem Bewusstsein viel zu lange dauern würde. Komplexe Handlungen wie Auto zu fahren oder Tennis zu spielen würde völlig unmöglich werden. Um zu verstehen von welchen Datenmengen wir hier reden, ein Beispiel:

Ein mp3-Player liefert 128.000 Bit/s an Daten. Ein DSL Anschluss satte 6.000.000 Bit/s und ein HD-TV Fernseher sogar 24.000.000 Bit/s. Unser Bewusstsein, dass was wir als Ratio bezeichnen, kann aber nur mickrige 60 Bit/s verarbeiten!

Man könnte auch sagen, wir leben in einer digitalen Welt, denken aber immer noch analog. Aber keine Angst, es gibt Hoffnung! Unser Unterbewusstsein schafft immerhin erträgliche 12.000.000 Bit/s. Damit dürfte auch klar sein, wie viel wir wirklich bewusst entscheiden.

Der Nobelpreisträger Daniel Kahnemann hat herausgefunden, dass Menschen täglich ca. 40. Mio Entscheidungen unbewusst treffen und nur ca. 11 – in Worten elf – Entscheidungen bewusst. Das sind 0,0000275% (!)Anteil bewusster Entscheidungen.

Die Natur hat mit dem menschlichen Gehirn ein unglaublich effektives System erschaffen. Information die unsere Sinnesorgane wahrnehmen werden zuerst sortiert, nach Relevanz gefiltert und vom Unterbewusstsein nach festen Regeln „abgearbeitet“. Das Gehirn verfügt über 100 Milliarden (!) Nervenzellen, von denen jede mit mindestens 1.000 anderen Zellen verbunden ist. Dadurch entstehen rund 100 Billionen (!) Synapsen und alle Informationen können in maximal 4 Schritten jede dieser Synapsen erreichen.

Würden Sie die Nervenbahnen unseres Gehirns aufwickeln, ergäbe sich ein Strang mit einer Länge von 5,8 Millionen Kilometern. Das ist der 145-fache Umfang unserer Erde. Dabei ist unser Gehirn effizienter als jeder Hochleistungscomputer.

Durch die systematische Arbeitsweise kann es 10 hoch 15 Rechenoperationen pro Sekunde durchführen und verbraucht dabei gerade einmal 20 Watt Energie. Zum Vergleich… ein Computer würde bei gleicher Rechenleistung 1.200.000 Megawatt benötigen! Leider ist es bei unserem Verstand wie bei jedem Computer… der User entscheidet über Sinn oder Unsinn der Nutzung.

Um Entscheidungen zu treffen greift unser Unterbewusstsein auf zwei Systeme zurück. Das Gedächtnissystem und das sogenannten Belohnungssystem.

Das Gedächtnissystem. Es enthält alle Erfahrungen und „Programme“ die unsere Spiegelneuronen gespeichert haben. Also das, was unsere Eltern uns an Wissen mitgegeben haben und die „Glaubenssätze“ die wir uns durch Erfahrungen im Laufe unseres Lebens angeeignet haben. Ein Glaubenssatz könnte z.B. sein… „Aktien sind riskant.“ Steckt dieser Glaubenssatz einmal in uns, ist es schwer ihn wieder los zu werden. Er löst bei einer Investitionsentscheidung bei der es um Aktien geht, automatisch ein „schlechtes Bauchgefühl“ aus. Unabhängig von den Chancen oder Risiken einer rationalen Betrachtung.

Das Belohnungssystem. Es ist der wahre Herrscher über unsere Emotionen. Von uhrzeitlichen Anforderungen geprägt, steuert das Belohnungssystem die Hormone, die unsere Stimmung und unser Verhalten maßgeblich beeinflussen. Dieser Bereich unseres Gehirns wird am meisten in seiner (Aus-)Wirkung auf unsere Entscheidungen unterschätzt, denn unser Bewusstsein hat keinen Einfluss darauf.

Unser Bewusstsein ist also nur „der Pressesprecher“, der wie in der Politik zwar nicht an der Entscheidung selbst beteiligt war, aber anschließend für die Öffentlichkeit eine gute Begründung findet, weshalb sie so getroffen wurde.

Macht uns mehr Geld glücklicher?

Wir orientieren uns stark an unserer Herde. Auch beim Thema Geld. Wie stark zeigt ein Experiment aus der Anlegerpsychologie „Behavioral Finance“.

Eine Gruppe Angestellter wurde befragt, wie sehr sie sich auf einer Skala von 1-10 freuen würden (wobei 10 Euphorie ist), wenn Sie morgen von ihrem Chef 500€ monatlich mehr Gehalt bekommen würden. Die meisten der Probanden gaben einen Wert zwischen 7 und 9 an. Jetzt sollten Sie sich vorstellen, dass ein Kollege den sie nicht leiden können, weil er sehr faul und intrigant ist, am gleichen Tag 1.000€ Gehaltserhöhung bekommen hat. Was glauben Sie, wie hoch wurde die empfundene Freude jetzt noch bewertet? Deutlich niedriger.. es wurden nur noch Werte zwischen 0 und 4 angegeben.

„Mehr Geld macht glücklicher. Aber nur bis zu dem Punkt, an dem unsere Grundbedürfnisse befriedigt sind! Danach entscheidet über unser Glück, ob die Personen in unserem Umfeld relativ zu uns mehr oder weniger Geld haben.“ (Quelle: „Satisfaction – Warum nur Neues uns glücklich macht“ v. Gregory Berns)

Oder etwas weniger wissenschaftlich und eher philosophisch ausgedrückt:

„Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.“ Dalei Lama

Dieser Effekt ist einer der Hauptgründe für Blasen an den Börsen. Denken Sie kurz zurück an die Zeit des Neuen Marktes. Praktisch jede Hausfrau, jeder Taxifahrer und natürlich auch Ihre Kollegen haben plötzlich über Aktien gesprochen, von deren Geschäftsfeld sie vorher nie etwas gehört hatten. Gebührenpflichtige Börsenhotlines schossen wie Pilze aus dem Boden und die sogenannten „Fachzeitschriften“ waren gespickt mit „heißen Tipps“ um schnell reich zu werden.

Wenn um Sie herum alle davon erzählen, wie viel Geld sie (gefühlt risikolos) in kürzester Zeit am Neuen Markt verdient haben und Sie (auch gefühlt) der Einzige sind, der noch nicht investiert ist, was denken Sie dann wohl? Genau.. Ich will auch!

Es kam wie es kommen musste. Sobald auch der letzte Privatanleger am Neuen Markt gekauft hatte, gab es keinen mehr, der noch kaufen konnte und dann.. fielen die Kurse.

Wenn man die Emotionen der Anleger in diesen Phasen der Euphorie oder Panik beobachtet, gewinnt man fast den Eindruck, Angst und Gier sind eine „ansteckende Krankheit“ die plötzlich alle erfasst und wie ein Virus am Markt um sich greift. Aber wie überträgt sich dieser „Virus“ eigentlich?

Unsere geheimen Gefühlssensoren

Bevor Menschen der Sprache mächtig wurden, was durch die Kehlkopfveränderung in der Zeit von vor 300.000 – 100.000 Jahren gewesen sein dürfte, konnten sie sich nur durch nonverbale, „intuitive“ Kommunikation miteinander verständigen. Körpersprache war hier das Mittel der Wahl von Mutter Natur. Sie gab uns „Sensoren“ mit, die uns befähigen, aus der Körpersprache unseres Gegenübers (Gestik und Mimik) intuitiv zu spüren, was er denkt und was er fühlt. Sie sorgten z.B. auch dafür, dass wenn Gefahr für die Herde drohte, die „Angst“ sich schnell verbreitete und damit jedem die Gefahr schnell bewusst wurde.

Das Geheimnis hinter diesen „Sensoren“ wurde erst 1995 von dem italienischen Neuro-Wissenschaftler Giacomo Rizzolatti von der Universität in Parma bei Versuchen mit Affen entdeckt. Er untersuchte, welche Nervenzellen beim Affen aktiv wurden, wenn dieser nach einer Nuß griff. Die Sensation war.. die gleichen Nervenzellen feuerten plötzlich auch Signale, wenn der Affe nur sah, dass ein anderer Affe nach einer Nuß griff. Nach eingehender Untersuchung dieses Phänomens stellte sich heraus, dass unser Gehirn lernt, in dem es „Kopien“ von Handlungen abspeichert. Ist eine Handlung erst einmal in einer Nervenzelle (Neurone) gespeichert und wir sehen diese bei einem Artgenossen, „simuliert“ unser Gehirn diese Handlung und spielt sie im Unterbewusstsein wie einen Film ab. Der Begriff der „Spiegelneurone“ war geboren.

