02-11-2015 14:33 Ausblick UBS: Quartalsergebnis von 1,72 Mrd CHF erwartet
Zürich (awp) - Die UBS veröffentlicht am Dienstag, 3. November, das Geschäftsergebnis zum dritten Quartal 2015. Zehn Analysten haben dazu folgende Schätzungen:
Q3 15E
(in Mio CHF) AWP-Konsens Q2 15A Q3 14A
Geschäftsertrag 7'216 7'818 6'876
Konzernergebnis 1'715 1'209 762
Gewinn vor Steuern:
- Konzern 844 1'759 -554
- Investment Bank 339 551 -1'284
- Wealth Management (WM) 691 756 707
- WM Americas 217 191 236
FOKUS: Nachdem in den letzten drei Jahren jeweils vor allem der Stand des Umbaus (Fokus auf Wealth Management, Reduktion Investment Banking) im Fokus stand, sind es seit kurzem nun wieder vermehrt die operativen Resultate, welche die Investorengemeinde interessieren. CEO Sergio Ermotti selber hatte den Umbau im Februar schon mal als beendet erklärt, auch wenn es durchaus noch Baustellen (etwa diverse Gerichtsfälle) gibt.
Rein operativ dürfte das Quartal laut Schätzungen von Analysten und gemäss den Zahlen der Konkurrenz nicht schlecht, aber auch nicht besonders gut ausgefallen sein. Die ZKB etwa erwartet ein "ordentliches" Ergebnis, wobei zum Beispiel ein Vergleich mit dem Vorjahr aufgrund extrem hoher ausserordentlicher Rückstellungen für Rechtsrisiken im Vorjahresquartal keinen Sinn mache.
Die Börsenturbulenzen - besonders auch in Asien - im September dürften etwas auf die Stimmung und die Umsätze gedrückt haben. Das Wachstum des Nettoneugeldes dürfte deswegen und wegen der laufenden Optimierungsmassnahmen bei unrentablen Kunden niedriger ausgefallen sein als üblich, heisst es etwa. Die Bank hatte vor einiger Zeit angekündigt, dass sie aufgrund des Zinsumfelds in der Schweiz und Teilen Europas bei gewissen Wealth-Management-Konten Preisanpassungen vorgenommen habe. Die Kunden sollten dabei entweder zu einem Vermögensverwaltungsmandat bewogen werden oder dann die Bank verlassen.
Gemäss Angaben der UBS vom Mai hat sie mit rund 1000 Kunden mit einem Vermögen von insgesamt 30 Mrd CHF Preisverhandlungen geführt. Der gesamte Abfluss dürfte aber deutlich geringer ausfallen, wie es hiess. Der Nettoabfluss lag im zweiten Quartal bei lediglich 6,6 Mrd CHF, und für dritte Quartal würden weitere Nettoabflüsse von 4 Mrd CHF erwartet, hiess es bei der Präsentation zum Q2. Die Bank habe mit der Massnahme zusätzliche Vermögensverwaltungs-Mandate über 1 Mrd CHF erhalten und rechne mit einem steigenden Gewinn in der WM-Division.
Wie meist dürften auch diverse weitere Sonderfaktoren das Ergebnis beeinflussen. Auf Stufe Reingewinn wird die UBS im dritten Quartal Steuergutschriften verbuchen, die ihr noch wegen der hohen Verluste aus der Zeit der Finanzkrise zustehen. Die Bank hat bisher lediglich kommuniziert, dass sie solche Gutschriften verbuchen wird, aber keine Angaben zur möglichen Höhe gemacht. Analysten schätzen sie auf rund 1 Mrd CHF, bei Kepler Equities etwa sind es 864 Mio, die ZKB erwartet gar 1,1 Mrd CHF. Aufgrund dieses Effektes könnte das dritte Quartal (auf rapportierter Basis) ein Rekordergebnis zeigen. Als weitere Faktoren könnten etwa Gewinne auf eigene Positionen oder weitere Restrukturierungs- oder Rückstellungen für Rechtskosten dazukommen.
ZIELE: Die Bank hat sich zusammen mit der Ankündigung des grossen Umbaus im November 2012 neue Ziele gesetzt und diese zuletzt mit den Jahreszahlen 2014 im Februar angepasst. Die aktuellen Konzernziele lauten:
. Bereinigte Rendite auf Eigenkapital abzüglich Goodwill und anderer
immaterieller Vermögenswerte: um 10% für 2015 und >15% ab 2016
. CET1-Quote (Basel III vollständige Umsetzung): 13% und 10% post-stress
. RWA gemäss Basel III: < 215 Mrd CHF bis 31.12.2015
. RWA gemäss Basel III: < 200 Mrd CHF bis 31.12.2017
. Leverage Ratio Denominator für Schweizer SRB von 900 Mrd CHF bis 2016
. Bereinigtes Aufwand-Ertrags-Verhältnis: 60%-70%
PRO MEMORIA:
KAPITALQUOTE: Die Bankführung hatte vor einiger Zeit angekündigt, dass die Gewinnausschüttungsquote bei 50% oder darüber zu liegen komme, sobald die Kapitalziele (CET-1 vollst. Umsetzung: 13% bzw. 10% post-stress) erreicht seien. Aus diesem Grund wird denn auch die Entwicklung der Kapitalquote seit längerem intensiv verfolgt. Mitte 2015 lag die CET1-Rate mit 14,4% bereits relativ klar über dem Zielwert.
Klar in den Fokus gerückt ist in den letzten Wochen diesbezüglich allerdings die sogenannte Leverage Ratio (LR), also die ungewichtete Eigenkapitalquote. Erst letzte Woche hat der Bundesrat die Eigenmittelanforderungen für systemrelevante Banken im Zusammenhang mit neuen "Too-big-to-fail"-Bestimmungen bezüglich LR deutlich verschärft. Demnach wurde die bis 2019 von den Grossbanken erforderliche LR auf 5,0% erhöht. Angerechnet werden dabei hartes Eigenkapital von mindestens 3,5% sowie ein Teil des Fremdkapitals, der nach dem Unterschreiten einer bestimmten Limite automatisch zu Eigenkapital würde. Unter vergleichbaren Definitionen sind die neu geforderten 5% der bisherigen Anforderung von 3,1% gegenüber zu stellen.
Laut der Finanzmarktaufsicht (FINMA) beträgt die Leverage Ratio der UBS gegenwärtig 3,6% und jene von Credit Suisse 3,7%. Die UBS hatte sich lange gegen allzu strenge, neue Vorschriften gewehrt. Nach Bekanntgabe der neuen Werte liess sie verlauten, dass sie sich den neuen Regeln fügen, aber eine vierjährige Übergangsfrist nützen werde, um die Anforderungen vollständig zu erfüllen. Sie wolle dazu Gewinne zurückbehalten, halte aber an der anvisierten Ausschüttungsquote von mindestens 50% des Reingewinns fest. Gewisse Analysten gehen aber davon aus, dass die Ausschüttungsquote deswegen weniger schnell über den Wert steigen wird bzw. dass die UBS in den nächsten Jahren jeweils genau 50% ausschütten wird.
JURISTISCHES: Die UBS ist noch immer mit Altlasten beschäftigt, auch wenn sie dieses Jahr (Einigung mit den US-Behörden wegen Devisenmarkt-Manipulation) bereits einen der vermutlich wichtigsten Fälle hinter sich lassen konnte. Einer der wichtigsten noch offenen Fälle ist sicher Frankreich: Ende März 2015 wurde gegen die französische Tochter der UBS in Frankreich offiziell ein Ermittlungsverfahren eröffnet. Hintergrund sind bereits seit drei Jahren laufende Untersuchungen, ob UBS Frankreich Kunden beim Steuerbetrug geholfen hat. 2014 hatte die UBS diesbezüglich eine Kaution von 1,1 Mrd EUR hinterlegen müssen. Ende September hatte ausserdem die Schweizerische Wettbewerbskommission (Weko) mitgeteilt, dass sie gegen diverse Banken (UBS, Julius Bär, mehrere ausländische Banken) eine Untersuchung wegen möglicher Absprachen im Handel mit Edelmetallen eröffnet hat. Insgesamt hatte die UBS per Mitte Jahr für Rechtsfälle knapp 2,4 Mrd CHF zurückgestellt.
ALTE AKTIEN: Die UBS Group hat das Squeeze-out Verfahren bei ihrer Tochter UBS AG Ende August abgeschlossen und hält seither 100% der alten UBS-Aktien. Letzter Handelstag war der 27. August 2015, die im Zuge der Umstrukturierung versprochene Zusatzdividende von 0,25 CHF pro Aktie war am 22. September an die Aktionäre ausbezahlt worden.
AKTIENKURS: Die UBS-Aktie liegt beim gegenwärtigen Kurs von rund 19,80 CHF (Stand Freitag 14.00 Uhr) rund 16% höher als zum Jahresende 2014 (vs. CS +1%, SMI -0,5%). Das aktuelle Jahreshoch von 22,57 CHF stammt vom 6. August, im Nachgang zum SNB-Entscheid war das Papier bis auf einen Tiefstkurs von 13,58 CHF gefallen.