Goldinvestments Die älteste Spekulationsblase der WeltGold, die bewährteste Krisenwährung der Menschheit? Stimmt, aber deswegen noch lange keine gute Form der Geldanlage. Der Preis schwankt stark, Zinsen gibt es keine - und die Erfahrung lehrt: Wenn es wirklich hart auf hart kommt, wird Goldbesitz ohnehin verboten.Immer wenn die Angst vor der Euro-Krise wieder auf einen Höhepunkt zusteuert, wenn die warnenden Meldungen die Schlagzeilen der Boulevardpresse erreichen, dann kaufen die Deutschen Gold. Es hat schon Tage gegeben, an denen bestimmte Münzen und Barren ausverkauft waren. Viele Menschen sind offensichtlich überzeugt: In einer schweren Krise ist Gold die sicherste Geldanlage.Wirklich? Wenn man genauer hinschaut, entdeckt man ziemlich viele Argumente gegen einen Goldkauf.Der Goldpreis schwankt sehr stark. Er hat sich schon oft innerhalb weniger Jahre verdoppelt - oder halbiert. Gold ist eine sehr spekulative Anlage. Als in den siebziger Jahren starke Inflation herrschte, stieg der Goldpreis steil an. Doch genauso schnell sank er dann in den achtziger Jahren. Denn in dieser Zeit erhöhte die US-Notenbank den Leitzins kräftig und dämmte so die Inflation ein. Wer 1979 Gold gekauft hatte, der erzielte zunächst stattliche Gewinne, hatte aber zwei Jahre später die Hälfte seines investierten Geldes verloren.Leider steigen viele Privatanleger bei Geldanlagen genau zum falschen Zeitpunkt ein, egal ob bei Gold, Aktien oder Anleihen. Nämlich dann, wenn die Euphorie bereits groß ist und die Preisanstiege die Schlagzeilen immer mehr beherrschen. Viele Anleger glauben: Was steigt, muss gut sein. Doch häufig ist das Gegenteil der Fall: Was jahrelang gestiegen ist, hat oft schon ein übertriebenes Kursniveau erreicht. Der Goldpreis ist in den letzten Jahren bereits stark angestiegen - in dem Jahrzehnt seit 2002 hat er sich fast versechsfacht. Die älteste Börsenblase der Welt Im Gegensatz zu vielen anderen Geldanlagen erwirtschaftet Gold keine jährlichen Erträge. Wer eine Aktie kauft, ist an der jährlichen Produktion des Unternehmens beteiligt: Aus dem Gewinn, den es erwirtschaftet, kann es jährlich eine Dividende an die Aktionäre zahlen. Wer eine Wohnung kauft, erhält monatliche Mieteinnahmen. Gold dagegen erzeugt keinen Nutzen. Anders als viele vermuten, ist Gold kein begehrter Rohstoff für die Wirtschaft: Es gibt nur sehr wenige gewerbliche Einsatzmöglichkeiten für Gold, beispielsweise Zahnfüllungen oder die elektrischen Kontakte von Computerteilen. Tatsächlich werden mehr als zwei Drittel der jährlichen Goldproduktion für die Herstellung von Schmuck verwendet. Und die zweitgrößten Käufer von Gold - nach der Schmuckbranche - sind die Geldanleger. Wobei die Grenzen fließend sind - viele Inder zum Beispiel kaufen Goldschmuck auch als Geldanlage.Gold erhält also seinen Wert allein durch den Glauben der Menschen an seinen Wert. Deutlicher gesagt: Der Goldpreis ist beinahe zu 100 Prozent eine Spekulationsblase. Er ist sogar die älteste Spekulationsblase der Welt. Doch gerade dieser Umstand, dass es sich um die älteste Spekulationsblase der Welt handelt, stellt auch das wichtigste Argument für Gold dar. Keine andere Blase hat schon so lange Bestand. Trotz der enormen Preisschwankungen hat Gold über die Jahrtausende immer einen gewissen Wert behalten.Solange der Glaube an das Gold weiterlebt, werden Menschen es als Tauschmittel akzeptieren. Außer wenn es