„Spiegelnervenzellen sind Simulatoren für das, was andere tun.“ (Quelle: „Warum ich fühle, was Du fühlst – intuitive Kommunikation und das Geheimnis der Spiegelneuronen“ von Joachim Bauer)

Eltern kennen diesen Effekt von Babys. Was machen Eltern wenn sie ihr Kind füttern wollen? Richtig! Sie öffnen selbst intuitiv den Mund dabei und das Kind macht es nach. Es lernt durch Beobachtung, ein Leben lang, auch als Erwachsener. Mit etwa 3 Jahren kann das Baby dann auch etwas beobachten, ohne es direkt nachzumachen. Wenn eine Bewegung schon abgespeichert ist, feuern die Spiegelneuronen zwar noch, aber leiten keine motorischen Signale weiter. Sie simulieren den wahrgenommenen Prozess also nur noch..

Spiegelnervenzellen simulieren aber nicht nur den rein physischen Vorgang im Gehirn, sondern versetzen uns auch in die Gefühlslage des Anderen. Jeder der sich schon einmal in den Finger geschnitten hat weiß, dass wie schmerzhaft das ist. Was tun wir also automatisch, wenn wir jemand sehen, der sich gerade in den Finger schneidet? Genau.. Wir verziehen das Gesicht, als wenn wir die selbst die Schmerzen spüren würden.

Haben Sie sich noch nie gefragt, weshalb Sie automatisch gähnen müssen, wenn Sie jemand anderen gähnen sehen? Nicht Ihr Schlafmangel, sondern Ihre Spiegelneuronen sind schuld daran! Ihr Unterbewusstsein versetzt Sie selbst in die Lage Ihres müden Gegenübers.

Leider gibt es auch Menschen, die aufgrund einer Krankheit nur eine geringe oder keine Aktivität in den Spiegelneuronen haben. Diese Personen nennt man Autisten. Kennen Sie den Film „Rain Man“? Dustin Hoffmann spielt hier den autistischen Raymond, der zwar keine Beziehungen zu Menschen aufbauen kann, aber ein phänomenales Gedächtnis hat und ein mathematisches Genie ist. Einfachste Handlungen kann er nicht selbst machen und er verträgt auch keinerlei Abweichungen von seinem meist absolut gleichem Tagesablauf, was seinem selbstsüchtigen Bruder (Tom Cruise) alles an Verständnis und Nerven abverlangt.

Tatsächlich haben Autisten häufig eine mathematische Begabung. Der Hintergrund ist einfach... das Gehirn versucht die fehlende soziale Kompetenz mit höherer „Rechenleistung“ auszugleichen. Mit anderen Worten, das Gehirn versucht „zu berechnen“ wie sich der andere Mensch fühlt oder was seine Körpersignale sagen, was extrem schwierig ist.

Spiegelneuronen helfen uns aber nicht nur bei der Kommunikation mit Menschen. Sie helfen unserem Gehirn auch, Prognosen zu treffen, was die Menschen um uns herum als nächstes tun werden. Dabei werden die Körpersignale (Bewegung, Gestik) mit bekannten Mustern im Unterbewusstsein verglichen und eine Wahrscheinlichkeit berechnet, was als nächstes passiert. Ohne diese Funktion könnten wir nicht mal durch eine Menschenmenge am Bahnhof laufen oder eine befahrene Skipiste hinunter brausen ohne ständig mit anderen Menschen zu kollidieren.

Dieses Phänomen hat weitreichende Konsequenzen, denn wir nehmen die Informationen die unser Gehirn aufnimmt und deren Auswirkung auf uns selbst zum Großteil nicht bewusst war. Das Unterbewusstsein verarbeitet diese Sinneswahrnehmungen in Bruchteilen von Sekunden, die Spiegelneuronen färben die Informationen emotional ein und sorgen für die entsprechende physische oder psychische Reaktion. Ob Sie nun wollen oder nicht.

Die Macht der Massen

„Glück ist das Einzige, was sich verdoppelt, wenn man es teilt!“ Albert Schweitzer

Wir würden Herrn Schweitzer gerne Recht geben, doch leider schlägt auch dieses Pendel in zwei Richtungen. Spiegelneuronen funktionieren wie schwingende Stimmgabeln, die die emotionalen „Schwingungen“ unserer Mitmenschen auf uns übertragen. Emotionen sind also tatsächlich „ansteckend“. Waren Sie schon einmal in einem Fußballstadion oder bei einem Konzert? Haben Sie schon einmal Gänsehaut in einer Atmosphäre bekommen, in der viele Menschen im Gleichklang ihrer Emotionen „schwingen“? Dann konnten Sie selbst erleben, dass Ihre Spieleneuronen umso stärker feuerten, je mehr Menschen in diesem Moment die gleiche Stimmung mit Ihnen teilten. Das kann sich sehr gut anfühlen und positiv sein... denken Sie nur an die Fußball-WM 2006 in Deutschland und das „Public viewing“ in den Großstädten. Gänsehaut pur! Es kann aber leider auch ins Negative umschlagen.

Bleiben wir beim Fußball. Mit einem (Einzahl) Hooligan können Sie sich in der Straßenbahn vielleicht vernünftig unterhalten, aber wehe Ihnen stehen 1000 davon vor dem Stadion gegenüber und Sie haben den falschen Schal an. Vergessen Sie Kommunikation, Sie werden keine Zeit haben Argumente vorzubringen.

Der französische Arzt und Völkerkundler Gustav Le Bon war der Erste, der vor über hundert Jahren (1911) in seinem Buch „Psychologie der Massen“ beschrieb, wie wir Menschen in Herden funktionieren und das sich unser Verhalten in der Masse weniger vom Ratio denn mehr von Emotionen gesteuert wird.

„Es ist nicht der Geist, sondern die Dummheit, was sich in den Massen akkumuliert.“ Gustav Le Bon

Sein Werk ist nach wie vor gültig und gehört zur Pflichtlektüre von Psychologen und… wie könnte es anders sein, Politikern. Wie mächtig und teilweise gefährlich Massenpsychologie sein kann, zeigt die Vergangenheit. Das Buch von Gustav Le Bon leistete nicht nur Siegmund Freud gute Dienste, sondern war auch Grundlage für die Reden des Diktators Adolf Hitler und seines Propagandaministers Joseph Goebbels. Was folgte ist traurige Geschichte.

Massenphänomene dieser Art finden sich (sicher mit weniger tragischen Folgen) auch an der Börse. Angst und Gier sind starke Emotionen, die von Anleger zu Anleger weiter gegeben werden, um dann in Euphorie und Panik zu gipfeln, was meist das Ende einer Blase oder Krise einläutet. Allerdings sind es heute keine lokalen Stimmungsübertragungen von Herdenmitglied zu Herdenmitglied mehr .

Die Macht der Medien

Heute wird die Meinung und damit die Stimmung des Volkes maßgeblich durch die Medien bestimmt. Wer die Medien kontrolliert, kontrolliert die Massen!

Das zeigt die Geschichte eines jungen italienischen Staubsaugervertreters, der in seiner Freizeit als Sänger in einem Nachtclub arbeitete. Er gründete 1972 einen kleinen regionalen Fernsehsender, der gerade einmal im Umkreis von 2 km zu sehen war. Bis 1982 schloss er mehrere regionale Sender zu dem ersten landesweiten Fernsehen zusammen. Dann kamen große Verlagshäuser in Italien sowie weitere TV-Stationen in Frankreich, Deutschland und Spanien hinzu.

Im Januar 1994 trat er mit großem Medienaufwand in die Politik ein. Bereits 3 Monate (!) später, war er Ministerpräsident von Italien.

Trotz zahlreicher Skandale wegen Sexpartys mit Prostituierten und minderjährigen Mädchen, sowie über 24 Anklagen wegen Bestechung, Bilanzfälschung, unlauterer Wettbewerb, Meineid und nicht zuletzt Drogenhandel wurde er bis zu seinem Rücktritt im November 2011 insgesamt 3 mal als Ministerpräsident wieder gewählt und stellte 4 mal die Regierung von Italien.

Auch Dank der Medien dürften Sie jetzt wissen um wen es geht.. es ist Silvio Berlusconi, Medienmogul und 7-facher Milliardär.

„Ich fürchte drei feindselige Zeitungen mehr, als hundert Bajonette.“ Napoleon Bonaparte

Eigentlich ist der Medienauftrag ja die reine Information. Die sachliche Beschreibung von Ereignissen und Situationen. Nur das bringt keine Auflagezahlen und davon leben die Medien schließlich. Was der Leser tatsächlich will sind Emotionen und die werden nun mal durch Sensationen und polarisierende, emotionale Berichterstattung ausgelöst.

Nicht umsonst ist die BILD-Zeitung, die meist verkaufte Zeitung Europas. Über 12,5 Mio. Leser frönen täglich den Skandalen und Schicksalen bekannter Persönlichkeiten. Wohl auch wegen seiner „Fachkompetenz“ in diesem Bereich ist Dieter Bohlen einer der Hausautoren. Dennoch ist es schwer „bekennende“ Leser dieses Blattes zu finden, denn mit „Bildung“ hat die BILD sicher nur das Wort gemeinsam.

