Ist es möglich, dass der grösste Teil der Erhöhungen für Hypothekarnehmer nach der Pufferbildung erst noch kommt?Nein, die Banken haben die Auswirkungen des Puffers bereits vorweggenommen. Die Frage ist mehr, ob die SNB mit der Entwicklung im Immobilienmarkt zufrieden ist. In ihrer Kommunikation macht sie nicht diesen Eindruck. Es ist also durchaus möglich, dass sie den Airbag noch etwas mehr aufblasen will.Wie lässt sich der nachfrageseitige Effekt der strengeren Vergabekriterien vom Juli 2012 mittlerweile beurteilen, dass also zur Finanzierung die Pensionskassengelder nur noch zur Hälfte an das erforderliche Eigenkapital von 20% angerechnet werden können? Ist ein Bremseffekt sichtbar, oder geht er in den dagegen laufenden Anreizen aus Tiefstzinsen vollkommen unter?Jede Regulierung kann sogenannte Kobra-Effekte nach sich ziehen.Kobra-Effekte?Die Bezeichnung geht auf ein historisches Ereignis in Indien zurück: Um die Kobra-Plage zu bekämpfen, hatte ein britischer Gouverneur ein Kopfgeld auf jedes erlegte Exemplar ausgesetzt. Zwar wurden immer mehr tote Schlangen abgeliefert, doch ging der Kobra-Bestand nicht zurück. Die Bevölkerung hatte angefangen, Kobras zu züchten und zu töten.Sehen Sie einen Kobra-Effekt am Immobilienmarkt?Die Eigenheimsuchenden gehen aufgrund des fehlenden Eigenkapitals womöglich dazu über, kleinere Objekte zu kaufen oder in günstigere Gegenden zu ziehen, mit dem Resultat, dass auch dort die Preise anziehen. Eine Beurteilung mit konkreten Zahlen lässt sich leider nicht einfach erstellen, da Finanzierungsanfragen mit ungenügendem EK bereits bei den Kundenberatern hängen bleiben.Müsste man aber nicht gerade deshalb einen Rückgang im Wachstum der Hypothekenvergabe feststellen können?Die Datenlage erlaubt keine eindeutigen Rückschlüsse, unter anderem auch, weil die Vergabepraxis der Banken schwankt: Merkt ein Institut, dass eine restriktivere Vergabepraxis das Volumen zu sehr schwächt, wird sie die Zügel wieder etwas weniger straff anziehen. Insgesamt lässt sich jedenfalls eine Verlangsamung feststellen: Im langjährigen Durchschnitt ist das Hypothekenvolumen seit 2000 durchschnittlich 4,7% gewachsen, wobei es in gewissen Jahren Werte von über 6% gab. Aktuell liegt das Wachstum mit 4,1% unter diesem Durchschnitt.Die Kof rechnet für die nächsten Jahre mit einer Nettoeinwanderung von 1%. Die Notenbanken machen keine Anstalten, die Liquiditätsbedingungen zu straffen, im Gegenteil: Das Fed hat das Tapering verschoben, und die EZB erwägt neue Langfristtender, LTRO. Die SNB wird die Zinsen daher selbst dann kaum erhöhen können, wenn sich die Lage in Europa weiter beruhigt.Die preistreibenden Faktoren am Immobilienmarkt bleiben tatsächlich intakt: tiefe Zinsen, robuste Konjunktur mit wenig Arbeitslosigkeit sowie starke Einwanderung. Dennoch lieferte jüngst der Markt vermehrt Zeichen für eine leichte Entspannung der Überhitzungstendenzen: höhere Insertionsdauer v.a. bei Luxusobjekten, grösserer Spielraum bei Preisverhandlungen, grösseres Angebot etc.In der letzten Veröffentlichung des UBS-Bubble-Indikators ist der Preisanstieg in den Hotspots zwar zurückgegangen, dafür haben die Preise in der Peripherie angezogen. Der nächste UBS-Bubble-Indikator erscheint am 7. November. Können Sie bereits etwas zur Blasenentwicklung sagen? Wie ist die Risikolage heute?Insgesamt glaube ich nicht, dass wir schon bald vor einer Trendwende stehen. Die Preise werden schweizweit voraussichtlich noch eine Weile steigen, wenngleich etwas moderater als im Durchschnitt der letzen Jahre. Der über Jahre andauernde starke Rückenwind ist immer noch da, trotz leichter Beruhigung. Ungemütlich wird es aber erst bei Gegenwind. Er wird wohl in Form steigender Zinsen aufziehen. Je länger dieser Gegenwind ausbleibt, desto geringer wird die Wahrscheinlichkeit einer sanften Landung auf dem Immobilienmarkt sein.