Interessante Fragen, die Du da wieder stellst:
Wie abhängig sind die Staatsschulden von tiefen Zinsen?
Meiner Meinung nach ziemlich unabhängig: Die Regierung macht ja nicht weniger Schulden, nur weil die Zinsen steigen oder mehr, weil die Zinsen sinken. So handeln Unternehmen und Private, nicht aber der Staat.Staatsschulden und Zinsen beeinflussen aber dennoch den Staatshaushalt, denn Gelder, die an Zinsen bezahlt werden müssen, können vom Staat nicht anders eingesetzt werden.
Aber zunächst zu den Zahlen:
Staatsschulden 16.7 Billionen, durchschnittlicher Zinssatz für Treasuries liegt bei
2.991%. Das heisst, dass pro Jahr knapp 500 Mrd. an Zinsen ausgegeben werden müssen.
Steuereinnahmen 2.4 Billionen, Ausgaben derzeit 3.2 Billionen.
Von den Steuereinnahmen stehen also nur noch 1.9 Billionen für die eigentlichen Aufgaben zur Verfügung.
Das stimmt nicht ganz, denn das Treasury hat noch Zinseinnahmen von 200 Mrd. Also bleiben 2.1 Billionen an Einnahmen, denen 3.2 Billionen an Ausgaben gegenüber stehen.
Wenn nun die Zinsen um beispielsweise 1% auf 4% steigen, werden pro Jahr 668 Mrd. an Zinsen fällig. Es fehlen dann also 168 Mrd. in der Kasse, die entweder durch höhere Neuverschuldung, höhere Steuern oder niedrigere Ausgaben finanziert werden müssen.
Wie abhängig ist die Konjunktur von tiefen Zinsen?
Ausserordentlich abhängig!Bei höheren Zinsen werden nur sinnvolle und rentable Investitionen getätigt, bei denen die Aussicht besteht, dass die Zinsen zurückbezahlt werden können.
Bei niedrigen Zinsen können mehr Firmen Kredite aufnehmen. Auch solche, die auf der Kippe stehen und die dann bei der kleinsten Zinserhöhung in Konkurs laufen.
Bei künstlich niedrig gehaltenen Zinsen ist es überdies so, dass die Unternehmen den Konkurrenzkampf um Kapital gegen Anleihen verlieren. Das Geld fliesst dann (wie wir ja jetzt sehen) in Anleihen und andere Finanzwerte und nicht in produktive Investitionen.
Wie abhängig ist der Goldpreis von tiefen Zinsen?
Beim Goldpreis besteht der Zusammenhang über die Realzinsen. Also [Zinsen minus Teuerung]. Bei konstanter Teuerung: Steigende Zinsen -> sinkender Goldpreis. Sinkende Zinsen -> steigender Goldpreis.
Staatsschulden sehr hoch, Zinsen sehr tief. Wo ist das Ventil?
Im Aussenwert der Währung und schlussendlich in der Teuerung. Begründung: Je höher jemand verschuldet ist um so weniger gerne gibt man ihm Kredit. Und
wenn man ihm Kredit gibt, dann zu einem höheren Zins.
Natürlich sind die USA gegenüber einer Privatperson, einem Unternehmen oder einer Bananenrepublik in der komfortablen Lage, die Schulden nominal immer bedienen zu können, da sie ja in einer Währung verschuldet sind, die sie beliebig drucken können. Das wird aber langfristig zwangsläufig zu einer Schwächung der Kaufkraft des Dollars führen. Schliesslich weitet sich das Verhältnis Dollarmenge:Gütermenge weiterhin aus.
Gedankenexperiment: Stell Dir vor, die Chinesen beschliessen, die aktuellen Schulden von 1.34 Billionen Dollar einzufordern. Sie können dies tun, indem sie die Treasuries gegen Dollars verkaufen und sich dafür Sachwerte in den USA kaufen. Aktien, Land, Häuser, Fabriken. Keine sehr erbaulichen Aussichten aus Sicht der Amerikaner.
[COLOR= #008000][edit] Die Rendite der durchschnittlichen Zinsen von 2.991% ist veraltet.[/COLOR]
Neu (Stand September 2013) 2.43%.
Neuer Link:
http://www.treasurydirect.gov/govt/rate ... 013_09.htm