Die Berichterstattung wird auch im Bereich der Wirtschafts- und Finanznachrichten immer emotionaler und nimmt damit maßgeblich Einfluss auf die Gefühlswelt der Anleger. Wer zur Hochphase der Dotcom-Blase oder vor der Finanzkrise die Zeitungen aufgeschlagen hat, konnte daher nicht selten euphorische Artikel zur Börsenwelt lesen:

„10.000 Mark Monatsrente – mit Aktien kann es klappen!“ (Quelle: Bild-Zeitung im Januar 2000)

„Ein Lehrer fragt: Warum soll ich noch arbeiten, am Neuen Markt verdiene ich doch viel mehr?!“ (Quelle: Bild-Zeitung im März 2000)

„Wir sind sicher! – Die Börse steigt weiter“ (Quelle: Focus-Money im Juni 2007)

„Dax steigt bis 2010!“ (Quelle: Focus-Money im Oktober 2007)

Ähnliches las man Beispielsweise auch in „Der Aktionär“, „Börse-Online“ und anderen (zu dieser Zeit sehr beliebten) Fachzeitschriften. Sie waren Ausdruck der „Stimmung“ an den Märkten. Alle wollten Aktien und je euphorischer die Medien berichteten, desto größer wurde der emotionale Wunsch des Kleinanlegers, ein Stück vom Kuchen ab zu bekommen. Wenige Monate später, als keine Käufer mehr am Markt waren, weil Alle schon Aktien hatten, fielen die Kurse wieder und auch hier verstärkten die Medien die Ängste der Anleger und trugen so ihren Teil zu Panikreaktionen bei.

„Börsen-Panik! …und rasiert werden wie immer die Kleinanleger.“ (Quelle: Bild-Zeitung im Oktober 2000)

„Euro wackelt, Börsen taumeln – Hilfe mein Geld!“ (Quelle: Focus-Money im März 2009)

Massen- und Boulevardzeitschriften liefern ein gutes Bild über die Stimmung der breiten Bevölkerung. Sie sind damit ein guter Kontraindikator der zukünftigen Börsenentwicklung! Mit anderen Worten..

„Sei gierig, wenn andere ängstlich sind und sei ängstlich, wenn andere gierig sind.“ Warren Buffet

Tipp: Sollten Sie also das nächste Mal am Zeitschriftenregal der Tankstelle vorbei gehen und auf dem Titelblatt einer „qualifizierten Finanzzeitung“, wie der BILD, etwas extrem Positives oder Negatives über Aktien lesen, wissen Sie ja jetzt, was Sie wirklich tun sollten.

Doch was passiert eigentlich in uns, wenn wir Gewinne oder Verluste erleiden? Wie beeinflussen Angst und Gier unsere Entscheidungen?

Um das zu verstehen müssen wir wieder zurück zu Mutter Natur und unseren frühen Verwandten. Neben den Spiegelneuronen als Sensoren für das Umfeld, hat uns die Natur auch Emotionen mitgegeben um die entsprechenden physischen und psychischen Reaktionen in uns auszulösen. Die Wiege der Emotionen liegt dabei im Gehirn und wird im Wesentlichen von drei Hormonen gesteuert, die für unsere Vorfahren überlebenswichtige Aufgaben erfüllten.

Dopamin für Motivation, Euphorie und Glück

Adrenalin für Kampf oder Flucht

Serotonin für emotionale Ausgeglichenheit, Entspannung und inneren Frieden

Dopamin – Lust Saft und Macho Hormon

Der „Macho“ unter den Hormonen ist das Dopamin, auch Lust- oder Glückshormon genannt. Er ist unser Antriebsstoff, der uns motiviert etwas zu wollen, etwas anzupacken. Er löst ein Gefühl von Freude, Glück und Stärke in uns aus und vor allem.. das Verlangen nach mehr davon!

Früher eine notwendige Eigenschaft, denn Dopamin wird bei „Jagderfolg“ ausgeschüttet. Es ist das „Belohnungshormon“ des Gehirns. Wenn die Krieger der Herde also ein Mammut erlegt hatten, wurden sie von Ihrem Gehirn mit einer ordentlichen Dopamin Ausschüttung belohnt und waren so hoch motiviert, beim nächsten Mal wieder den Kampf mit diesem gefährlichen Gegner aufzunehmen.

Vielleicht ahnen Sie schon, was heute bei Ihnen Dopamin ausschüttet? Richtig.. Gewinne! Jedes Mal wenn Sie am Spieltisch oder an der Börse einen Gewinn machen, belohnt Sie Ihr Gehirn mit dem Glückshormon. Eigentlich keine schlechte Geschichte, wenn da nicht die Nebenwirkungen wären.

Dopamin führt zu Selbstüberschätzung! Der Begriff „Supermannhormon“ kommt nicht von ungefähr. Nicht wenige Anleger, die zwischen 1998 und 2000 am Neuen Markt viel Geld verdient hatten, war sicher auch wegen Dopamin der Meinung, ein besonderes Händchen für Aktien zu haben. Tatsächlich war es praktisch unmöglich zu dieser Zeit und in diesem Markt kein Geld zu verdienen. In den darauffolgenden drei Jahren wurden viele dieser Investoren dann schmerzhaft wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.

Das größte Problem an Dopamin jedoch ist… es macht süchtig! Was auch der Grund ist, weshalb Spielsüchtige am einarmigen Banditen stetig Münzen einwerfen bis sie pleite sind. Sie wollen einfach immer wieder die berühmten vier Zitronen in einer Reihe sehen und dieses tolle Gefühl der Dopamin Ausschüttung erleben. Jeder kennt den Warnhinweis:

" Glücksspiel kann süchtig machen "

Dennoch ist Dopamin auch für unser heutiges Leben unabdingbar. Ohne Dopamin hätten wir zu absolut nichts Lust, wären Antriebs- und Energielos und würden uns für nichts interessieren. Ein langweiliges Leben wenn Sie mich fragen und auch gefährlich, da man leicht in chronische Depression abrutschen kann. Dann doch lieber ab und zu einen ordentlichen Schub Glückshormon und weiter geht’s mit dem nächsten Thema!

Adrenalin – Kick für den Augenblick

Stellen Sie sich vor, Sie haben gerade mit einigen Jägern Ihrer Herde ein ordentliches Mammut erlegt, sind auf dem Rückweg zu Ihrem Lager und freuen sich (noch vom Dopamin euphorisiert) auf einen ordentlichen Braten (sie gehören also zur Generation nach Homo Erectus und hatten schon Feuer). Plötzlich werden Sie von einem feindlichem Stamm angegriffen, der Ihr Mammut klauen will und …da passiert es!

In Bruchteilen von Sekunden schüttet Ihre Nebenniere Adrenalin aus.. der Herzschlag schnellt nach oben, der Blutdruck erhöht sich, Ihre Bronchien erweitern sich um mehr Sauerstoff zu bekommen, die Fettverbrennung erhöht sich und es wird Glucose ins Blut abgegeben um maximale Energie bereit zu stellen. Ihr Körper ist jetzt auf Höchstleistungen vorbereitet! Sie müssen sich nur noch entscheiden.. Kampf oder schnelle Flucht?

Adrenalin ist ein Stresshormon. Von der Natur für Extremsituationen, die über Leben und Tod entscheiden, geschaffen und von der Nebenniere produziert. Daher stammt auch der Name: aus dem lateinischen von „Ad“ = zu und „ren“ = Niere. Es wurde Ende des 18. Jhd. entdeckt und war damit das erste synthetisch hergestellte Hormon.

Der „Kick für den Augenblick“ kann wörtlich genommen werden. Adrenalin hat eine Abbaurate von 50% innerhalb von 1-3 Minuten im Blut. D.h. in wenigen Minuten ist Alles wieder vorbei.. und das ist auch gut so! Eine hochempfindliche „Maschine“ wie den menschlichen Körper dauerhaft in diesem Hochleistungs-Zustand zu halten würde nicht lange gut gehen.

Die Nebenwirkungen von Adrenalin haben Sie bestimmt schon einmal vor einem wichtigen Termin, einem Rendevouz oder einem Vortrag vor vielen Menschen erlebt. Herzklopfen, starkes schwitzen und ein trockener Mund sind typische Zeichen eines ordentlichen Adrenalinschubes. Flüchten geht heutzutage da meistens nicht.. bleibt also nur der Kampf.

Wann wird Adrenalin wohl ausgeschüttet, wenn es um Geld geht? Genau, bei Verlust! Jemand hat Ihnen etwas weggenommen, Ihr Geld nämlich. Und das lassen Sie sich doch nicht gefallen oder? Sie wollen es sich zurückholen! Also Kampf.

