Um die oben platzierte Grafik ein wenig zu erläutern1. Das Platzen der ImmobilienblaseSpanien hat zu sehr auf schnelles Geld aus der Bauwirtschaft gesetzt. In den Boom-Jahren entstanden bis zu 800 000 neue Wohnungen jährlich – mehr als Deutschland, Frankreich und Großbritannien zusammen. Immobilien waren angesichts jährlicher Preissteigerungen um 20 Prozent eine hervorragende Geldanlage. Die Preise verdreifachten sich innerhalb von zehn Jahren. Für Baulöwen, Spekulanten, Geldwäscher und Banken war die Immobilien-Blase eine Goldgrube. Der Staat freute sich über Rekordbeschäftigung – die Arbeitslosigkeit sank auf 4,7 Prozent – und Milliardenzuwächse bei den Immobiliensteuern. Den Preis dafür zahlt die Bevölkerung: Nach Daten der Banco de España verdoppelte sich die Privatverschuldung in den Jahren des ungebremsten Bauwahns zwischen 2001 und 2008 auf 200 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Größtenteils schlossen die Bürger Hypotheken mit Laufzeiten von 40 oder sogar 50 Jahren ab – für Häuser und Wohnungen, die jetzt 30 bis 50 Prozent an Wert verloren haben.Das Platzen der Immobilienblase trifft nun auch den Staatshaushalt hart. Der Staat büßt Milliarden an Steuereinnahmen ein und verbucht zugleich massiv steigende Ausgaben. Aus 1,9 Prozent Überschuss im Staatshaushalt 2007 sind satte 8,9 Prozent Defizit im Jahr 2011 geworden. Statt zehn Milliarden Euro Jahresüberschuss in der staatlichen Sozialversicherung, mit denen sich die meisten Haushaltslöcher stopfen ließen, gilt es plötzlich, 32 Milliarden Euro jährlich für Arbeitslosenhilfe zu beschaffen. Neue Industriesektoren, die Jobs bieten könnten, sind nicht in Sicht.2. Pharaonische BautenIn den Boom-Jahren nahmen viele Städte pharaonische Bauprojekte in Angriff, um Touristen selbst in die entferntesten Landesteile zu locken. Geglückt ist das nur mit dem 1998 von Frank Gehry gebauten Guggenheim-Museum in Bilbao, das den Touristenstrom ins Baskenland vervielfacht hat. Valencias 400 Millionen Euro teure Ciudad de las Artes y Ciencias von Santiago Calatrava schaffte es dagegen nie, zusätzliches Publikum anzuziehen. Die in Santiago de Compostela von Peter Eisenmann für 400 Millionen Euro gebaute Ciudad de la Cultura war viermal teurer als geplant und musste von sechs auf zwei Gebäude reduziert werden, weil das Geld ausging. Das nach dem brasilianischen Star-Architekten benannte Centro Oscar Niemeyer in Avilés stellte schon nach einem Jahr den Betrieb ein. Zahlreiche Regionen investierten Milliarden in über ein Dutzend große Freizeitparks, die – mit Ausnahme von Port Aventura in Barcelona – allesamt defizitär sind. Valencia errichtete sogar sein eigenes kleines Hollywood. Die Filmstudios stehen mittlerweile vor der Schließung, weil die EU-Kommission die Erstattung von 265 Millionen Euro Baukosten fordert, mit denen die Landesregierung die Filmstudios illegal subventioniert hat.Der Gipfel der Fehlinvestitionen waren eine Reihe unsinniger neuer Flughäfen mitten im Nirgendwo, wie etwa in Castellón oder in Ciudad Real, wo nur gelegentlich mal eine Privatmaschine landet. Die abgelegene Region Galicien hat mittlerweile gleich drei Airports, die zusammen nur 2,5 Millionen Passagiere im Jahr abfertigen. Kein Wunder: Galicien hat kaum 2,8 Millionen Einwohner.3. Das Land lebte über seine VerhältnisseIn Spanien mangelt es an Kontroll-Mechanismen gegen Verschwendung. Das spektakulärste Beispiel ist das 5000-Einwohner-Städtchen La Muela bei Saragossa, das von Windparks lebt. Bürgermeisterin Maria Victoria Pinilla baute drei Museen zu den Themen Olivenöl, Windkraft und Leben, eine Sportanlage, groß genug für eine Kleinstadt und eine Stierkampfarena, die mit einem Konzert von Julio Iglesias eröffnet wurde. Sie vergab Uni-Stipendien und subventionierte für alle gemeldeten Einwohner Urlaubsreisen nach Finnland, Mexiko, Kanada und in die Dominikanische Republik. Jetzt reicht das Geld nicht einmal mehr, um die Buslinie in den Nachbarort Centrovia zu betreiben, zur einzigen Direktverbindung nach Saragossa. La Muela hat nun 25 Millionen Euro Schulden und musste die Hälfte der Straßenlaternen abschalten, weil er die Stromrechnung nicht bezahlen kann....Das nächste Opfer der Euro-Krise: Zehn Gründe für den Niedergang Spaniens - weiter lesen auf FOCUS Online:
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