Exzellenter Artikel heute erschienen in der FAZ und keine Goldpseudoseite:
[SIZE= px]Wie edel sind die Edelmetalle?[/SIZE]
Gold ist eine sehr solide Geldanlage. Jeder Anleger sollte deswegen etwas davon in seinem Depot haben. So lautet das gängige Vorurteil über das bekannteste Edelmetall. Doch dieses Jahr wird die Goldfans schocken: Sie müssen einsehen, dass der Glanz Solidität nur vortäuscht. Denn erstmals seit zwölf Jahren haben sie mit ihren Goldkäufen Geld verloren. Und das nicht knapp, sondern ganz schön deutlich: Derzeit kostet die Feinunze etwa ein Viertel weniger als zu Jahresanfang.
Damit kommt eine faszinierende Goldhausse zu einem vorläufigen Ende. Sie trieb den Preis von 252 Dollar im Jahr 2000 auf 1900 Dollar im Jahr 2011. Im vergangenen Jahr konnte Gold den Absturz noch vermeiden, doch dieses Jahr kam es besonders hart. Die Entspannung in der Euro-Krise und die fehlende Inflation machte Gold, das immer in turbulenten Zeiten gefragt ist, unattraktiv. Hinzu kamen die hohen Kursgewinne am Aktienmarkt. Großanleger sahen sich genötigt umzuschichten, um nicht zu viele Gewinnmöglichkeiten zu verpassen. Die Folge: Indexfonds, die den Goldpreis nachbilden und mit echtem Gold hinterlegt sind, drückten mit ihren Verkäufen den Preis nach unten.
[SIZE= px]Mehr Zinsen weniger Edelmetall[/SIZE]
Und schließlich: Als im Frühjahr die Debatte über eine Verringerung der Anleihekäufe der amerikanischen Notenbank Fed einsetzte, stiegen plötzlich die Renditen für langlaufende Anleihen. Das ist Gift fürs Gold. Denn das Edelmetall wirft keine Zinsen ab wie eine Anleihe. Anleger profitieren nur von Zuwächsen des Goldpreises. Je höher die Zinsen, desto mehr Geld entgeht Anlegern, die lieber auf Gold setzen. Es sei denn, der Goldpreis steigt entsprechend. Tut er aber eben nicht.
Das zeigt: Der künftige Goldpreis hängt auch von der weiteren Zinsentwicklung ab. Und da sich Silber und zum Teil auch die anderen beiden Edelmetalle Platin und Palladium an der Entwicklung des Goldpreises orientieren, ist die Zinshöhe für alle Edelmetalle von Bedeutung.
Entscheidend sind dabei die Realzinsen, das heißt, die Anleihezinsen reduziert um die Inflation, also das, was der Anleger tatsächlich mit Anleihen verdient. „Im Blick stehen dabei die Zinsen für langfristige Anleihen, denn die werden am meisten von den Anlegern gekauft und deren Zinsen werden am wenigsten von den Zentralbanken beeinflusst“, sagt Carsten Fritsch, Rohstoffanalyst der Commerzbank. Da Gold in Dollar gehandelt wird und der größte Anleihemarkt der Welt der der Vereinigten Staaten ist, sind die Renditen von amerikanischen Staatsanleihen die Orientierungsgröße für die Goldhändler.
[SIZE= px]Zinssenkung hilft nicht[/SIZE]
Daher überrascht es nicht, dass der Goldpreis im Frühjahr unter Druck kam, als geringere Anleihekäufe der Fed zum Thema wurden. Denn seitdem sind die Renditen der langfristigen Anleihen in Amerika kräftig gestiegen, die Realzinsen sind nun eindeutig positiv, während sie 2012 noch negativ waren. Der Goldpreis sank auch in der vergangenen Woche, nachdem wieder über weniger Anleihekäufe 2014 spekuliert wurde.
Und es verwundert auch nicht, dass die Zinssenkung der Europäischen Zentralbank vor zwei Wochen den Goldpreis nicht stützte. Denn zum einen sind die europäischen Zinsen nicht entscheidend für den Goldmarkt, zum anderen nicht die kurzfristigen Leitzinsen, die die Notenbanken festlegen.
[SIZE= px]Andere Edelmetalle weniger abhängig[/SIZE]
Es geht daher die Befürchtung um, dass die Diskussion über die Anleihekäufe Gold auch 2014 belasten könnte. Silber würde davon mit hinabgezogen. Es entwickelt sich ähnlich dem Goldpreis, schwankt aber stärker, weil es ein kleinerer Markt ist. Mehr Stützung als Gold bekommt Silber aber dadurch, dass rund die Hälfte der Menge von der Industrie nachgefragt wird.
Silber wird stark in der Medizintechnik und als Leitungsmaterial in der Elektronik verwendet. Sollte sich die Konjunktur vor allem in den Vereinigten Staaten und China und damit in den Hauptabnehmerländern für Silber stabilisieren, würde das Metall profitieren.
Am wenigsten abhängig vom Goldpreis ist die Entwicklung der beiden unbekannteren Edelmetalle Platin und Palladium. Platin wird zu 70 Prozent, Palladium sogar zu 90 Prozent in der Industrie genutzt.
Privatanleger kaufen Edelmetalle entweder in physischer Form, also in Barren oder Münzen, über Händler wie pro aurum. Dort fallen aber vor allem bei kleinen Mengen vergleichsweise hohe Gebühren an. Dafür sind Gewinne nach einem Jahr steuerfrei.
Billiger geht es über Zertifikate, die manchmal auch unter dem Namen ETC laufen. Hier erwerben die Anleger die Metalle in Form von Wertpapieren, die den Marktpreis möglichst genau nachzeichnen. Gewinne sind immer zu versteuern. Die Papiere sind zur Sicherheit mit echten Edelmetallen hinterlegt. Es sind genau die Finanzprodukte, die den Preisrutsch bei Gold in diesem Jahr auslösten, weil so viele professionelle Anleger sie verkauften.
http://www.faz.net/aktuell/finanzen/dev ... 78494.html