„Der Mensch neigt eher dazu, Schmerz zu vermeiden, als Freude zu gewinnen.“ Sigmund Freud

Hier beginnt die Problematik von Verlusten. Die psychologische Wirkung von Adrenalin ist doppelt so hoch, wie die von Dopamin. Mit anderen Worten.. wir hassen Verluste doppelt so sehr, wie wir Gewinne lieben.

Testen Sie sich selbst. Wenn Sie zwei Aktien hätten, die Beide 100€ beim Kauf gekostet hätten und jetzt bei 80€ bzw. 120€ stehen, welche würden Sie verkaufen wenn Sie Geld brauchen? Studien aus der Behavioral Finance zeigen, dass über 90% der Befragten die Aktie mit Gewinn (120€) verkaufen würden. Die Verlustaktie würden die meisten Probanden behalten, „bis sie wieder im Plus ist“.

Wozu führt das wohl? Exakt… wir neigen dazu, Gewinneraktien zu früh zu verkaufen und behalten Verlustaktien zu lange.

„Verluste führen zu einer selektiven (verzerrten) Wahrnehmung von Chance und Risiko.“ Daniel Kahneman, Psychologe und Nobelpreisträger

Untersuchungen von Börsenhändlern haben gezeigt, dass sie, wenn sie Vormittags Verluste gemacht haben, am Nachmittag deutlich höhere Risikopositionen eingehen als im Durchschnitt. Wir neigen dazu, Verluste „wieder rein holen“ zu wollen und verlieren damit unsere Risikoaversion. Das ist der Grund, weshalb wir oft „schlechtem Geld“ nochmal „gutes Geld“ hinterher werden und bei Minusaktien eher nachkaufen um „zu verbilligen“ als die Reißleine zu ziehen und den Verlust zu begrenzen.

Adrenalin ist also eine gute Lebensversicherung, aber ein sehr schlechter Anlageberater.

Tipp: Wenn Sie Verlustaktien im Depot haben, beantworten Sie sich schnell und ehrlich folgende Frage… „Würde ich, wenn ich den Gegenwert der Aktie Cash auf der Hand hätte, in den gleichen Wert heute neu investieren, ja oder nein?“

Sollten Sie die Frage mit Nein beantworten, verkaufen Sie besser. Der einzige Grund, weshalb Sie die Aktie noch halten, ist Ihre Verlustaversion.

Serotonin – Hängematte für die Seele

Um die Wirkung von Serotonin zu beschreiben, stellen Sie sich am besten einen karibischen Strand vor. Zwei Palmen zwischen denen eine Hängematte sanft in der Meeresbrise hin und her wippt. Sie legen sich entspannt hinein, hören das hypnotische rauschen der Wellen, die auf den weißen, warm Sand gleiten und lassen sich von den Sonnenstrahlen angenehm den Bauch wärmen. Was mehr kann man sich wünschen, außer dass dieser Moment nie endet?

Vielleicht fällt Ihnen ja noch das Eine oder Andere ein.. in jedem Fall schüttet Ihr Gehirn gerade ordentlich Serotonin aus.

Serotonin ist unser „Entspannungshormon“. Es sorgt für emotionale Ausgeglichenheit, innere Ruhe und ein Gefühl der Zufriedenheit. Dabei unterdrückt es erfolgreich Angstgefühle, Aggression, Depression und sogar Hunger. Mit anderen Worten, Serotonin ist Wellness für die Seele.

Wodurch wird Serotonin ausgeschüttet? Nun, eigentlich durch die schönen Dinge des Lebens, als da wären: Sonnenschein, Kohlenhydrate (z.B. Schokolade) und Sex bzw. der erfolgreiche Abschluss desselben.

Allerdings ist der Mythos von der Schokolade als Frustkiller eben das, ein Mythos. Schokolade enthält ca. 1 μ/g Serotonin. Verglichen mit dem Spitzenreiter, der Walnuss, die stolze 300 μ/g Serotonin enthält, ist der antidepressive Effekt des kakaohaltigen Naschwerkes doch eher bescheiden.

Weshalb hat Mutter Natur uns eigentlich dieses tolle Hormon mitgegeben? Hatte Sie nur einen spendablen Moment oder steckt doch mehr dahinter? Nun, ein „soziales“ Zusammenleben, das nur von Angst und Aggressivität geprägt wäre, würde wohl ein schnelles aussterben unserer Spezies bedeuten. Ein urzeitlicher Stammesanführer, der bei jeder Kleinigkeit ausrastet und wild um sich schlägt, trägt sicher nicht zu sozialem Zusammenhalt bei. Serotonin ist der Ausgleich zwischen den Extremen. Es lässt uns locker und entspannt aufeinander zugehen, stärkt das Sozialverhalten, verhindert Selbstmordgedanken (Antidepressiva) und sichert damit ein friedvolles „Über“-Leben.

Was hat das entspannende Serotonin jetzt mit der Geldanlage zu tun? Leider Nichts.. und genau das ist das Problem!

Serotonin wird sowohl von Dopamin, als auch von Adrenalin massiv unterdrückt.

Jedes Mal wenn Sie in Ihr Depot schauen, gibt es zwei Möglichkeiten.. Sie haben Gewinne und schütten Dopamin aus oder Sie haben Verluste und schütten Adrenalin aus. Beides trägt jedoch wie beschrieben nicht gerade zur Entspannung bei. Mehr noch, es führt definitiv zu Fehlentscheidungen!

„Je häufiger ein Anleger seine Anlagen überprüft, desto häufiger ändert er seine ursprüngliche Anlagestrategie und desto schlechter ist sein langfristiger Anlageerfolg.“ (Quelle: „Neuro Finance“ v. Prof. Dr. Christian E. Elger)

Versuche aus der Neuro-Finance haben gezeigt, dass die Erfolgschancen für eine Anlagestrategie bei einer Betrachtungsdauer von 1 Tag bei knapp 50% liegen. Das heißt, wenn Sie täglich in Ihr Depot schauen, werden Sie nicht lange an einer Strategie festhalten. Sie könnten auch gleich eine Münze werfen. Bei einer Betrachtungsdauer von einem Jahr allerdings steigt die Erfolgswahrscheinlichkeit auf über 80%.

Tipp: Halten Sie also einen respektvollen Abstand zum Markt. Strategieveränderungen sind nur nötig, wenn sich fundamental wirklich etwas geändert hat. Was Sie kurzfristig sehen sind nur Schwankungen (Volatilität) KEINE Rendite! Schalten Sie „Störgeräusche“ aus indem Sie nicht häufiger als notwendig Börsennachrichten verfolgen und prüfen Sie, ob sich die Fakten wirklich fundamental verändert haben oder die Medien nur „Panikmache“ betreiben. Im Gegenteil, nutzen Sie extreme Panik um auch mal wieder über antizyklische Käufe nachzudenken. Dann werden Sie entspannter und erfolgreicher investieren als je zuvor.

[SIZE= px]FAZIT[/SIZE]

Falls Sie sich bei den vorangegangenen Zeilen und den gezeigten Verhaltensweisen ab und zu „ertappt“ gefühlt haben, dann sind Sie in bester Gesellschaft. Aktuell teilen knapp sieben Milliarden Individuen auf diesem Planten (inklusive des Autors) Ihre Erfahrungen in Sachen Emotionen. Emotionen sind ein wichtiger Teil von uns Menschen und ohne sie wäre ein

soziales Zusammenleben unmöglich. Mehr noch.. ohne Emotionen wäre unser Leben nicht lebenswert!

Was die Geldanlage betrifft, ist der erste Schritt zum erfolgreichen Umgang mit Emotionen, sich so zu akzeptieren wie man ist! Kämpfen Sie nicht dagegen an, sie würden verlieren. Es ist praktisch unmöglich seine Gefühle von Entscheidungen fern halten zu wollen, denn sie sind ein fester Bestandteil des Prozesses der dabei im Gehirn abläuft.

Wenn Sie das nächste Mal Anlageentscheidungen treffen, lesen Sie sich diese kurzen Tipps nochmal durch:

1. Laufen Sie nicht jedem Modetrend hinterher. Wenn Alle bestimmte Aktien (z.B. Solar, Gold, Immobilien etc.) kaufen ist es meist schon zu teuer! Heben Sie Geld für die „Panikmomente“ auf um günstig einzusteigen. Lesen Sie „reißerische Zeitungsartikel“ als „Kontraindikator“ nicht als Empfehlung.

2. Begrenzen Sie Verluste und lassen Sie Gewinne laufen! Wir neigen dazu, schlechte Aktien zu lange zu halten und Gute zu schnell zu verkaufen. Verluste sollten 20% nicht übersteigen, da Sie sonst überproportional viel Gewinn machen müssen, um wieder „auf Null“ zu sein. Weniger ist besser!

3. Wenn Sie Verlustanlagen haben, stellen Sie sich die Frage „Würde ich die gleiche Anlage für das Geld, was es JETZT Wert ist, HEUTE kaufen oder nicht?“ Ist die Antwort NEIN, verkaufen Sie sofort und realisieren Sie den Verlust.

