Was mich in diesem Zusammenhang interessiert sind die Fragen, welche Auswirkungen hätte ein solcher Goldpreisanstieg auf die übrigen
Anlagen wie:
Aktien
Anleihen, Obligationen
Liegenschaften, Hyp.-Zinsen
etc.
und in welchem Zeitrahmen würde dieser Preisanstieg vollzogen?
Über Zeitpunkt und Zeitrahmen kann man nichts sagen. Das können Stunden sein aber auch Monate bis Jahre.
Zunächst gibt es eine recht gute Korrelation zwischen der Bilanzsumme der Fed und dem Goldpreis. Ganz grob: Ein Anstieg der Geldmenge um $500 Mrd. führt zu einem Anstieg des Goldpreises um $100/oz.
Dieser Zusammenhang spielt aber nicht immer. Aktuell müsste der Goldpreis bei ca. $1800 liegen, wenn er immer brav der Fed-Bilanzsumme gefolgt wäre.
Wenn wir nun einen Goldpreis von $5000 annehmen - wie im Artikel von diamant verlinkt - können wir zurückrechnen auf die Bilanzsumme und kämen auf einen Anstieg von $16 Billionen, was in etwa einer versiebenfachung (von 2.6 Billionen auf 18.6 Billionen) der Bilanzsumme entspricht.
Somit kann ich die Frage wie folgt umformulieren: "... welche Auswirkungen hätte eine solche Ausweitung der Geldmenge?"
Wie der Chart oben zeigt, hatten wir seit 2008 bereits eine verdreifachung der Bilanzsumme von rund knapp 900 Mrd. auf 2800 Mrd. Mrd. ohne, dass dadurch das Vertrauen in die Fed oder den Dollar stark angeknackst worden wäre. Auch die Teuerung ist nicht gestiegen.
Zwischen der Ausweitung der Fed-Bilanzsumme und dem Aktienmarkt S&P500 besteht eine Korrelation von 84%:
Sollte also die Fed-Bilanzsumme um 600% steigen, wäre - rein nach dieser Logik - auch ein Anstieg des S&P um diesen Faktor zu erwarten. Also eine Versiebenfachung auf über 11'000 Punkte.
Das klingt jetzt nach einem Super-Geschäft, allerdings wissen wir nicht, wie hoch die Kaufkraft des Dollars in so einer Situation noch wäre.
Genau da liegt die Krux der Gratwanderung, die die Zentralbanken seit 2009 mit ihrer Geldpolitik spielen: Einerseits müssen sie ihre Bilanz immer erweitern (also Geld drucken und Schrottpapiere von den Banken übernehmen), um die Deflation zu bekämpfen und die Zinsen niedrig zu halten. Andererseits riskieren sie damit, dass das Vertrauen und die Kaufkraft ihrer Währung sinkt und hohe Teuerung einsetzt. Irgend wo auf dem Weg nach oben (also zwischen der aktuellen Fed-Bilanz von rund 2.6 Billionen auf 18.6 Billionen) könnte der Dollar über Nacht an Vertrauen verlieren. Z.B., wenn China oder Indien damit beginnen, ihre Dollar-Assets (vor allem Treasury Bonds) auf den Markt zu schmeissen, um sich dafür Sachwerte wie Aktien, Immobilien und Rohstoffe zu kaufen.
Somit macht das obenstehende Sandkastenspiel absolut keinen Sinn, denn wir wissen nichts über den wahren Wert der Aktien. Also z.B. ob man sich dann für einen S&P mehr oder weniger Benzin oder Brot kaufen kann als heute.
Das einzige, was uns diese Gedanken verraten, sind die Richtung. Und die lautet, dass Sachwerte (Aktien, Immobilien, Rohstoffe inkl. Edelmetalle) Forderungen (Anleihen, Cash, Bankkonto, Festgeld) vorzuziehen sind.
Anders ausgedrückt: Sollte nach diesem Eingangszenario sich der Goldpreis vervierfachen, dürfte das mit grosser Wahrscheinlichkeit auch für Erdöl, Weizen oder auch Aktien gelten. Oder umgedreht: Der Dollar verliert gegen diese Sachwerte 75% seines Wertes, was einer entsprechend hohen Teuerung entspricht.
