Aber unter diesem Gesichtspunkt muss man davon ausgehen, dass die Aktienmärkte weiter steigen, dachte immer, dass es dazu eine Inflation benötigen würde um überhaupt von Dow Jones 30K sprechen zu können.
Kommt drauf an, wie Du es betrachtest: Inflation - im Sinn von Teuerung, von steigenden Preisen - ist ja nichts anderes als dass die Währung an Wert, an Kaufkraft verliert. So gesehen macht es Sinn, die Teuerung mit einzubeziehen.Am einleuchtendsten wird das, wenn man Extrembeispiele betrachtet wie eine Hyperinflation: Während der 20 Jahre bis zur Währungsreform 2006 ist der Türkische Aktienindex um 16 Mio % gestiegen. Allerdings betrug die Teuerung während dieser Zeit 19 Mio %. Der türkische Aktionär hat also real verloren. Allerdings war er weitaus besser gestellt als jemand, der 1986 Cash in türkischen Lira oder in Lira lautende türkische Staatsanleihen gebunkert hatte.
Doof gesagt: Würde die Fed jetzt die Zentralbankgeldmenge verdoppeln, würden sich praktisch über Nacht alle Preise verdoppeln: Doppelter Lohn, doppelter Benzinpreis, doppelter Brotpreis und natürlich auch doppelter Aktienpreis. Damit wären wir bei den 30k im Dow, ohne dass irgend wo eine Schraube mehr produziert worden wäre.
Ebenso gut kann es auch ohne Teuerung und ohne monetäre Inflation zu einer Verdoppelung der Aktienpreise kommen. Dann nämlich, wenn sich die Produktion einer Firma oder eines ganzen Landes verdoppelt. Denke nur an den Bau der Eisenbahn in ganz Europa, den ganzen USA in den Jahren 1835-1875.
Ziel jedes Anlegers ist es, eine Rendite zu erzielen, die höher ist als die Teuerung. Wenn die Teuerung 5% beträgt und Aktien mit 7% rentieren, betragen die Realzinsen +2%. Rentieren Aktien nur mit 3%, liegen die Realzinsen bei -2%.
Der Realzins ist also definiert als (Rendite minus Teuerung)
Bleiben wir beim Beispiel mit 5% Teuerung:
Wenn die Anleihen so weit sinken, dass ihre Rendite 6% beträgt, Aktien hingegen weiterhin nur 1.9% (aktuelle Rendite im S&P) rentieren, was passiert dann?
Die Anleger schichten von Aktien in Anleihen um. Damit sinken die Aktienpreise (die Renditen steigen) und steigen die Anleihenpreise (die Renditen sinken) und das Spiel läuft so lange, bis sich beide irgendwo in der Mitte getroffen haben. Da Anleihen allgemein als sicherer gelten als Aktien, müssen Aktien etwa 1% höhere Renditen als Anleihen liefern, damit sie gekauft werden.
Das Gegenargument hierzu lautet allerdings, dass in Zeiten, wo eine Steigerung der Teuerung
[COLOR= #FF0000]erwartet [/COLOR]wird, Aktien besser als Anleihen sind, da ja Aktien Sachwerte sind und alle Sachwerte im Preis steigen.
Es zerren somit zwei Kräfte an den Aktien. Einerseits müssten sie in Währung gerechnet steigen, da die Währung an Wert verliert. Andererseits fordert der Markt höhere Renditen und deshalb müssten Aktien sinken. In der letzten Periode steigender Teuerung (1967-1981) blieben die Aktien nominal konstant. Die Teuerung hat während dieser Zeit aber 56% der Kaufkraft weggefressen.
Gold wiederum verhält sich nochmals anders: Für Gold sind die Realzinsen ausschlaggebend. Sind sie positiv, sinkt Gold. Sind sie negativ, steigt Gold.
Beispiele:
Bei Teuerung von 5% und Anleihenrenditen von 7% kassiert man bei Anleihen 2% reale Rendite. Es gibt keinen Grund, in Gold zu investieren.
Bei Teuerung von 5% aber Anleiherenditen von nur 4% würde man mit Anleihen real 1% verlieren. Ergo geht man in Gold, das immer real 0% Zins liefert. Da in so einer Situation sehr viele Anleger so denken, steigt Gold sogar noch stärker als die Teuerung und liefert real einen positiven Gewinn.
Diese Grafik zeigt den Zusammenhang sehr schön:
Quelle
1981 lagen die realen Zinsen Teuerungsbedingt bei satten -4% und Gold markierte ein Allzeithoch.
Danach stiegen die realen Zinsen in den positiven Bereich und Gold ging bis 2001 in den Sinkflug über.
Derzeit sehen wir wieder reale Zinsen, die aus dem negativen in den positiven Bereich aufstreben und somit konsequenter Weise einen sinkenden Goldpreis.
Die Realzinsen sind aber nicht immer alleine der Grund für den Goldpreis. So lagen z.B. um 2006/07 die Realzinsen durchaus im positiven Bereich von 2-3% und dennoch ist Gold gestiegen. Die Zeit damals war geprägt durch Dollarschwäche und einen aufstrebenden Euro, der auf dem besten Wege war, dem Dollar langfristig als Welt-Leitwährung Konkurrenz zu bieten. Entsprechend war die Flucht in Gold eine Flucht aus dem Dollar.
Es geht entsprechend nicht nur um die aktuelle Teuerung sondern viel mehr um die
erwartete Teuerung. Und die ist in diesem Chart natürlich nicht ersichtlich.
In Zusammenhang mit dem erwarteten Tapering geht der Markt davon aus, dass die Renditen steigen, die Teuerung aber niedrig bleibt. Entsprechend also, dass die Realzinsen weiterhin steigen und der Goldpreis entsprechend weiter sinkt.