4. Egal wie viel Verlust Sie gemacht haben… setzen Sie NIE Alles auf eine Karte um es „wieder rein zu holen“! Weg ist weg! Verluste verführen uns, viel höhere Risiken einzugehen, als wir unter normalen Umständen eingehen würden und als Gesund ist.

5. Halten Sie so viel Abstand vom Tagesgeschehen des Marktes wie möglich. Reduzieren Sie „Störgeräusche“! Prüfen Sie Ihre Positionen nur so häufig wie absolut nötig um die fundamentalen Fakten Ihrer Strategie zu prüfen. Je häufiger Sie den Markt und die Nachrichten beobachten, desto schneller werden Sie von den Emotionen der Massen mitgerissen und geraten in Euphorie oder Panik und werfen Ihre ursprüngliche Strategie über den Haufen.

Und natürlich… nutzen Sie Ihre Emotionen nur noch für die wirklich wichtigen Dinge im Leben, für die Mutter Natur diese auch vorgesehen hat...

Für die Menschen die Sie lieben… Ihre Herde!

Alles Gute dabei wünscht Ihnen

Ihr

Andreas Ullmann

 
...jedoch werde ich deinen „Zerriss“ nicht mit Gegenargumente widerlegen. Deinen langjährigen Forumserfahrungen, sowie deinem sachlichen, rationalen analytischen Denken bin ich nicht gewachsen, da komme ich mit meinen Argumentationen an Grenzen, die ich nicht überschreiten will und wohl auch nicht kann.
Schade :oops:


Interessiert es einen Anleger, warum seine Aktien gestiegen sind, wenn ja, kann er sich diese Frage sachlich und rational erklären?
Zumindest sollte er das tun! Er sollte sich die Frage stellen weshalb seine Aktien gestiegen sind und entsprechend, ob diese Argumente auch noch in Zukunft "ziehen":Sind die Aktien gestiegen, weil mehr gratis-pumpenkohle verfügbar ist?

Sind sie gestiegen, weil die Unternehmen mehr Gewinne erwirtschaftet haben?

Schlussendlich ist es für den Anleger egal, warum seine Aktien gestiegen sind. Entscheidend ist, ob sie auch weiterhin steigen werden. Wenn sie nämlich (wahrscheinlich) fallen, sollte er sie abstossen. So gesehen sind die Begründungen für den Aktienanstieg also durchaus relevant.

* Haben wir eine steigende Geldmenge, die - unter anderem - nach Aktien jagt? - Ja, haben wir. Auch wenn die Geschwindigkeit der Gelddruckerei abnimmt.

* Haben wir eine erstarkende Wirtschaft, also mehr Konsum und somit mehr Unternehmensgewinne? - Nein, haben wir nicht.

* Haben wir höhere frei verfügbare Einkommen der US-Konsumenten, die für knapp 70% der US-Umsätze stehen? - Nein, haben wir nicht. Im Gegenteil, die Realeinkommen sinken während die Zinsleistungen steigen. Der US-Konsument wird also eher weniger als mehr konsumieren.

 
Vielleicht ahnen Sie schon, was heute bei Ihnen Dopamin ausschüttet? Richtig.. Gewinne! Jedes Mal wenn Sie am Spieltisch oder an der Börse einen Gewinn machen, belohnt Sie Ihr Gehirn mit dem Glückshormon. Eigentlich keine schlechte Geschichte, wenn da nicht die Nebenwirkungen wären.Dopamin führt zu Selbstüberschätzung! Der Begriff „Supermannhormon“ kommt nicht von ungefähr. Nicht wenige Anleger, die zwischen 1998 und 2000 am Neuen Markt viel Geld verdient hatten, war sicher auch wegen Dopamin der Meinung, ein besonderes Händchen für Aktien zu haben. Tatsächlich war es praktisch unmöglich zu dieser Zeit und in diesem Markt kein Geld zu verdienen. In den darauffolgenden drei Jahren wurden viele dieser Investoren dann schmerzhaft wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.
Ich gehöre selber zu denen die diese Erfahrung machen mussten (oder durften) mit dem Hype der "neuen Märkte" und dabei auf die Schnauze fiel, jedoch mit vertretbaren Summen, wo mich wohl eine instinktive Skepsis gegenüber der wahrnehmbaren Welt schützte. Heute denke ich dies war ein sehr wichtige Erfahrung um mich und mein Verhalten besser kennen zu lernen. Ich weiss, dass ich von gierig bis panisch bin wenn es um Kohle geht und auch existentielle Ängste sind mir nicht fremd.Diese Selbsterkennung kann man wohl oder übel halt eher durch Verluste machen als durch Gewinne. Wie reagiert man wenn es kracht? Welche Gedanken gehen da einem durch den Kopf. Wie cool bleibt man, wenn die Börsen während mehreren Tagen jeweils um 5% fallen. Auch dies habe ich dann erlebt. Nun ohne der Erfahrung des EInbruchs der neuen Märkte, da hätte ich vielleicht ganz anders reagiert. Doch war die Konsequenz aus dieser Erfahrung eben die einfache Schlussfolgerung: Es wird nie alles gleichzeitig einbrechen. Das Geld fliesst immer irgendwo hin. Daher war meine Schlussfolgerung für mich, ich muss diversifiziert sein. So will ich meine Performance auch gar nicht mit irgend einem Index messen. Dies ist mein persönlicher Kampf letztendlich, den ich da mit unabsehbaren Kräften austrage. Niemand (ausserhalb meiner privaten Welt) wird meine Verluste mit mir teilen ebensowenig meine Gewinne. :mrgreen:Inwieweit Aktien steigen oder allenfalls Gold steigt oder beides sinkt oder nur das eine oder andere, ob Deflation oder Inflation, ich kann dies nicht beeinflussen. Nur mein Verhalten kann ich versuchen zu steuern und mich versuchen so zu positionieren wie ich es für richtig halt aufgrund meiner EInschätzung die sich ja von Tag zu Tag etwas ändert, ich aber aus Erfahrung weiss, dass dies nichts an mir ändert. Somit wäre ich allenfalls selbst im krassesten Bullenmarkt diversifiziert und müsste vielleicht damit leben halt nicht mithalten zu können mit den Oberbullen die dann natürlich eine bessere Performance hätten. Is mir aber egal. Bei mir geht Sicherheit vor und ich kann mich alles andere als beklagen. Na ja, vielleicht waren natürlich die sehr volatilen Märkte der letzten 12 Jahre, wo aber Gold und Aktien bisher positiv performten, genau das richtige Umfeld für Skeptiker und Pragmatiker und Opportunisten wie ich es wohl bin. Ohne Selbsterkennung, das denk ich, da besteht das grosse Risiko, dass man an den Börsen scheitert, wenn es bumm macht, wenn man dieses bumm nicht kennt und akzeptieren kann, dass dies nichts persönliches ist, sondern eine Naturgewalt, der man halt dann ausgeliefert ist mit seiner Positionerung. Und es wird halt aus meiner Sicht über kurz oder Lang wieder Bumm machen, falls ich mich irre, so um so Besser, dann werde ich auch profitieren. Beim Bumm werd ich nich profitieren aber es halt so nehmen wie es kommt. DIe Thesen des MF des Kollapses die sind mir ebenso wenig fremd wie der Optimismus des John Doe. Ich bin wohl eine Ratte die alles frisst. :mrgreen:
 
Inwieweit Aktien steigen oder allenfalls Gold steigt oder beides sinkt oder nur das eine oder andere, ob Deflation oder Inflation, ich kann dies nicht beeinflussen.
Also Diversifikation vom Feinsten ;)Schlussendlich also Diversifikation zwischen Aktien, die langfristig am besten performen aber auch wertlos werden können. Versus.Gold, das überhaupt keine Rendite generiert aber auch nie wertlos werden kann.
 
1.) Deinem ersten Satz stimme ich zu. Beim zweiten Satz auch noch. Beim dritten widerspreche ich vehement, denn während deinem [COLOR= #FF0000](wahrscheinlich) [/COLOR] kann man sehr viel Geld verdienen, wenn die Aktien nämlich Trotz deinen Argumenten, weiterhin steigen.
Stimmt: Wenn sie steigen!Es ist gut möglich, dass die Aktien nach +100% in 5 Jahren nun nur noch ein Potenzial von +10% haben, bevor sie 50% fallen.

Phantasiezahlen! Allerdings begründet darin, dass die Aktien in den letzten 5 Jahren weitaus stärker gestiegen sind als die Wirtschaftsleistung.

Wie auch immer: Wer sich dafür entscheidet, Aktien zu halten, auch wenn sie stark korrigieren, der soll drin bleiben.

2.)War dies vor fünf Jahren anders, als du dannzumal schon zum Ausstieg aus Aktien geraten hast? Nein, die Situation war in etwa gleich nur Zahlentechnisch etwas anders.
Hab ich 2009 zum Ausstieg aus Aktien geraten? Link?


