[SIZE= px]WER VERSTAND HAT, KAUFT GOLD[/SIZE]
Gold schützt vor schwachem Baumwoll-Geld, ausufernder Staatsverschuldung, unwissenden Politikern, falschen Inflationszahlen – und vor Enteignung
Gold und die wirtschaftliche Freiheit.“ Ein leidenschaftliches Plädoyer für den Goldstandard – dass die Zentralbanken Währungen mit Gold hinterlegen und jederzeit gegen das gelbe Metall eintauschen sollen. Der bemerkenswerte Aufsatz stammt von keinem Geringeren als Alan Greenspan, Chef der amerikanischen Notenbank Federal Reserve von 1987 bis 2006. „Ohne Goldstandard gibt es keine Möglichkeit, Ersparnisse vor der Enteignung durch Inflation zu schützen“, schrieb der ehemalige Währungshüter 1966. Heute tritt Jens Weidmann in die großen Fußstapfen Greenspans: „Gold ist somit gewissermaßen der zeitlose Klassiker in seiner Funktion als Tausch-, Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel – heutiges Geld ist durch keinerlei Sachwerte mehr gedeckt. Banknoten sind bedrucktes Papier – die Kenner unter Ihnen wissen, dass es sich im Fall des Euro eigentlich um Baumwolle handelt“, mahnt der Bundesbankchef in einer offiziellen Rede .
Für Anleger kann das nur heißen: Wer Verstand hat, kauft Gold. Nicht nur die wichtigsten – mutigen – Notenbanker unserer Tage liefern dafür nachvollziehbare Begründungen. Die Deutsche Bank erklärt in einer umfassenden Studie, warum die derzeitige globale Finanzkrise schon 1971 mit der Abschaffung des Goldstandards begann. Der größte private Anleiheninvestor Pimco warnt unisono mit dem Bundesbankchef vor den Folgen der Staatsverschuldung. Die Abgeordneten des Deutschen Bundestags offenbaren ihre Unkenntnisse über die Details des europäischen Rettungsschirms – das macht nicht gerade Mut. Ebenso wenig wie die wahren Inflationszahlen. Und Ronald-Peter Stöferle von der österreichischen Erste Bank, einer der renommiertesten Goldanalysten, erläutert, warum der Bullenmarkt noch lange nicht zu Ende ist. Als Investment bieten sich da unter Rohstofffonds die Goldfonds an.
Hysterische Feindschaft. „Eine geradezu hysterische Feindschaft gegen den Goldstandard verbindet Staatsinterventionisten aller Art. Sie scheinen klarer und deutlicher als selbst viele Anhänger der freien Marktwirtschaft zu spüren, dass Gold und wirtschaftliche Freiheit unteilbar sind, dass der Goldstandard ein Attribut der freien Marktwirtschaft ist und dass sich beide gegenseitig bedingen und aufeinander angewiesen sind“, schreibt Alan Greenspan im Juli 1966 in „The Objectivist“. Damals galt noch das System von Bretton Woods, das seit dem Abkommen von 1944 die Bindung des Dollar an Gold und feste Wechselkurse zu anderen Währungen regelte. Greenspan arbeitete damals in seiner Beratungsfirma Townsend-Greenspan & Co. und stand kurz vor seinem Einstieg in die Politik: 1967 unterstützte er Richard Nixon in seinem Wahlkampf.
Vermögenskonfiskation. Zu der Zeit war Greenspan noch nicht oberster Notenbanker – und konnte seine Meinung frei äußern: „Wenn man den Schleier der akademischen Phraseologie einmal wegzieht, erkennt man, dass der Wohlfahrtsstaat nichts weiter als ein Mechanismus ist, mit welchem der Staat das Vermögen der produktiven Mitglieder einer Gesellschaft konfisziert, um damit zahlreiche Wohlfahrtsprojekte zu finanzieren“, schreibt der damals 40-Jährige. „Ein großer Teil der Vermögenskonfiskation erfolgt in Form von Steuern. Aber die Wohlfahrtsbürokraten erkannten, dass die Steuerlast begrenzt werden musste, wenn sie an der Macht bleiben wollten. Ihre Alternative war massive Staatsverschuldung.“
Greenspans Meinung nach war der große Vorteil des Goldstandards, „dass die Menge an Kredit, den eine Wirtschaft verkraften kann, von den realen Sachwerten der Wirtschaft begrenzt wird, weil jeder Kredit letztlich ein Anspruch auf einen realen Sachwert ist.“ Und er warnt: „Ohne Goldstandard gibt es keine Möglichkeit, Ersparnisse vor der Enteignung durch Inflation zu schützen. Es gibt dann kein sicheres Wertaufbewahrungsmittel mehr. Wenn es das gäbe, müsste die Regierung seinen Besitz für illegal erklären, wie es im Fall von Gold ja auch tatsächlich geschah. Die Finanzpolitik des Wohlfahrtsstaats macht es erforderlich, dass es für Vermögensbesitzer keine Möglichkeit gibt, sich zu schützen. Dies ist das schäbige Geheimnis, das hinter der Verteufelung des Goldes durch die Verfechter des Wohlfahrtsstaats steht“, wettert Greenspan – und folgert: „Staatsverschuldung ist schlicht und ergreifend ein Mechanismus für die ´versteckte´ Enteignung von Vermögen. Gold verhindert diesen heimtückischen Prozess. Es schützt Eigentumsrechte.“
In anderen Worten: Wer Verstand hat, kauft Gold – um sich gegen die Enteignung seines Vermögens durch den Staat zu schützen. Diese Argumentation werden Goldfans nicht müde zu betonen. Der Goldpreis gibt ihnen Recht: In Euro gerechnet, hat der Preis für die Feinunzevor kurzen einen neuen Rekord markiert.
Quelle: FOCUS-MONEY Nr. 42 (2012)