Gold ist meiner Meinung nach eine irrationale Währung, da sie als Währung gesehen weder als Kredit zur Verfügung steht, noch Zinsen generiert.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man Geld entstehen lassen kann:Man kann Geld durch Leistung, Produktion durch die Wirtschaft entstehen lassen. Bildlich gesprochen: Die Kartoffeln, die ein Bauer aus dem Acker holt, sind sein Geld. Holt er mehr Kartoffeln aus dem Boden steigt die Geldmenge. Bei diesem Sachgeld wächst und sinkt die Geldmenge in Gleichklang mit der Wirtschaft. Wir haben somit immer ziemlich genau so viel Geld, wie wir erarbeitet haben. Gold gehört in diese Kategorie.
Man kann Geld auch über Kredite schaffen, so wie es derzeit bei allen Papierwährungen der Fall ist. Wir haben entsprechend ein Schuldgeldsystem. Die Regelung der Geldmenge entsteht hier zentralistisch über die von der Zentralbank festgelegten Zinsen. Die Höhe der Zinsen entscheidet hier über die Nachfrage nach Kredit. Nachteil dieses Systems ist, dass es für eine Zentralbank nie möglich sein wird, exakt zu wissen, wie viel Geld ein Land braucht. Entsprechend gibt es immer Ausreisser nach unten oder oben. Die Geldmenge ist entweder zu hoch oder zu niedrig, was zu Preisschwankungen führt, die es beim Sachgeld nicht gibt.
Sachgeld als irrational zu bezeichnen, empfinde ich als etwas hart. Ich würde es im Gegenteil sogar als sehr sinnvoll betrachten, wenn Geld von der Wirtschaft erzeugt würde und nicht staatsmonopolistisch.
Im übrigen gibt es auch bei Sachgeld (oder Goldstandard) Kredite. Allerdings steht als Kredit nur Sparkapital zur Verfügung und den Zins bestimmt der Markt. Girale Geldschöpfung gäbe es bei Sachgeld also nicht.
Ok. das geht jetzt schon Richtung Verschwörungstheorien. Wenn man also eine rationale Bewertung finden will für etwas, was keinen anderen Nutzen hat, als Wertaufbewahrungsmittel zu sein, wozu man Schmuck im weitesten Sinne auch zählen könnte, so sind es wohl am ehesten die anderen Währungen, welche dabei eine Orientierung bieten können.
Nun, eine Banknote hat ja auch keinen anderen Nutzen, als als Tauschmittel zu dienen. Bei Gold kommt zumindest noch die Funktion als Wertaufbewahrungsmittel dazu.Der innere Wert von Gold ergibt sich schon alleine durch die hohen Produktionskosten, die derzeit bei $1500/oz liegen dürften.
Gerade die Tatsache, dass Gold für nichts wirklich benötigt wird, macht es zum ultimativen Geld. Stell Dir vor, man würde ein Geldsystem auf Kupfer aufbauen und nun kommt die Erfindung der Glasfaser. Hier würde praktisch über Nacht der Wert des Geldes sinken (= hohe Inflation) obschon niemand "etwa falsch gemacht" hat.
Bei Öl als Geld gäbe es noch viel schlimmere Preisschwankungen.
Der Vorteil von Gold ist, dass es gehortet und nicht verbraucht wird. Bei einem Stock-to-Flow Ratio von 60 (also 160'000 Tonnen an Lager gegenüber etwa 2'500 Tonnen Jahresproduktion) würde selbst der Ausfall eines ganzen Jahres die Bestände nur um 1.5% beeinflussen.
Öl beispielsweise hat ein Stock-to-Flow Ratio von 0.25 (sprich: Vorräte machen 1/4 der Jahresproduktion aus oder Vorräte reichen für 3 Monate).
Wie schätzt man auf längere Sicht die Entwicklung der Währungen ein? Wie gravierend sind die Schulden der einzelnen Staaten? Können sie nachhaltig auf konventionellem Weg abgebaut werden?
Das haben wir schon ausführlich im
Währungsreform Thread diskutiert.Kurz gesagt besteht das Problem darin, dass wir zwar im Moment immer das Geld für die Schulden haben (die Geldmenge entspricht ja immer exakt der Schuldenmenge), nicht jedoch das Geld für die Zinsen, die in einem Jahr zu zahlen sind. Ergo muss die Geldmenge mindestens um die Zinsen erhöht werden, da es sonst zu Zahlungsausfällen kommt.
Da zum grossen Teil bei Staatsschulden die Zinsen über Neuverschuldung bezahlt werden, steigt die Schuldenkurve entsprechend der Zinseszinsfunktion exponentiell.
Es kommt also irgend wann zu dem Punkt, an dem das Wirtschaftswachstum niedriger ist als das Schuldenwachstum. Die Schulden wachsen dann schneller als die Wirtschaft, was grafisch dargestellt so aussieht:
Die Lücke zwischen der roten und blauen Kurve weitet sich stetig aus. Diese Lücke muss sich schliessen.
Wenn Du also von Schuldenabbau sprichst, dann meinst Du damit entweder, dass die rote Kurve auf die blaue gesenkt wird oder aber, dass die blaue Kurve auf das Niveau der roten Kurve steigt.
Ein Abbau der Schulden - senken der roten Kurve - kann schnell und brutal erfolgen. Über eine Währungsreform oder einen Schuldenschnitt.
Er kann auch durch Sparen und Deflation erfolgen. Dann dauert er aber Jahrzehnte und bedeutet eine sehr lange Depression. Da käme es sehr bald zum Generationenkonflikt, weil sich die Generation unserer Kinder weigern würde, Jahrzehntelang den Gürtel enger zu schnallen und für Schulden zu arbeiten, die wir aufgebaut haben. Unsere Kinder werden ja ohnehin bereits mehr Transferleistungen erarbeiten müssen, da die Baby-Boomer in den nächsten 20 Jahre in Rente gehen, älter werden und ihnen vergleichsweise wenig Erwerbsbevölkerung gegenübersteht.
Wirtschaftswachstum wäre eine weitere und die natürlich beste Lösung: Bildlich also die blaue Kurve so stark steigern, dass sie die rote aufholt. Wir bräuchten ein Wachstum der Wirtschaft um insgesamt etwa 300% (sofern die Schulden nicht weiter wachsen), um das aufzuholen. Bei einem Wirtschaftswachstum von 10% pro Jahr würde das 16 Jahre dauern.
Abgesehen davon, dass ein Wachstum von 10% pro Jahr für die gesättigte westliche Welt unrealistisch ist, wäre es für uns auch äusserst frustrierend mitzuerleben, wie wir Jahr für Jahr härter und effizienter arbeiten, sich dies aber in unserem Wohlstand nicht auswirkt, weil wir ja Schulden abbauen und nicht von unserer Leistung profitieren.
Bei 5% Wachstum wären das etwa 30 Jahre.