3.) Natürlich haben wir in vielen Staaten eine erstarkende Wirtschaft, mit mehr Konsum und mehr Unternehmensgewinnen.
Nö, haben wir nicht. In welchem Staat denn?


4.) Die Amis sind innovativ, sobald sie auch nur einen Hauch von Wirtschaftserholung spüren fangen sie an zu investieren, die US Arbeitslosenzahl sinkt moderat aber stätig, ergo mehr Arbeitnehmer die mehr konsumieren und investieren.
a) Die US-Industrie beginnt dann zu investieren, wenn die Kapazitätsauslastung etwa 80% erreicht hat und die Tendenz steigend ist. Derzeit ist die Tendenz bestenfalls konstant. Es gibt also keinen Grund, zu investieren, so lange kein steigender Konsum erwartet werden kann.
Guckst Du Einzelhandelsumsätze:

retail-ab1993.gif


b) Die Arbeitslosenzahlen sind irrelevant, denn sie berücksichtigen nicht jene Arbeitslosen, die es aufgegeben haben, nach Arbeit zu suchen. Das hat mittlerweile übrigens sogar die Fed erkanne.

Viel wichtiger ist dieser Faktor: Die Beschäftigungsquote (= Arbeiter im Altersbereich 16-65 Jahre, die eine Arbeit haben)

Labour-force-participation-rate.jpg


Was einen Anleger interessiert, werden die Aktien in den nächsten drei Jahren höher notieren als heute. Ich gehe davon aus, ich ging auch schon vor drei Jahren davon aus, als du zum Ausstieg aus Aktien geraten hast und zum Goldinvestment. Dadurch sind dir zirka 60% Wertsteigerung entgangen.
Auf Sicht von drei Jahren: Ja, durchaus.Auf Sicht 7 Jahre (= Aktien-hoch 2007 vs. aktuelles Aktien-Hoch) sieht es etwas anders aus. Es ist halt immer die Frage, welchen Zeitraum man betrachtet.

Das meinte ich mit deinen Schwächen, du denkst zu rational und vergisst dabei das Emotionale, jedoch werden die Kurse durch Emotionen und Erwartungen bewegt.
Teilweise ja (= die Kurse werden durch Emotionen bewegt), langfristig aber nein:Du kannst nicht erwarten, dass die US-Konsumenten mehr ausgeben, wenn sie a) sparen und b) weniger Geld in der Tasche haben.

Dabei will ich nicht ausschliessen, dass es zwischenzeitlich eine Disneyland-Euphorie gibt und alle an ein Wunder glauben aber schlussendlich wird es immer die Realität sein, die die Fakten schafft. Und die Realität sieht im Momemt halt so aus, dass die Konsumenten weniger Geld in der Tasche haben.

Natürlich wäre auch möglich was Du in anderen Postings kolportiert hast, nämlich, dass es irgend wie gelingt, die Konsumenten dazu zu veranlassen, ihre Schulden erneut aufzublasen. Aber auch das wäre langfristig nicht wirklich nachhaltig.

Das würde zwar zu einem kurzfristigen Aufschwung führen, den man durchaus auch long traden könnte, andererseits aber gefolgt durch einen entsprechend grösseren Abschwung, den man eben so erfolgreich short traden könnte.

Für den Langfrist-Investor sehe ich allerdings keinen Vorteil darin, wenn kurzfristig die Schuldenlage zu Gunsten schneller Gewinne der Konsumindustrie aufgepumpt würde.

 
Niemand (ausserhalb meiner privaten Welt) wird meine Verluste mit mir teilen ebensowenig meine Gewinne. :mrgreen:
So ist es dann auch nicht, beim zweiten wäre ich durchaus zum teilen bereit :cheers: Ich finde deine Erkenntnis sehr aufschlussreich sowie richtig, deine Diversifikationsdenken entspricht deinem Naturell und dieses hast du durch Erfahrung kennengelernt. Das du danach handelst und dich weder von Angst noch Gier beeinflussen lässt, wird dir zukünftig eine befriedigende Rendite bescheren. :eek:k:
 
2.)War dies vor fünf Jahren anders, als du dannzumal schon zum Ausstieg aus Aktien geraten hast? Nein, die Situation war in etwa gleich nur Zahlentechnisch etwas anders.
Hab ich 2009 zum Ausstieg aus Aktien geraten? Link?
Irgendwie hat die die Technik wohl etwas verrückt gespielt, dass sich John hier selber zitiert. Doch klar is es ja der MF der da antwortet.Als Zeitzeuge und ohne Link, kann ich aber dies doch bestätigen, dass du diese Tendenz klar hattest und auch mir selber mal bei Gelegenheit dazu geraten hast Aktien in Gold zu tauschen. Ich nehme dir das aber nich übel. Ich finde auch, dass deine Skepsis, aus meiner Sicht, gegenüber der eben wahrnehmbaren Welt für mich SInn macht. Nur Anlagetechnisch da hat das halt so seine Schwachpunkte. Denn Aktien sind halt auch Renditeanlagen. Gerade jetzt schneien wieder die Dividenden rein. Das taten sie auch in den dunklen Monaten der abstürzenden Börsen. Und über die Jahre spielt dies ein nich unwesentlicher Anteil an der Gesamtperformance.Ich schliesse auch nich aus, dass die Konsequenzen der drastischen Massnahmen der ZBs eben zu starker Inflation führen kann. Aber wie John ja geschrieben hat, manchmal muss man auch einfach etwas "dumm" sein können und die Logik aussen Vor lassen beim Anlegen. Is ja im Leben ebenso.Ich war auch viel zu skeptisch gegenüber den Aktien im 2010 und hätte ich ich damals auf John gehört, so könnt ich ihm ja heute danken, da ich anstatt mein Gold aufzustocken ich eben die Aktien aufgestockt hätte. Na ja, is halb so schlimm, da ich mir selbst immer auch eine Gegenstimme gebe und ich marginal und langsam meine Positionen verschiebe.
 
Hab ich 2009 zum Ausstieg aus Aktien geraten? Link?
Nun so durchsickern liessest du es schon ;) Hier


Verfasst am: 31.12.2009 - 21:16

[COLOR= #FF0000]Ich rechne mit einer tendenziellen Seitwärtsbewegung an den Märkten bis März und danach mit einem Absturz der Märkte, abhängig davon, was sich das Wallstreet-Disneyland so alles einfallen lässt.[/COLOR]

Derzeit wird die Karte "Wirtschaftserholung" auf allen Fronten gespielt. Ich kann mir deshalb gut vorstellen, dass im März die Zinsen erhöht werden, die [COLOR= #FF0000]Märkte in der Folge massiv abschmieren[/COLOR] und die Zentralbanken in einer Panik-Aktion die Zinsen kurz darauf wieder senken und die Quantitative Easing Massnahmen wieder aufnehmen.

Das heisst dann konkret: Konstanter Dollar bis März, steigender Dollar danach bei gleichzeitigem Taucher der Märkte und bei erneuter Zinssenkung Bodenbildung der Aktienmärkte und Taucher beim Dollar.

Die FED vollzieht wie jede andere Zentralbank auch eine Gratwanderung:

Behalten sie die Geldausweitung bei, schwächen sie den Wert des bunt bedruckten Klopapiers, das wir als Geld derzeit noch akzeptieren, halten aber nominal die Börsen oben.

Ziehen sie hingegen durch Zinserhöhung Geld von den Märkten ab, stärken sie zwar die Währung, schwächen aber gleichzeitig die Wirtschaft, den Konsumenten und alle anderen Schuldner inklusive Staat.

Schlussfolgerung: Die Zentralbanken werden folgendes tun: Sie werden nach wie vor die Zinsen unten halten (Ausrutscher im März für 2-3 Monate aussen vor) und versuchten, die Schulden ihrer jeweiligen Länder zu vernichten. Gleichzeitig werden sie aber von davon reden, dass ihnen die Stabilität ihrer jeweiligen Währung am Herzen liegt, dass sie ihre Schulden bezahlen werden und …. bla … bla ….

Wir haben also ein Regelsystem mit entweder:

a) steigenden Börsen bei gleichzeitig entwertender Währung

Oder

:cool: sinkende Börsen bei gleichzeitig steigender Währung.

[COLOR= #FF0000]Für uns, den Anleger zählt beides nicht. Was uns interessiert ist, welche Kaufkraft wir mit unserem sauer ersparten Geld gewinnen oder verlieren.[/COLOR]

Sprich: Es macht keinen Sinn, mit $-Investition im Dow nominal 10% zu gewinnen, wenn der Dollar gleichzeitig um 12% abschmiert.

Und wenn der Dow um 12% abschmiert aber der Dollar um 10% gewinnt, macht uns das bei US-Investments genau so wenig Spass.

