Meine ehemalige Firma hatte 99 % Exportanteil. Wir trugen zum Exportüberschuss des Landes bei. Was ist daran blöd?
Die Güter, die ein Land produziert, dienen in erster Linie mal dazu, die Bevölkerung des Landes zu versorgen.Dabei macht Handel mit anderen Ländern durchaus Sinn: Wenn Land A einen Überschuss an Fisch hat und Land B zu viel Holz, macht es Sinn, Fisch gegen Holz zu tauschen.
Dabei wird es sich kaum vermeiden lassen, dass ein Land wertmässig mehr exportiert als es importiert. So macht z.B. Land A einen Überschuss, Land B ein Defizit.
Dieses Defizit wird ausgeglichen, indem Land B Schuldscheine (Währung des Landes B) an Land A exportiert.
Dieses Geld ermöglicht es Land A, im nächsten Jahr mehr Holz aus Land B zu importieren als es Fisch liefern muss, denn Geld ist ja gespeicherte Kaufkraft (oder sollte es zumindest sein).
Wenn sich diese Überschüsse und Defizite jeweils nach einigen Jahren wieder ausgleichen, ist das alles kein Problem. Problematisch wird es erst, wenn sich einseitig Geld von Land B in Land A anhäuft. Aus Sicht von Land A besonders dann, wenn die Währung von Land B an Wert, an Kaufkraft verliert. Dann hat Land A nämlich jahrzehntelang Fische verschenkt.
Die Rolle Deutschlands in der EU ist hier ein gutes Beispiel: Deutschland macht einen Handelsüberschuss mit Griechenland, weil es mehr BWM nach Griechenland exportiert als von dort Olivenöl importiert.
Die Griechen können die BMWs nicht bezahlen, geben also Schuldscheine heraus (Staatsanleihen). Und wer kauft ihnen diese Schuldscheine ab? Richtig, Deutschland.
Wenn Griechenland diese Schulden nicht bedienen kann, kommt es zu einem Schuldenschnitt. Die Schulden werden abgeschrieben.
Im Endeffekt hat Deutschland nun die BMWs gratis geliefert.
Exportüberschuss bedeutet also, dass mehr Güter das Land verlassen als Güter ins Land kommen. Und umgekehrt, dass es einen Überschuss an Geld gibt, was tendenziell zu Inflation führt.
Im Defizitären Land hingegen kommt es aus denselben Gründen zu einem Geldmangel, also zu deflationären Tendenzen.
Zu Zeiten des Goldstandards wurden Handelsdefizite mit Gold ausgeglichen. Ein Land konnte somit nur so lange ein Handelsdefizit fahren, bis es kein Gold mehr hatte. Spätestens dann war es gezwungen, einen Handelsüberschuss zu erzielen, um sich wieder zu sanieren.
Der Überschuss an Gold in Land A sorgte für Inflation, für steigende Preise. Das Defizit an Gold in Land B für Deflation, für sinkende Preise.
Somit verlor Land A etwas an seiner Konkurrenzfähigkeit, während Land B dank sinkender Löhne und Preise konkurrenzfähiger wurde.
Land B bekam somit auf natürliche Weise die Chance (bzw. wurde sogar dazu gezwungen) einen Handelsüberschuss zu erzielen. Somit wurden zwischen den Ländern die Überschüsse und Defizite nach wenigen Jahren ausgeglichen.
Im heutigen Fiat-Money-System funktioniert dieses Regelsystem nicht mehr, da ja Geld billig und in unbeschränkter Menge jederzeit kostenlos produziert werden kann. Somit lassen sich Handelsdefizite über Jahrzehnte aufbauen.
So z.B. im Verhältnis der USA mit China.
Im Verhältnis Griechenland - Deutschland funktioniert das nur deshalb nicht, da die Griechen den Euro nicht selbst drucken können. Das ist der Grund, weshalb Griechenland vor dem Staatsbankrott steht, die USA hingegen nicht. Die USA kommen erst dann in Schwierigkeiten, wenn die Chinesen für ihre Lieferungen keine Dollars mehr akzeptieren sondern Waren, Gold, Renminbi oder eine andere Währung verlangen.
"Die USA sind die Griechen der Chinesen!"