Was heisst starke Währung schon? (ich lasse hier mal den Aspekt Gold weg).
Eigentlich - per Definition - ist eine starke Währung eine Währung, die nicht nur als Tauschmittel sondern auch als Wertaufbewahrungsmittel funktioniert. Sprich kleine Inflation/Teuerung. Bisher erfüllt der Franken diese Forderung ausgezeichnet.
Der Devisenhandel ist ein Markt und die Kurse sind das Resultat von Angebot und Nachfrage. Ist der CHF Kurs hoch, heisst dies, dass die Nachfrage nach ihm gross, resp. das Angebot klein ist, wobei die Gründe für die Nachfrage irrelevant sind.
Zunächst müsste man definieren, was hoch und tief bedeutet. Wenn der Franken gegen Dollar steigt, ist dann der Franken stärker geworden oder der Dollar schwächer? Es könnte auch sein, dass der Franken schwächer geworden ist und der Dollar noch schwächer. Auch dann wäre aus Sicht des "Einäugigen unter Blinden" der Franken gegen Dollar gestiegen.Ich betrachte Währungen wie Boote auf unruhiger See. Sie schwanken rauf und runter. Mal steigt - aus dem Franken-Boot betrachtet - der Dollar, mal fällt er.Ob jemand bei der See den Stöpsel gezogen hat und der ganze Wasserspiegel absinkt, lässt sich aber nicht feststellen, wenn man nur die anderen Boote betrachtet. Dazu müsste man einen Blick auf einen Felsen am Ufer werfen. Dieser Felsen ist Gold und der sagt uns, dass alle Boote gleichzeitig sinken. Das ist nicht ungewöhnlich und auch nicht schlimm aber man muss es wissen und in seine Planung mit einbeziehen.Was mir Sorge bereitet ist, dass die Frankenmenge in den letzten 10 Jahren verdoppelt wurde, ohne das die Menge an Gütern und Dienstleistungen in der Schweiz dies nachvollzogen hätte. Man kann es drehen und wenden wie man will: Das Verhältnis Geldmenge zu Gütermenge hat sich verschlechtert. Wann sich das nun in steigenden Preisen niederschlägt (im Idealfall repräsentiert ja die Geldmenge exakt die Gütermenge) wissen wir nicht. Aber die Gefahr besteht. Dessen müssen wir uns bewusst sein. Die Gründe für die Nachfrage sind deshalb keineswegs irrelevant. Wenn jemand Franken kauft, um diese innerhalb der Schweiz in Güter umzutauschen (z.B. um ein Haus zu kaufen), dann schlägt diese Nachfrage in Teuerung um. Wenn jedoch die Franken nur gekauft und unbenutzt auf Konten gelagert werden, dann hat das keinen Einfluss auf die Teuerung. Letzteres ist ja seit Jahren bei uns der Fall: Die Frankenmenge hat sich stärker ausgeweitet als die Gütermenge und dennoch ist die Teuerung nicht gestiegen.Wie dem auch sei: Diese Frankenmenge "an Lager" kann jederzeit zum Einkaufen benutzt werden. Das kann niemand kontrollieren.
Steigt der Frankenkurs, müssten die Löhne/Renten ja sinken. weil die importierten Produkte und auch die ins Ausland ausgelagerten Serviceleistungen (z.B.IT) billiger werden.
Richtig. Das ist ja der Punkt, den ich als "Unterstützung der Exportindustrie" erwähnt habe. Genau aus diesem Grund.Unter einem Warengeldsystem könnte es mir eigentlich egal sein, ob die Preise steigen und ich die Teuerung über Lohnerhöhung ausgeglichen bekomme oder ob die Preise sinken und dafür die Löhne nach unten angepasst werden.Letzteres wäre sogar angenehmer wenn es eine Zeitverzögerung gibt: Ich kann mit dem alten Lohn noch billiger bzw. mehr einkaufen, bevor mein Lohn sinkt.Unter unserem Schuldgeldsystem funktioniert das allerdings nicht, weil hier die Geldmenge immer zwangsläufig wachsen muss, um Zinsen und Zinseszinsen bezahlen zu können.
Höhere Golddeckung -> stärkerer CHF -> Deflation = wünschenswert?
Eigentlich kann ich argumentieren: Technischer Fortschritt ist immer deflationär. Wenn durch Erfindung des Mähdreschers 200 Landarbeiter eingespart werden können und das Brot dadurch billiger wird, ist das positiv für das Volk.Aber in unserer aktuellen Realität mit Schuldgeldsystem hast Du recht, dass Deflation absolut desaströs für die Wirtschaft wäre. Deshalb verstehe ich die Schwächungs-Politik der SNB sehr gut.