Ich spreche nicht von solchen Zockertitel, da gibt es weitaus bessere Unternehmen in die man investieren könnte.
Ich finde es gut, dass Du Dividendentitel ansprichst. In der Schweiz wären das ja im Moment konkret Swisscom und ZFS. Du wirst mir aber recht geben müssen, dass in den letzten 10 Jahren - nein 20 Jahren - kaum noch ein Aktionär auf die Dividende Wert gelegt hat. Bei den allermeisten geht es nur um kurzfristige Kurssteigerungen. Das alleine erklärt das allgemein niedrige Niveau der Dividendenrenditen von
derzeit unter 2% beim S&P.
Und auch bei Aktien, die im Moment Dividendenperlen sind, stellt sich zwangsläufig die Frage, ob sie das auch in einigen Jahren noch sein werden. Bei der Swisscom habe ich etwas weniger Zweifel. Bei ZFS schon.
Schlussendlich geht es um die Mischung aus Kurspotential, aktueller und zukünftiger Dividenden (respektive auch KGV) und Abwärtsrisiko.
Würden wir jede einzelne Aktie individuell mit Gold vergleichen, kämen wir vielleicht in 90% der Fälle auf eine übereinstimmende Einschätzung. Aber wie gesagt, das tue ich nicht, weil ich die Einzeltitel auch nicht so gut kenne. Deshalb vergleiche ich nur Aktienmärkte (also Indizes) mit Gold und da läuft der Trend nach wie vor zu Gunsten von Gold. Und zwar zu einem Prozentsatz, der durch die derzeit allgemein magere Dividende nicht wettgemacht werden kann.
Es war nicht immer so, dass Gold die bessere Anlage war als Aktien. Und das wird auch nicht immer so bleiben. Aber im Moment ist es noch der Fall.
Deshalb achte ich auch in erster Linie auf das Dow/Gold-Ratio: Vor 10 Jahren musste man noch über 40 Unzen für den Dow hinblättern. Derzeit kriegt man den Dow schon für 7.6 Unzen. Man kann also heute 5 mal soviele Aktien kaufen wie vor 10 Jahren. Und wenn irgendwann bei einem Verhältnis von 1 oder 4 der Boden erreicht wird, bekommt man für sein Gold eine optimale Menge an Aktien. Warum also nicht im Moment auf Dividenden verzichten, wenn man in ein paar Jahren die doppelte Menge Aktien für denselben Preis bekommen kann?
Das Problem ist doch, dass diejenigen, die einen "falschen Ausschlag" verstehen in der Minderheit sind. 99% der Bevölkerung würden es nicht schnallen, wenn die Hedgies das Gold massiv shorten. Das würde eventuell dazu führen, dass Gold aufgrund der steigenden physischen Nachfrage schwierig erhältlich ist, aber auch das ist Otto Normalverbraucher egal, da er ja mit CHF zahlen kann und das Vertrauen in diese Währung (noch) da ist. Er hat die Vorgänge eben nicht geschnallt.
Stimmt. Aber eine meiner Aufgaben hier besteht ja darin, möglichst vielen Otto Normalverbrauchern die Zusammenhänge zu erklären, damit sie es eben doch schnallen.Dass der Gold- und vor allem der Silbermarkt hochgradig von Papierhändlern dominiert wird, ist mir durchaus bewusst. Beim Silber wird rund 2200 mal soviel Silber auf dem Papier gehandelt wie physisch. Das spricht allerdings nicht gegen die Edelmetalle sondern eher für sie und es spricht in erster Linie dafür, die Metalle physisch zu halten:
Typisches Szenario heute:
Der Goldpreis ist gestiegen. Banken verkaufen eine grosse Menge Gold, das sie gar nicht besitzen via Future-Markt leer. Der Goldpreis sinkt. Jene, die im Gold long sind, steigen aus den Positionen aus, kehren evtl. sogar ihre Postion (das sind in vielen Fällen ja Computer-Handelsprogramme) und der Goldpreis sinkt weiter. Irgend wann steigen die physischen Käufer ein - z.B. die Chinesen, Inder - der Preis stabilisiert sich und beginnt wieder zu steigen.
Die Crux dabei ist, dass sowohl der Verkauf als auch der Kauf von Gold rein über Papier abgewickelt wird. Es interessiert sich keine Sau, ob die Bank, die soeben eine Million Unzen Gold auf Termin verkauft hat, dieses auch liefern könnte, falls die Gegenseite auf Lieferung besteht. Wir haben somit die perfekte Marktmanipulation.
Guckst Du hierzu auch die Geschichte, die ich im
Radio Melchior zum besten gegeben habe.
Szenario in der Zukunft
Einen schönen Tages wird folgendes passieren: Ein Grossinvestor aus China, Arabien oder Indien, der physisch in Gold einsteigen will, deckt sich an der COMEX mit einer entsprechenden Menge Long-Kontrakten ein. Was viele mittlerweile schon fast vergessen haben: Ein Future-Kontrakt ist nichts anderes als ein Warentermingeschäft, wo der Verkäufer sich verpflichtet, per einem bestimmten Stichtag in der Zukunft eine bestimmte Menge Ware zu einem im Voraus definierten Preis zu liefern.
Nun kommt also der Stichtag und unser Scheich denkt gar nicht daran, sich seine Kontrakte gegen Dollars abkaufen zu lassen. Er besteht darauf, dass die Gegenpartei ihr Versprechen einlöst und die georderte Goldmenge physisch liefert.
Nun bekommt die shortende Bank ein Problem, wenn sie das Material nicht hat und nicht liefern kann. Sie muss es nun "zu jedem Preis" physisch beschaffen. Ansonsten ist sie ihren Sitz an der COMEX los oder muss sogar Konkurs anmelden. In so einer Situation wird der Goldpreis wohl durch die Decke gehen.
Interessant werden die Auswirkungen sein, wenn weitere Long-Spekulanten dem Beispiel folgen und physische Auslieferung verlangen. Wie wollen aber die Shorties ihre Versprechen erfüllen, wenn sie mehr Material verkauft haben als es überhaupt zu kaufen gibt?
An diesem Tag wird der Schwanz nicht mehr länger mit dem Hund wackeln sondern wie es sein sollte der Hund mit dem Schwanz.
Wann dieser Tag kommen wird, weiss ich auch nicht. Aber er wird kommen. Und dann möchte ich möglichst viel Gold - physisch - mein Eigen nennen!
Vielleicht bezahlen Sie ja noch 5 Jahre eine schöne Dividende an der ich mich freue. (du nicht aber ich schon) da kommt wieder das persönliche.
Nehmen wir an, wir beide besitzen genügend Geld, um uns 100 Swisscom-Aktien zu kaufen. Du kaufst die 100 Aktien, ich kaufe Gold.Nach 5 Jahren hast Du Dividenden im Wert von 25 Swisscom Aktien erwirtschaftet. Ich nicht.
Nun verkaufe ich mein Gold und kaufe dafür 200 Swisscom Aktien. Wer steht schlussendlich besser da?