[COLOR= #FF0000]Natürlich interessiert uns unter dem Strich der Gewinn/Verlust in Schweizer Franken. Was aber, wenn auch der an Wert - sprich: Kaufkraft - verliert?[/COLOR]

[SIZE= px]Fels in der Brandung ist nach wie vor (d.h. seit 5000 Jahren) Gold[/SIZE].( Anmerkung John Doe: Freie Sicht auf die Brandung, der Fels ist kleiner geworden :mrgreen: )
Und hier warst du geradezu euphorisch für Gold und negativ für Aktien :D


Verfasst am 1. August 2011 01:46

Es gab wenige Situationen in den letzten 10 Jahren, wo sich die Puzzlesteine so nahtlosineinanderfügten wie jetzt und wo -in meinen Augen -so viel Klarheit über die zukünftige Entwicklung der Märkte herrschte.[COLOR= #FF0000] Deshalb wage ich, heute mit einer konkreteren Prognoseaufzuwarten als jemals zuvor. Und sie lautet: Wir werden in den nächsten 1-3 Tagen eine "Lösung" des US Schuldenproblems (= Anhebung der Schuldenobergrenze) präsentiert bekommen. Entsprechend werden Dollar, Aktienmärkte steigen,Edelmetalle sinken.Die darauf folgenden 3-10 Handelstage werden der ideale Zeitpunkt sein, um Aktien und Dollars in Franken und Franken in Edelmetalle (und zwar physisch!!) zu tauschen.[/COLOR]

Hätte ich persönlich SMI Aktien oder Dollar, würde ich sie am 3. August verkaufen und mit dem Erlös am 4. August den nächstgelegenen Edelmetallhändler aufsuchen!

Begründung nochmals im Schnelldurchlauf:* Die Euphorie darüber, dass die Amis ihre Schulden weiter aufbauen dürfen, wird den Aktienmärkten, den Anleihen und dem Dollar nur sehr kurz Auftrieb verleihen. Ein Idealer Zeitpunkt also, obenstehendes zu verkaufen oder zu shorten.* Entsprechend wird der kurzfristig steigende Dollar Edelmetalle nur ebenso kurzfristig günstiger werden lassen. Ein Idealer und vielleicht letzter Zeitpunkt, um sich günstig einzudecken.* Die SNB wird dem Druck, den Franken abzuwerten, nicht mehr lange standhalten. Ein idealer Zeitpunkt also, um sein Franken-Vermögen vor der Abwertung in Gold einzutauschen und somit die Kaufkraft zu sichern.
 
Also Diversifikation vom Feinsten ;)Schlussendlich also Diversifikation zwischen Aktien, die langfristig am besten performen aber auch wertlos werden können. Versus.
Ja, aber kaum alle Zusammen :lol:
Gold, das überhaupt keine Rendite generiert aber auch nie wertlos werden kann.
Aber schon mal zwanzig Jahre im Preis stagnieren kann, wenn man da die Inflation mit einberechnet und den eventuellen entgangenen Gewinn in einem anderen Asset, dann ist das in meinen Augen ein "wertloses" Metall ;)
 
Aber schon mal zwanzig Jahre im Preis stagnieren kann, wenn man da die Inflation mit einberechnet und den eventuellen entgangenen Gewinn in einem anderen Asset, dann ist das in meinen Augen ein "wertloses" Metall ;)
... oder 20 Jahre im Preis sinken wie 1981 bis 2001. Aber für Aktien gilt dasselbe. Auch die können 10 Jahre oder länger im Preis fallen.Und Aktien können im Gegensatz zu Gold tatsächlich wertlos werden (ich verstehe den Begriff anders als Du als "Preis = Null"), wenn eine Firma in Konkurs geht.
 
MF, du schriebst, die Kurse würden längerfristig nicht durch Emotionen bewegt. Doch sind wir ja beide wohl beim Gold in die emotionale Falle getappt indem wir 2011 nicht erkannten, dass sich eine Absturzgefahr da anbahnte bei so luftigen Höhen. Denn dort wurde der Preis ja nur noch von Emotionen so hoch getrieben, da er 2001-2010 stärker stieg als die Geldmenge und erst recht stärker als die Inflation. Gerade du, der ja dies genau verfolgt hast, hättest doch da rational kritisch werden sollen.Jetzt tappt man vielleicht mit Aktien in eine emotionale Falle. Doch wird man dies erst sagen können, wenn die Kurse dann einmal deutlich tiefer wären als jetzt.Die klassischen Bewertungen nach z.B. KGV, die sich an den tatsächlichen Gewinnen orientiert, also rational, die sind in der Schweiz im langfristigen Durchschnitt und nicht extrem.Inwieweit nun dies dem billigen Geld geschuldet ist, frage ich mich allerdings schon auch. Ob dies eben nicht eine Illusion ist.Doch vorläufig da ist es nicht so, wie man es ja etwas kritisch sehen könnte, dass sich die Börse völlig abgelöst hätte von den rationellen Bewertungen, wie es eben beim Gold der Fall war.Nun gut, auch 2007 war es nicht so. Danach brachen ja nicht nur die Kurse an den Börsen ein, sondern auch die Gewinne vieler Firmen tauchten aufgrund der Schockwelle die durch die globale Konjunktur ging und dann durch die Geldpolitik zum stoppen gebracht wurde. Was aber nicht zu einer Inflation geführt hat, was ja auch die vermeintlich rationale Annahme war, wo ja sogar John auch Gold gekauft hat.Also wer rein rational glaubt zu handeln der sitzt vielleicht eh schon in der Falle. Deshalb nie alles auf ein Pferd setzen is meine Devise. Auch nie zu viel auf ein Pferd setzen. Is dies nun rational oder eben einfach die banale Vernunft, die davon ausgeht, fast alles ist möglich aber ich werde es nicht vorhersehen.

 
MF, du schriebst, die Kurse würden längerfristig nicht durch Emotionen bewegt. Doch sind wir ja beide wohl beim Gold in die emotionale Falle getappt indem wir 2011 nicht erkannten, dass sich eine Absturzgefahr da anbahnte bei so luftigen Höhen. Denn dort wurde der Preis ja nur noch von Emotionen so hoch getrieben, da er 2001-2010 stärker stieg als die Geldmenge und erst recht stärker als die Inflation. Gerade du, der ja dies genau verfolgt hast, hättest doch da rational kritisch werden sollen.
Wir müssen uns vielleicht zuerst darüber einigen, was unter "Emotionen" zu verstehen ist. Unter Emotionen verstehe ich Gier und Angst. Also Gefühle, die sehr schnell umschlagen können. Nehmen wir hierzu die Krise um die Ukraine und Krim. Die führt zu Verunsicherung, teilweise vielleicht sogar Angst und beeinflusst somit unsere Stimmung. Ist die Krise dereinst ausgestanden, verschwindet die Angst wieder und es kommt zur Gegenbewegung, zum Ausgleich. Emotionen sind also nichts, was den Langfristanleger interessieren sollte. Ganz im Gegensatz natürlich zum Daytrader.Emotionen kommen zwar auch ins Spiel, wenn ein Pharma-Konzen ein neues Medikament auf den Markt bringt oder eine Computerfirma grottenschlechte Absatzzahlen veröffentlicht hat aber hier kommen zu den Emotionen auch fundamentale Fakten.Zu den Emotionen zähle ich auch die allgemeine Marktstimmung. Die positive Erwartung steigender Gewinne oder die negative Erwartung steigender Arbeitslosigkeit. Oder allgemein die Erwartung, dass Asset x stärker steigen wird als Asset y. So eine Marktstimmung kann gut und gerne einige Monate oder gar Jahre andauern. Aber sie kann auch sehr schnell umschlagen, sollte die Erwartung enttäuscht werden.Ich meine, Langfrist-Anleger sollten sich für ihre Entscheidungen von den Emotionen abkoppeln, denn langfristig setzen sich fundamentale Daten immer durch. Der Wert eines Unternehmens wird schlussendlich nämlich immer durch seine Umsätze und Gewinne bestimmt und nicht dadurch, ob der Markt derzeit optimistisch oder pessimistisch für das Unternehmen gestimmt ist.Im Fall von Gold waren und sind es (zumindest aus meiner Sicht) fundamentale Beweggründe. Die allbekannten Stichworte: Verhältnis Geldmenge zu Goldmenge, negative Realzinsen, Inflationsgefahr etc. Daran hat sich seit 2002 fundamental nichts geändert und deshalb halte ich auch an Gold fest, obschon sich die Emotionen seit 2011 negativ entwickelt haben. Für den Aktien-Langfristanleger sollte dasselbe gelten: So lange sich fundamental am ursprünglichen Kaufentscheid nichts geändert hat, sollte er sich durch negative Stimmung nicht aus der Ruhe bringen lassen.
 
