Wieder mal eine interessante Frage, auf die ich gerne eingehe.Ich möchte nichts desto trotz auf diesen Link verweisen, den Du hoffentlich gelesen hast: viewtopic.php?p=54948#p54948Ich wundere mich aber trotzdem wieso die Goldbugs oder Gurus dann mit Goldpreisen von 5000- 10000 Je Unze kommen? Selbst du hast ja bis anhin schöne zukünftige Zahlen aus dem Nichts gezaubert.
Wenn man Gold als Rohstoff betrachtet, gibt es keine vernünftige Methode, einen "fairen" Preis zu bestimmen, denn Gold wird in der Industrie kaum gebraucht. Auch die Produktionskosten sagen nichts aus, denn die sind bei einem Stock-to-Flow-ratio von 60 so ziemlich irrelevant. Gold ist ja kein Rohstoff, der einen Nutzen hat, indem man ihn vernichtet (Agrarrohstoffe, Öl) oder daraus höherwertige Produkte macht (Eisen, Alu, Holz) sondern gehört in die Kategorie wie Diamanten oder Kunstwerke, die nur dann einen Wert haben, solange sie gehortet werden.
Wenn man Gold als Geld betrachtet, ihm also für die Zukunft wieder eine monetäre Bedeutung beimisst, ist es relativ einfach, einen Preis für Gold (bzw. den Wert einer Währung in Gold) zu berechnen.
Einfachstes Beispiel mit stark gerundeten Werten ist die Schweiz: Seit dem Jahr 2000 hat sich die Geldmenge verdoppelt, die Goldmenge halbiert. Das Verhältnis Franken:Gold hat sich somit um Faktor 4 erhöht. Ergo macht es Sinn, wenn der Franken heute nur noch 1/4 so viel Gold kaufen kann wie im Jahr 2000. Damals lag der Goldpreis um Fr. 15'000 also wäre entsprechend ein Goldpreis von Fr. 60'000 als fair anzunehmen.
Beim Dollar, der ja bekanntlich 1971 von Gold abgekoppelt wurde, ist das Verhältnis noch viel dramatischer.
Wenn wir also davon ausgehen (Prämisse oder Verschwörungstheorie, je nach Gusto), dass es dereinst wieder zu einer Deckung von Papiergeld durch Gold kommen wird, können wir den Goldpreis dieser neuen Währung sehr einfach ermitteln:
Bei 100% Golddeckung: Geldmenge / Goldmenge
Für die USA: Geldmenge 16.5 Billionen, Goldmenge = 8000t --> Goldpreis von $58'471/oz
Eine Golddeckung von 100% ist natürlich unrealistisch. Realistischer wäre ein Deckungsgrad von 40%, wie ihn die USA bis 1971 und die Schweiz bis 2000 hatten.
Entsprechend ergäbe sich hier ein Goldpreis von $58'471 * 0.4 = $23'388/oz.
Vielleicht gibt es auch nur einen Deckungsgrad von 10%, was zu einem Goldpreis von $5847 führen würde.
Bis dahin gibt es auch noch die Möglichkeit, dass sich die Geldmenge (Stichwort: Deflationäre Depression) der USA drastisch verringert. Dass somit also weniger Dollars der konstanten Goldmenge im Besitz der USA gegenüberstehen.
Ohne jetzt behaupten zu wollen, dass es jemals wieder einen goldgedeckten Dollar geben wird, ist es genau diese Berechnungsmethode, die zu den von Dir erwähnten Goldpreisen führt.
Nochmals: Die einfache Formel lautet: Goldpreis := Geldmenge / Goldmenge * Deckungsgrad
Wir können uns jetzt natürlich ausführlich darüber unterhalten und argumentieren, wie hoch die Chance ist, dass Gold remonetarisiert, also wieder zur Deckung von Papiergeld herangezogen wird. Aber dieses Thema haben wir ja im Währungsreform-Thread ausführlich diskutiert, das müssen wir hier nicht wiederholen.
Soweit ich Dich aus Deinen Postings der letzten 2 Jahren verstanden habe, glaubst Du nicht an eine Remonetarisierung von Gold sondern vielmehr an eine Aufwertung des US-Dollars, ein Revival der Banken, Wirtschaftswachstum in den USA und Aussetzung von QE.
Unter dieser Prämisse macht für Dich Gold absolut keinen Sinn!
Kurz: Wir beide haben ein unterschiedliches Weltbild, unterschiedliche Prämissen wie wir die zukünftige Entwicklung beurteilen und kommen somit logischer Weise zu unterschiedlichen Zukunftsbildern und leiten daraus unterschiedliche Strategien für die Zukunft ab.