Was mich dabei überrascht ist das der Kondratieff Zyklus dies eigentlich mehr oder weniger richtig voraus gesagt hat.
k:
Mit dem Kondratieff-Zyklus bin ich nicht zufrieden. 2000 hat der Winter begonnen. So weit so klar.In einer normalen Welt hätte 2000 der Winter begonnen, der wirtschaftliche Bust-Zyklus mit Deflation, Abbau der in den Vorjahren entstandenen Überkapazitäten, Tod von Firmen und schlussendlich Reduktion der Schulden auf knapp über Null.
Entsprechend wäre die Welt nun schuldenfrei, nur die besten Firmen hätten überlebt und übernehmen nun im folgenden Frühling die Kunden ihrer verstorbenen Konkurrenten.
Ob es so gekommen wäre, wenn 2000 die Rezession zugelassen worden wäre, wissen wir nicht und werden es auch nie erfahren, denn... !
Diese (notwendige) Bereinigung hat nie stattgefunden: Als die Dotcom Blase geplatzt war, hat Greenspan bekanntlich mit frischer Liquidität für ein Weiterführen der Party gesorgt und die Immobilienblase aufgepumpt. Da war also nix mit Bereinigung. Im Gegenteil, die Schulden sind gestiegen und somit das Gefahrenpotenzial.
2008 ist die Immobilienblase geplatzt. Diesmal hat Bernanke die Druckerpresse angeworfen und für eine Anleihen-Blase gesorgt.
Das heisst, der Bereinigungsprozess muss erst noch stattfinden. Diesmal halt mit weitaus höherer Fallhöhe als 2001 oder 2008.
Während der Bust-Phasen wird weniger konsumiert. Und da Konsumgüter altern und irgend wann ersetzt werden müssen, staut sich während der Rezession ein Kaufdruck auf.
Hierzu ein einfach nachvollziehbares konkretes Beispiel: Autoverkäufe USA
Wenn Du Dir mal die Rezession um 1982 anschaust: Damals sind die Automobilverkäufe von rund 14 mio auf 9 Mio abgesunken.
Einfach deshalb, weil die Menschen in einer Rezession Angst um ihren Job und die Zukunft haben und deshalb die alte Karre lieber noch ein paar Jahre fahren.
Ist dann die Rezession vorbei, schöpfen die Menschen neue Hoffnung und nun wird die alte Karre ersetzt. Somit steigen die Autoverkäufe nicht nur auf das Vor-Rezessions-Niveau sondern sogar darüber hinaus. Schliesslich gibt es Nachholbedarf (s. Spikes so um 1986/87).
Bei der weitaus schwächeren Rezession 1991 fielen die Autoverkäufe lediglich auf 12 Mio. Entsprechend war in den Folgejahren der Nachholbedarf geringer und die Verkäufe pendelten sich um 15 Mio ein (94-98)
In der Rezession 2001 gab es überhaupt keinen Einbruch bei den Autoverkäufen. Am Ende sogar eine Kurze Spitze 2002. Damals gab es 0%-Leasings.
In der Konsequenz bestand auch kein Nachholbedarf ab 2003.
Bei der Rezession 2009 wiederum haben wir ein ähnliches Bild wie 1982. Da könntest Du jetzt also auf einen Auto-Verkaufs-Spike spekulieren, wäre da nicht das Problem, dass die Konsumenten immer noch hoch verschuldet sind und weiterhin sparen.
Was bei den Autoverkäufen so wunderbar nachvollziehbar geklappt hat, hat allerdings bei den Schulden überhaupt nicht geklappt. Die Schulden der Privaten sind zwar etwas gesunken, jene der Unternehmen ebenso aber dafür sind die Schulden der öffentlichen Hand sowie der Banken dramatisch gestiegen. Ob bei der aktuellen Schuldenlage und einem ausufernden "deficit-spending" ein wirtschaftlicher Aufschwung überhaupt möglich ist, muss zumindest mit einem sehr grossen Fragezeichen versehen werden.
Deshalb bleibe ich dabei: Die Schuldenblase (= Summe all der roten Balken abzüglich der paar grünen) muss erst mal weg. Das wird ein schmerzhafter Prozess. Und je länger wir mit der Bereinigung warten und je grösser die Schuldenblase wird, umso schmerzhafter wird die Bereinigung.
Können die Schulden auch auf legalem Weg abgebaut werden?
Ja: Das GAO (Government Accountability Office) hat berechnet, dass die Steuereinnahmen der USA um 44% steigen oder die Ausgaben um 32% gekürzt werden müssten (oder eine Kombination), damit die Schulden auf legalem Weg (also ohne Inflation und in Kaufkraft) bis zum
Jahr 2087 abgebaut werden könnten.
Somit müssten auch die nächsten Generationen für die Schulden haften, die wir (bzw. unsere Generation Amis) seit 1971 aufgebaut haben. Ich fürchte mal, die Generation unserer Kinder, Enkel und Urenkel wird uns was husten!
Die Geschichtsbücher werden dereinst über unsere Zeit wohl schreiben, dass Greenspan den Bust-Zyklus 2000 hätte zulassen sollen, statt ihn zu unterdrücken, hinauszuzögern und zu verschlimmern. Dann wäre die Situation vielleicht 2008 oder so bereinigt gewesen und ein neuer Frühling hätte beginnen können. So wie es jetzt läuft, wird halt alles verzögert.
Aber eben:
Hätte, wenn, wäre ..... Meine Oma pflegte immer zu sagen: "Wenn der Hund nicht geschissen hätte, hätte er den Hasen erwischt"