In dem Moment, wo die Teuerung unangenehm anzieht (z.B. über 10%), sorgen die Marktkräfte dafür, dass Preise für Aktien und Anleihen so lange fallen, wie ihre Rendite wieder bei über 10% liegt. Das bedeutet auch, dass wir steigende Zinsen und Hypotheken sehen werden.
Die Zentralbank hat nun zwei Möglichkeiten, darauf zu reagieren:
1. Sie druckt noch schneller noch mehr Geld und kauft damit Anleihen, Aktien und Immobilien direkt auf, um die Zinsen und somit die Teuerung nach unten zu drücken. Das kann theoretisch funktionieren. Zumindest so lange, bis sie mit ihrem frisch gedruckten Fiat-Geld ganz Amerika aufgekauft hat. Aber andererseits läuft sie Gefahr, mit so einer Aktion die Kaufkraft des Dollars weiter zu schwächen.
2. Sie lässt die Teuerung zu und gibt dem Staat somit die Möglichkeit, die Schulden zu entwerten, was auf der Gegenseite einer Entreicherung aller Vermögenswerte gleichkommt und auch den Mittelstand unter Druck bringt, dessen Löhne mit der Teuerung nicht Schritt halten können.
Der Aktionär wäre dann in zweifacher Hinsicht gestraft: Erstens verlieren seine Aktien in Dollar an Wert und zweitens verliert auch der Dollar an Wert.
Dennoch wäre der Aktionär besser gestellt als der Immobilienbesitzer und der wiederum besser als der Halter von Anleihen. Am schlechtesten ginge es den Besitzern von Pensionskassen-Forderungen, Bargeld und Sparkonten, denn die bekommen keinerlei Kompensation für den Wertverlust des Geldes.
Also nochmals: Gold ist ein Messinstrument für das Vertrauen in eine Währung. Steigt der Goldpreis, ist das ein Zeichen dafür, dass die Währung an Wert und Vertrauen verliert. Steigt der Goldpreis enorm, entspricht das einem enormen Vertrauensverlust in die Währung.
Ein Vertrauensverlust in eine Währung bedeutet steigende Preise sowie, dass sich ausländische Investoren entweder aus diesem Währungsraum verabschieden oder entsprechend hohe Renditen verlangen, um den Wertverlust auszugleichen.
Wie das Spiel abläuft ist bekannt: Wir durften das in den 1990er Jahren beispielsweise in Argentinien erleben. Auch in Mexiko, Russland, der Ukraine und noch in stärkerem Masse in der Türkei oder Jugoslavien.
Würde dasselbe beim Dollar passieren, hätte das ungeahnte Auswirkungen, denn der Dollar ist die Welt-Leitwährung und nicht irgend eine unwichtige Kanackenwährung (sorry für den harten Ausdruck). Am Dollar hängen schliesslich auch Euro, GBP, JPY und am Euro wieder der Franken etc.
Einen so heftigen Absturz einer Welt-Leitwährung gab es meines Wissens noch nicht. Entsprechend dürften die Auswirkungen auch global sein.
Das Verwirrende dabei ist, dass es für Aktien keine klaren Aussagen gibt:
Im ersten Szenario: Die Geldmenge wird weiter ausgeweitet, ohne dass die Teuerung steigt, sind Aktien äusserst profitabel. Sie vervielfachen sich im Wert entsprechend der Geldmengenausweitung und behalten ihre Kaufkraft. (So wie 2009 bis heute).
Im zweiten Szenario mit Vertrauensverlust in die Währung, steigenden Zinsen und steigender Teuerung verlieren Aktien im Preis, um die Renditen auf die Teuerung zu steigern.
Die Realität dürfte in der Mitte liegen und die sieht so aus, dass Aktien nominal steigen, real aber an Wert verlieren. Diese beiden gegensätzlichen Kräfte (steigender Preis in Währung bei gleichzeitigem Kaufkraftverlust der Währung) bestimmen den inneren Wert der Aktie. Ob dieser unter dem Strich positiv oder negativ ist oder sich beide Kräfte aufheben lässt sich nicht voraussagen.