Wahrscheinlich geht nun sehr viel Kapital back to the US and A.
Das wäre zu hoffen. Damit ginge Inflationsdruck aus den Emerging Markets und die USA würden ihre mit QE exportierte Inflation wieder importieren.
Versteh ich nicht, naja egal :mrgreen:
Nein, ist nicht egal. Das ist ein wichtiger Punkt!
insolventi hat das gestern
hier angesprochen und mich damit zu Recht kritisiert, dass ich nicht ins Detail gegangen bin:
Die Stichworte für MF zur Nachbearbeitung wären:
- Market for loanable funds
- Interest Rate vs. Net Capital Outflow (NCO)
- Foreign Exchange Market
Beginnen wir mit dem einfachen Fall in dem Geldmengenausweitung zu Teuerung führt. Also die Situation, die wir bis etwa 1995 hatten. Der Fall also, wo "Inflation" sowohl Ausweitung der Geldmenge als auch Teuerung bedeutet. Wir haben diesen Fall, wenn alles neu erschaffene Geld nach Waren und Dienstleistungen (abk.: "Gütern") nachfragt.
In einem ausgeglichenen Geldsystem entspricht der Wert aller Güter der Menge des Geldes, wie ich es am Beispiel von Äpfeln und Geldeinheiten kurz erklärt habe:
Wenn das GDP aus 100 Äpfeln besteht, denen 100 Geldeinheiten gegenüberstehen, kostet jeder Apfel eine Geldeinheit. Wird die Geldmenge auf 110 erhöht, kostet entsprechend jeder Apfel 1.10 Geldeinheiten.
Im Szenario China mit Exportüberschuss werden netto Äpfel exportiert. Es stehen im Land also nur 80 Äpfel 100 Geldeinheiten gegenüber. Sogar noch schlimmer: Da die 20 Äpfel gegen Devisen verkauft worden sind, stehen nun 80 Äpfeln 120 Geldeinheiten gegenüber, was den Preis auf 1.50 pro Apfel treibt. Die Menge an Gütern hat sich reduziert, die Geldmenge ist gestiegen. Das sorgt für Teuerung.
Im Szenario USA mit Handelsbilanzdefizit ist die Situation entsprechend gegensätzlich: Geld verlässt das Land und mehr Äpfel werden importiert. Es stehen also mehr Güter einer geringeren Geldmenge gegenüber. ==> Die Äpfel werden also billiger. Also sinkende Preise oder Deflation.
Dass in den USA keine Deflation im Sinne von sinkenden Preisen herrscht, liegt nur daran, dass die Geldmenge beliebig aufgefüllt werden kann.
Um das mit Zahlen zu belegen: Das Handelsdefizit liegt bei etwa 600 Mrd., die Ausweitung der Geldmenge liegt bei etwa 900 Mrd. pro Jahr. Also wird der deflationäre Druck des Handelsdefizits durch neu gedrucktes Geld mehr als ausgeglichen, was zu einer leichten Teuerung führt.
Der Vorteil der USA liegt darin, dass sie erstens ihre Auslandsschulden in einer Währung haben, die sie jederzeit beliebig vermehren (drucken) können und somit niemals in Zahlungsschwierigkeiten kommen können und zweitens, dass ihre Währung, der Dollar, auch ausserhalb der USA als Zahlungsmittel verwendet wird. Z.B. wenn Venezuela Öl an China verkauft oder China T-Shirts nach Arabien.
Das Risiko der USA besteht allerdings darin, dass per Definition der Dollar eine rein amerikanische Währung ist. Das heisst, dass ultimo-ratio Dollars immer für Käufe von Gütern innerhalb der USA verwendet werden können. Selbst dann, wenn der Rest der Welt beschliessen würde, den Dollar als Weltreserve- und Welthandels-währung nicht mehr zu akzeptieren.
Die Summe aller Dollars, die ausserhalb der USA kursieren liegt bei mindestens 5 Billionen. Das ist der Anteil des Auslandes an den US-Treasuries. In der Realität dürfte er weitaus höher liegen, denn für jeden Dollar, der in den USA verwendet wird kommen $2.60, die im Ausland kursieren. Bei einer Geldmenge von etwas über 17 Billionen dürften somit (grob) 12 Billionen im Ausland und 5 Billionen in den USA kursieren.