als Tauschmittel verboten wird. Und genau das kann in Krisenzeiten schnell passieren. Während der Weltwirtschaftkrise war der Besitz von Gold in den USA strafbar. Der demokratisch gewählte Präsident Franklin D. Roosevelt hatte verfügt: Alle Bürger mussten ihr Gold bis zum 1. Mai 1933 an die Notenbank verkaufen - zu einem sehr niedrigen Fixpreis. Bei Verstößen drohten bis zu zehn Jahre Gefängnis. Im Deutschen Reich gab es schon in den zwanziger Jahren Gesetze, die den Privatbesitz von Gold kontrollieren und beschränken sollten. Das erste wurde am 14. Mai 1923 erlassen. Also genau in der Zeit der Hyperinflation, als manche Deutsche Gold oder ausländische Währungen kauften, um sich vor dem schnellen Wertverlust der Mark zu schützen.Schon das mögliche Verbot des privaten Goldbesitzes in einer Krise ist für mich ein starkes Argument gegen Gold. Denn wer auf Gold setzt, tut das ja gerade im Hinblick auf eine besonders schwere Wirtschaftskrise. Ich vermute allerdings, dass bei einer Verschärfung der Bankenkrise Gold weiter an Wert gewinnen wird. Und es ist offensichtlich, dass Gold zumindest einen gewissen Schutz gegen Inflation bietet. Manche Experten raten deshalb, einen Teil des eigenen Vermögens in Gold anzulegen, aber maximal zehn Prozent. Diese Höchstgrenze halte ich für einleuchtend. Bei einer Bankenkrise werden Zertifikate schnell zu Altpapier Noch einige Warnungen für alle, die in Gold investieren wollen. Auch hier versuchen viele Banken, die Privatkunden auszutricksen. So werden immer wieder Zertifikate und ähnliche Produkte angeboten, mit denen der Anleger angeblich auf einfache Weise von einem steigenden Goldpreis profitiert. Doch im Falle einer schweren Bankenkrise werden Zertifikate schnell zu Altpapier: Wenn die Bank, die das Zertifikat ausgegeben hat, in die Insolvenz rutscht, erhält man höchstens noch ein paar Krümel aus der Konkursmasse. Selbst wenn gleichzeitig der Goldpreis ins Unermessliche steigen sollte. Eine Alternative sind Investmentfonds, die im Auftrag der Anleger Gold kaufen und es in Banktresoren einlagern. Beispielsweise sogenannte Gold-ETFs. Doch auch hier ist Vorsicht vor den Tricks der Finanzbranche geboten. Manche dieser Fonds spiegeln den Anlegern nur vor, dass sie in physisches Gold investieren - falls die Fondsanbieter oder ihre Vertragspartner pleitegehen, droht auch hier der Verlust des Kapitals. Selbst wenn man persönlich Goldmünzen oder -barren kauft, machen die Banken ihren Schnitt. Sie verlangen oft große Preisaufschläge gegenüber dem Goldpreis an den Rohstoffbörsen.Eine Zeit lang hatte ich einige Prozent meines Ersparten in eine Firma investiert, die Goldminen betreibt. Doch auch das ist nicht ohne Risiko: Die Aktienkurse solcher Firmen entwickeln sich oft ganz anders als der Goldpreis. Im schlimmsten Fall können die Aktionäre sogar alles verlieren, beispielsweise wenn ein Goldminenbetreiber zu hohe Schulden aufgenommen hat und pleitegeht. Dann gehören die Goldminen möglicherweise am Ende den Kreditgebern. Und wenn die Goldminen des Unternehmens in unsicheren Weltregionen liegen, könnte es sie durch Enteignung verlieren.Gerade beim Gold gilt also: Nicht zu viel Geld in eine einzige Anlageform stecken - und penibel auf versteckte Risiken achten. Wenn man das Kleingedruckte nicht liest, profitieren in vielen Fällen die Banken.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/servic ... 52928.html :lol: