Ausblick UBS: Quartalsergebnis von durchschnittlich 626 Mio CHF erwartet
Zürich (awp) - Die UBS veröffentlicht am Dienstag, 2. Februar, das Geschäftsergebnis zum vierten Quartal 2015. Zum AWP-Konsens haben insgesamt acht Analysten beigetragen.
Q4 15
In Mio CHF AWP-Konsens Q3 15 Q4 14
Geschäftsertrag 6'730 7'170 6'746
Konzernergebnis 626 2'068 858
Gewinn vor Steuern:
- Konzern 199 788 404
- Investment Bank 368 496 217
- Wealth Management (WM) 653 639 646
- WM Americas 231 259 211
FOKUS: Nachdem in den letzten Jahren meist vor allem der Stand des Umbaus im Fokus stand, sind es nun wieder vor allem die operativen Resultate, welche die Investorengemeinde interessieren. Das vierte Quartal dürfte rein operativ laut Schätzungen von Analysten und gemäss den Zahlen der Konkurrenz nicht besonders gut ausgefallen sein. Die ZKB etwa meint, dass es nicht erstaunen würde, wenn die UBS das schwächste Quartal des Jahres ausweisen würde. Erstens würden die Indikatoren im Investment Banking auf eine deutlich tiefere Ertragsbasis hindeuten, zweitens sei die Basis der verwalteten Assets (AuM) in den Vermögensverwaltungseinheiten im vierten Quartal tiefer gewesen als in den Vorquartalen. Wie meist dürften auch diverse weitere Sonderfaktoren das Ergebnis beeinflussen. Dazu kommen könnten Restrukturierungskosten, Rückstellungen für Rechtsrisiken, Aufwendungen für getätigte Anleihenrückkäufe etc. Entsprechend wird die UBS vor allem das bereinigte Ergebnis in den Vordergrund rücken.
Für die meisten Analysten ist die UBS(-Aktie) vor allem auch eine "Dividendenstory", insofern wird dieses Thema weiterhin von grosser Bedeutung sein. Gemäss Konsens wird eine Ausschüttung für 2015 von 0,80 CHF pro Aktie erwartet. Eine hohe Dividende würde Zuversicht schaffen, dass die UBS ihr Verhältnis der Rückstellungen zur Kapitalquote als angemessen betrachte, so der zuständige ZKB-Analyst. Allerdings mussten verschiedene Analysten ihre Erwartungen diesbezüglich etwas zurück nehmen, weil die Bank wegen der Konjunkturlage und regulatorischen Änderungen (TBTF) ihre Kapitalziele für RWA und Leverage Ratio Denominator etwas nach oben angepasst hat und damit die Schätzungen in den Kapitalquoten sinken.
Ausserdem ist wie immer auch die Neugeldentwicklung von Interesse. In diesem Bereich hatte die UBS im letzten Quartal vor allem auch in Asien enttäuscht. Dazu meinen allerdings die Analysten von Société Générale, dass die Wealth Management Franchise der UBS in Asien viel robuster sei als diejenige der Konkurrenz. Im Fokus dürften daneben aber auch Kosteneinsparungen stehen, zumal im momentanen Umfeld Kostenreduktionen leichter realisierbar seien als Ertragssteigerungen, wie es im Markt heisst. Die Bank hatte zum dritten Quartal am Kostensenkungsziel von 2,1 Mrd CHF festgehalten. Man habe diesbezüglich gute Fortschritte erzielt, hiess es im November. Aufgrund des stark gesunkenen Ölpreises möchten Analysten zudem wissen, ob die Bank hier grössere Risiken für sich und ihre Kunden sieht.
ZIELE: Die UBS hat sich zusammen mit der Ankündigung des grossen Umbaus im November 2012 neue Ziele gesetzt. Diese wurden schon ein paar Mal - zuletzt im November - angepasst und lauten aktuell für den Konzern:
. Bereinigtes Aufwand-Ertrags-Verhältnis: 60%-70% (kurz- bis mittelfr. 65-75%)
. Bereinigte Rendite auf Eigenkapital abzüglich Goodwill und anderer
immaterieller Vermögenswerte (RoTE): Ziel >15%,
(Erwartung: 2016 etwa gleich wie 2015; 2017 rund 15%, ab 2018 >15%)
. CET1-Quote (Basel III vollständige Umsetzung): 13% (und 10% post-stress)
. RWA gemäss Basel III: kurz bis mittelfristig rund 250 Mrd CHF
. BIZ Leverage Ratio Denominator (Basel III vollst.): kurz/mfr. 950 Mrd CHF erw.
PRO MEMORIA:
KAPITALQUOTE: Die Bankführung unter CEO Sergio Ermotti kündigte vor ein paar Jahren an, dass die Gewinnausschüttungsquote bei 50% oder darüber zu liegen komme, sobald die Kapitalziele (CET-1 vollst. Umsetzung: 13% bzw. 10% post-stress) erreicht seien. Aus diesem Grund wird die Entwicklung der Kapitalquote seither intensiv verfolgt. Per Ende September 2015 lag der Wert bei 14,3%, dies nach 14,4% per Mitte Jahr bzw. 13,4% Ende 2014.
Klar in den Fokus gerückt ist in den letzten Monaten allerdings die sogenannte Leverage Ratio (LR), also die ungewichtete Eigenkapitalquote. Der Bundesrat hat im vergangenen Herbst die Eigenmittelanforderungen für systemrelevante Banken im Zusammenhang mit neuen "Too-big-to-fail"-Bestimmungen bezüglich LR deutlich verschärft. Demnach wurde die bis 2019 von den Grossbanken erforderliche LR auf 5,0% erhöht. Angerechnet werden dabei hartes Eigenkapital von mindestens 3,5% sowie ein Teil des Fremdkapitals, der nach dem Unterschreiten einer bestimmten Limite automatisch zu Eigenkapital würde. Unter vergleichbaren Definitionen sind die neu geforderten 5% der bisherigen Anforderung von 3,1% gegenüber zu stellen.
JURISTISCHES: Die UBS ist noch immer mit Altlasten beschäftigt. Ein bedeutender, noch offener Fall ist Frankreich: Ende März 2015 wurde dort gegen die französische UBS-Tochter offiziell ein Ermittlungsverfahren eröffnet. Hintergrund sind bereits seit Jahren laufende Untersuchungen, ob UBS Frankreich Kunden beim Steuerbetrug geholfen hat. 2014 bereits hatte die UBS diesbezüglich eine Kaution von 1,1 Mrd EUR hinterlegen müssen. Wie vor wenigen Tagen bekannt wurde, haben die franz. Behörden offenbar vor einiger Zeit eine Liste aus Deutschland mit 38'000 geheimen UBS-Konten französischer Kunden erhalten, die zur Steuerhinterziehung verwendet wurden. Insgesamt soll es sich dabei um Vermögenswerte von 12 Mrd EUR handeln. Die Dokumente wurden bei UBS-Hausdurchsuchungen in Deutschland von den dortigen Behörden gefunden und dann nach Frankreich geliefert. Ob es zu einem Verfahren vor einem Pariser Gericht kommt, wird sich frühestens in ein paar Monaten entscheiden. Die Untersuchungen könnten allerdings bereits in den nächsten zwei bis drei Wochen abgeschlossen werden. Darauf werde eine Phase folgen, in welcher die Finanzbehörden ihre Stellungnahme abgeben würden, erfuhr AWP diese Woche aus französischen Justizkreisen.
KREDITRATING: Die Ratingagentur Moody's hat Anfang Jahr die Langfristratings der UBS hochgestuft. Das langfristige Depositenrating wurde um eine Stufe auf 'Aa3' von 'A1' angehoben mit einem Ausblick "stabil". Begründet wurde die Hochstufung u.a. mit den Verbesserungen bei der Leverage Ratio, also der ungewichteten Eigenkapitalquote, sowie der Profitabilität. Anfang Dezember hatte zudem die Agentur Fitch den Ausblick auf "positiv" erhöht, das Rating 'A' derweil aber beibelassen. Als Grund nannte Fitch die Fortschritte der UBS in der Umsetzung der Strategie, die insgesamt zu einem stärkeren Geschäftsprofil und zu einem höheren Langfristrating führen sollten.
RÜCKKAUF: Die UBS hat vor kurzem nachrangige und nicht nachrangige Anleihen sowie gedeckte Schuldverschreibungen im Umfang von 6,1 Mrd CHF zurückgekauft. Für das vierte Quartal 2015 werde im Zusammenhang mit dieser Transaktion ein Aufwand von rund 272 Mio CHF im Abschnitt Group Asset and Liability Management unter "Sonstige negative Erträge" verbucht, hiess es. Bei der Ermittlung des bereinigten Ergebnisses vor Steuern würden sie als "Bereinigte Posten" (adjusting item) aufgefasst.
MANAGEMENT (neu): Die Grossbank hat im November diverse Änderungen im Top-Management mit Wirkung per Anfang 2016 bekannt gegeben. Die wichtigste war sicher, dass Tom Naratil, bis Ende 2015 CFO und COO der ganzen Gruppe, die Nachfolge von Robert McCann als President Wealth Management Americas und zudem President UBS Americas in der Konzernleitung angetreten hat. Der Job von Naratil wurde derweil auf zwei Personen aufgeteilt: Axel P. Lehmann wurde Group Chief Operating Officer, Kirt Gardner hat den CFO-Posten übernommen. Zudem wurde Christian Bluhm neuer Risiko-Chef und Kathryn Shih übernahm den Posten einer APAC-Chefin.
AKTIENKURS: Die UBS-Aktie liegt beim gegenwärtigen Kurs von 16,68 CHF (Stand Freitag 14.15 Uhr) fast 15% tiefer als zum Jahresende 2015 (vs. CS -19%, SMI -7%). Das aktuelle Jahrestief von 16,01 CHF stammt vom 16. Januar, das bisherige Höchst bei 19,32 CHF wurde am 5. Januar erzielt. 2015 hatte die UBS-Aktie mit einem Plus von 14,4% (CS -8,4%, SMI -1,8%) zu den besseren Werten gehört.