Nehmen wir nun an, dass diese 12 Billionen im Ausland kreisender Dollars wieder zurück in die Heimat wollen (aka: Der Dollar wird verliert Vertrauen, wird im intl. Handel nicht mehr akzeptiert, etc. ... ), dann wird für diese Dollars vom Ausland in den USA gross eingekauft: Güter, Aktien, Land, Häuser, .... was auch immer. Es fliessen also Dollars aus dem Ausland in die USA und Güter von den USA ins Ausland. Die USA hätten nun einen hohen Handelsbilanzüberschuss.
Entsprechend würden die Preise in den USA stark ansteigen (Teuerung) und die Geldmenge innerhalb der USA würde stark ansteigen. Der Wert des Dollars sinken. Die USA würden also die Geldmenge, die sie jahrzehntelang exportiert hat wieder importieren. Entsprechend
"Importierte Inflation".
Generell besteht das Problem, dass eine Zentralbank wie die Fed zwar die Geldmenge ausweiten und Geld verteilen kann. Sie kann aber in keiner Weise steuern, was die Besitzer mit diesem Geld anfangen.
* Legen sie es als Reserve wieder bei der Fed an, wo es schlummert und keinerlei Auswirkung auf die Teuerung hat?
* Investieren sie es in Schuldscheine, US-Treasuries und inflationieren dort die Preise und senken die Zinsen?
* Kaufen sie dafür Aktien und Immobilien und lassen dort die Preise steigen?
* Kaufen sie dafür Güter und konkurrieren mit den amerikanischen Konsumenten und sorgen direkt für Teuerung?
Die Billionen von Dollar, die seit 2002 (und insbesondere nach 2009) erzeugt und an die Finanzindustrie verteilt worden sind, liegen zum grössten Teil als Reserve bei der Fed oder auf Bankkonten, wo sie vor sich her schlummern. Sie befinden sich - bildlich gesprochen - in einem Stausee, dessen Schleusen geschlossen sind. Von diesem Stausee fliesst nur sehr wenig nach unten, in die Wirtschaft, zum Konsumenten.
Öffnen sich die Schleusen, dann fliesst natürlich mehr Geld in die Wirtschaft, fragt nach Gütern nach und die Teuerung steigt.
Bricht der Staudamm, dann ... "guet Nacht am sächsi"
Wir wissen nicht, ob und wann der Staudamm brechen wird. Und wir wissen auch nicht, nach welchen Gütern diese Billionen Dollar nachfragen werden. Die Chinesen dürften in erster Linie an Farmland, Rohstoffen und Gold interessiert sein. Die Araber an Aktien ... . Aber das sind nur Vermutungen und Erfahrungswerte.
Deshalb ist von hier an alles reine Spekulation: Werden Anleihen gegen Farmland verkauft? Dann steigen die Zinsen, und die Chinesen kommen erst recht an billiges Farmland in den USA weil sich die Farmer dann die hohen Zinsen nicht mehr leisten können.
Die Chinesen könnten theoretisch auch locker die 8134t US-Gold aufkaufen (jetziger Marktwert etwa $366 Mrd.) und eine eigene, goldgedeckte Welt-Leitwährung basteln.
Somit stellt sich die Frage, wer die Schleusen des Staudammes kontrolliert. Die Fed ist es nicht! Es ist der freie Markt, der den Banken erlaubt, jederzeit ihre gespeicherten Gelder (Reserven bei der Fed) abzuziehen und freizulassen; dafür zu kaufen was auch immer sie als profitabel erachten. Es ist somit ein von niemandem kontrollierbares Risiko!
Meine Vermutung geht in die Richtung dass es nur einer Initialzündung bedarf, um diesen Stausee zum Abfliessen zu bringen. Sprich:
Eine Grossbank beschliesst ihre Fed-Reserven gegen Güter einzutauschen und alle anderen machen zeitnah mit und tun das gleiche. Dann gäbe es einen Teuerungsschub, der nicht kontrollierbar wäre und der erst aufhört, wenn der Stausee leer ist. Wenn also das Gleichgewicht zwischen Gütermenge und Geldmenge wieder hergestellt ist.