Im Fall von Gold waren und sind es (zumindest aus meiner Sicht) fundamentale Beweggründe. Die allbekannten Stichworte: Verhältnis Geldmenge zu Goldmenge, negative Realzinsen, Inflationsgefahr etc.
Nun ja, aber alles hat ja wohl seine Grenzen. Gold is von ca. 250$ gekommen und auf 1900$ gestiegen. Die Geldmenge, wie du oben auf dieser Seite schriebst is um 150% gestiegen und Gold um über 700%.Inflationgefahr is noch keine Inflation und die hat es praktisch nich über das übliche und erwünschte Mass gegeben, z.B. der Ölpreis is ja in keinem Verhältnis mehr zum Goldanstieg gestanden.Da hätte es ja einem schon Mal etwas schwindlig werden können. :cool:Bei Aktien, welche über Jahre so ansteigen, da steigt ja meist auch Umsatz und Gewinne so einer Firma. Sonst wär so ein Anstieg dann ne krasse Blase.Bei Gold gibt es keine Gewinne die steigen können. Ich will damit doch auf den emotionalen Faktor ansprechen, der beim Gold vor allem nach der Finanzkrise wohl einen grossen Anteil hatte, dass es überschoss. Wenn es sagen wir mal auf ca. 1000$ sinken würde so wär das immer noch eine Vervierfachung der 250$ wo es ca. im Jahr 2000 mal herkam und das seh ich nun als sehr realistisches Szenario in einer Phase wo Inflation praktisch nich vorhanden und die Aussicht auf steigende Zinsen besteht.Ich halte abgesehen auch an meinem Gold fest und man kann das als meschugge betrachten angesichts meiner doch sehr pessimistischen Aussicht was den Preis anbelangt.Doch nenne ich es mal etwas hochgestochen ein Bestandteil meiner Langfrist-Strategie und bin eben überzeugt, dass das Thema der Geldentwertung nich vom Tisch ist. Denn sollte es zu einer Krise kommen aufgrund der etwas gar lockeren Geldpolitik, so werden die westlichen Länder mit wesentlich höherer Verschuldung da rein rasseln als 2007 und kaum fähig sein, wie in der Finanzkrise nochmal die Risiken über ein weiteres Ausdehnen der Schulden zu absorbieren.Nun könnt ich ja versuchen es jetzt zu verkaufen und es später günstiger wieder zu kaufen. Aber dafür habe ich nie Gold gekauft. Ja es is wohl eine langzeit-Absicherung gegen extreme Risiken welche ich nun Mal so seh.......Bei Aktien hab ich so was schon gemacht. Reduziert und günstiger wieder Aufgestockt. Manchmal mit Erfolg aber dies ging auch schon daneben.Upps ich dachte wir seien im Goldthread....sorry :roll:
 
@ Marcus

Kannst du meinen (gelöschten?) Beitrag nicht von deiner Antwort lösen, damit es nicht zu verwirrend ist?

viewtopic.php?f=12&t=735&start=2300#p85014

Dadurch sieht auch diese Antwort von mir etwas komisch aus.

viewtopic.php?f=12&t=735&start=2300#p85018

:danke:
Ich muss mich bei Dir entschuldigen: Offenbar habe ich auf "ändern" statt "zitieren" geklickt und dabei Deinen Beitrag zerschossen, sodass er jetzt nur noch in Form meiner Zitate übrig geblieben ist.Marcello meint, Mods sollten nach 24 Uhr ins Röhrchen blasen, bevor sie im Forum was posten :eek:

Also nochmals: [SIZE= px]Sorry [/SIZE] :oops:

 
Marcello meint, Mods sollten nach 24 Uhr ins Röhrchen blasen, bevor sie im Forum was posten :eek:

Also nochmals: [SIZE= px]Sorry [/SIZE] :oops:
Was, jetzt will der noch eine Promillegrenze einführen?Kein Thema Marcus, zuerst dachte ich du handelst aus Notwehr und hättest ihn darum zerschossen ;) :cheers:

 
[SIZE= px]Gut ist, wenn die Aktienkurse sinken![/SIZE]

So ein Schmarrn könnte man denken und dennoch, im momentanen Bullenmarkt ist jeder Kursrückgang ein gutes Zeichen. Solange Vorsicht und Angst den Markt dominieren kommt es nicht zu euphorischen Überbewertungen. Natürlich ist es schmerzhaft, wenn die Volatilität also die Schwankungen zunehmen und die Kurse über Monate immer wieder einbrechen. Wenn nach so einer Korrektur ein Verlust von 20% und mehr resultiert zweifelt so mancher Langfristanleger an seiner Strategie und die Angst vor weiteren Verlusten verdirbt ihm den Alltag.

Die ewig gleichen Gedanken kreisen im Anlegerhirn: „ Ist die Talsohle schon erreicht oder geht es noch einmal um 30% runter, so wie vor 5 Jahren als die Indices am Schluss um die 50% einbrachen. Soll ich nicht doch besser die Reisleine ziehen, bevor ich noch verarme, mein ganzes Erspartes geht den Bach runter, ich habe schliesslich Familie und Verantwortung.“

Existenzängste machen sich breit und lähmen die Disziplin, das ist absolut normal und keiner ist davor gefeit. Sobald es um die Existenz geht, schaltet das Hirn automatisch vom Modernen Mensch zum Urmenschen. Das geschieht reflexartig, in etwa so, wie wenn beim Autofahren ein plötzliches Hindernis auftritt und der Lenker kräftig auf die Bremse tritt.

Flucht oder Angriff bedeutet beim Homo „Aktienomicus“ das Gleiche. Die eine Variante, ich flüchte aus Aktien und bringe mein Geld in Sicherheit. Die Andere, ich flüchte nicht, sondern greife an und verkaufe, bevor die Kurse noch mehr in den Keller rutschen. Ich handle, ich werde also aktiv. Wäre es nicht so, gäbe es keine scharfen Korrekturen und die Aktienkurse würden strikt nach Unternehmenszahlen steigen oder fallen, doch können die Aktien eines Unternehmens fallen obwohl die Zahlen erfreulich waren und umgekehrt.

Deswegen lässt sich der Markt langfristig nicht timen, kurzfristig kann ein Anleger Glück haben, welches sich beim zweiten Hinsehen meistens als Pech herausstellt. Wie beim Roulettespielen, wer beim ersten Spiel gewinnt ja sogar viel gewinnt also Glück hat, dem haftet sich dieses Glücksgefühl im Hirn fest, fortan wird er diesem Gefühl nachjagen, bis er Haus und Hof verspielt hat. Hätte er also Pech gehabt, hätte er in Wirklichkeit Glück gehabt, so ist es auch beim Markttimen.

Korrekturen kommen und gehen, sobald sie gehen werden sie begründet und nicht wenige Anleger denken sich im Nachhinein, ich habe es mir noch gedacht. Ja, im Nachhinein sind alle schlauer. Das Ziel und der Weg zum erfolgreichen Aktieninvestor ist in jeder Marktlage Ruhe zu bewahren, diese Ruhe muss er sich aber vor der Korrektur zulegen, während der Korrektur können wir uns aus oben genannter Gründe keine Ruhe zulegen. Merke: Wer die Ruhe nicht vor der Korrektur hat, der hat sie auch nicht während der Korrektur.

Diese Ruhe erreicht ein erfahrener Anleger durch Training. Bekanntlich ist ein Langfristanleger der Börsen Marathonläufer. Ein Marathonläufer wird man aber nicht ohne Training. Das Training eines Langfristanlegers besteht darin, sich die Korrektur mental immer wieder vorzustellen. 50% werden sofort vom virtuellen Depot abgezogen ein Crash wird simuliert. Wie reagiere ich, wenn sich plötzlich nur noch die Hälfte meines ursprünglichen Vermögens in meinem Depot befindet. Ein gutes Training besteht darin die Ängste und den Schrecken hochkommen zu lassen, um sie unter Kontrolle zukriegen. Je realistischer man das hinbekommt umso effektiver gestaltet sich das Training.

Sobald es einem gelingt dieses Szenario emotional mit allen unangenehmen Begleiterscheinungen durchzuspielen fängt der zweite Teil des Trainings an. Nun geht es darum die Ratio einzuschalten und Ruhe in das Hirn zu bringen. Der Preis für die langfristige Rendite und des finanziellen Reichtums heisst Volatilität, diese Volatilität treibt die Kurse und somit das Vermögen langfristig nach oben, ohne Volatilität gäbe es keine Investoren, welche bereit wären ihr Geld in Aktien zu investieren, die Kurse wären einfach permanent zu hoch. Gesunkene Aktienkurse schützen vor Euphorie, Euphorie ist der Tod jedes Bullenmarktes und die Geburt des Bärenmarktes. Ein gesunder jahrelang andauernder Bullenmarkt ernährt sich an sinkenden Kursen. Langfristig wird ein Aktienanleger zwischen 8% bis 10% reicher und das Jahr für Jahr, dank der Volatilität.

Fazit: Gut ist, wenn die Aktienkurse sinken!