28-07-2014 13:15 Ausblick UBS: Quartalsergebnis von 715 Mio CHF erwartet
Zürich (awp) - Die Grossbank UBS publiziert am Dienstag, 29. Juli das Geschäftsergebnis für das zweite Quartal 2014. Analysten haben dazu folgende Schätzungen:
Q2 14E
In Mio CHF AWP-Konsens Q1 14A Q2 13A
Geschäftsertrag 6'956 7'258 7'389
Gewinn vor Steuern 1'054 1'393 1'020
Konzernergebnis 715 1'054 690
Gewinn vor Steuern
-Wealth Management (WM) 657 619 557
-WM Americas 226 242 243
-Investment Bank 486 425 775
(in Mrd CHF)
Nettoneugeld WM 8,5 10,9 10,1
FOKUS: Seit die UBS im Spätherbst 2012 den (beschleunigten) Umbau der Bank kommuniziert hat, interessiert Marktteilnehmer jeweils vor allem, wie weit sie auf dem Weg dorthin schon fortgeschritten ist (Abbau risikogewichtete Aktiven, Kosteneinsparungen, Entwicklung Kapitalquoten etc.). Die Bank will bekanntlich den Fokus stärker auf das Wealth Management und weg vom Investment Banking richten. Bei letzterem konzentriert sie sich auf die "traditionellen Stärken" in den Bereichen Aktien, Devisen und Edelmetalle. Dagegen erfolgt(e) ein Rückzug aus gewissen Sparten im Bereich Fixed Income, die unrentabel geworden sind. Im besonderen Fokus wird wie zuletzt immer vor allem die Entwicklung der Kapitalquote
stehen, zumal die Bank die angekündigten (erhöhten) Dividendenzahlungen davon abhängig gemacht hat. Die diesbezüglich angestrebte CET-1-Quote von 13% wurde nach dem ersten Quartal mit 13,2% allerdings bereits erreicht (siehe auch Rubrik PRO MEMORIA).
Vom laufenden Geschäft kann erneut nicht allzu viel erwartet werden. Die meisten Analysten gehen aufgrund der Entwicklung an den Finanzmärkten und den anhaltend tiefen Zinsen von einem weiteren glanzlosen Quartalsresultat im Investment Banking aus. Die geringe Volatilität, welche alle Märkte im zweiten Quartal charakterisiert habe, bedeute, dass Erträge und Margen generell unter Druck stünden, meint etwa der Broker Helvea in einer Vorschau. Da die Erwartungen der Marktteilnehmer sehr tief sind/waren, haben allerdings die meisten Banken, die ihre Zahlen bereits veröffentlich haben (auch die CS), im Fixed Income Geschäft (FICC) eher etwas besser abgeschnitten als prognostiziert. Der relativ gesehen geringere Anteil des FICC-Geschäftes bei der UBS könnte den Einfluss bei der grössten Schweizer Bank limitieren.
Im Wealth Management (WM) und damit dem Hauptgeschäft liegt das Interesse vor allem auf der Bruttomarge und der Entwicklung der Neugelder. Die Brutto-Marge war im ersten Quartal 2014 mit 87 Basispunkten (BP) gegenüber dem Vorquartal leicht angestiegen, lag damit aber weiterhin unter dem langfristigen Zielwert von 95 bis 105 BP. Man schaue dabei allerdings weniger auf die Entwicklung von Quartal zu Quartal, sondern auf den längerfristigen Trend, heisst es bei der UBS jeweils dazu. Der Broker Kepler meint, dass die Bank möglicherweise einen weiteren Rückgang hinnehmen musste. Insgesamt erwarten Analysten hier aber keine grossen Veränderungen. Bezüglich Netto-Neugeld zeigte sich die Bank mit dem ersten Quartal zufrieden. Sie erreichte im Bereich Wealth Management 10,9 Mrd CHF, wobei die Zuflüsse vor allem auf die Regionen Asien-/Pazifik und Emerging Markets fielen. Ausserdem hat das Wealth Management Americas Nettoneugelder von 2,1 Mrd USD akquiriert.
Interessieren dürften auch Aussagen zur Entwicklung im Juli, zum Marktumfeld bzw. zur erwarteten Entwicklung der Märkte, wobei sich CEO Sergio Ermotti dazu immer sehr vorsichtig gibt. Ausserdem dürften die erwarteten Kosten für die diversen noch laufenden oder zum Teil neuen Rechtsfälle (Devisen, Dark Pool, MBS, Frankreich etc.) im Fokus stehen. Die Analysten der Deutschen Bank etwa haben neulich für das Geschäftsjahr 2015 zusätzliche 4 Mrd CHF an Rechtskosten in ihre Schätzungen einbezogen. Dies sei zwar zugegebenermassen eine ungenaue Schätzung, aber sie sei wohl besser, als einen Null-Betrag im Modell zu behalten.
Für Details zu diesen oder weiteren möglichen Themen (RWA, Kapitalquote, Sparprogramm etc.), siehe unten die Rubrik PRO MEMORIA.
ZIELE: Die Bank hat sich zusammen mit der Ankündigung des grossen Umbaus im November 2012 (zum Teil) neue Ziele gesetzt und diese im vergangenen Mai anlässlich eines Investoren-Tages leicht angepasst (siehe Tabelle am Schluss des Textteils). Neu seit Mai ist etwa das Ziel eines sogenannten Swiss SRB Leverage Ratio Denominators von 900 Mrd CHF bis 2016 (SRB = systemically relevant Banks).
PRO MEMORIA:
RWA/BILANZ: Per Ende März 2014 lag der Wert der risikogewichteten Aktiven (Basel-III-RWA auf Basis einer vollständigen Umsetzung) bei 227 Mrd CHF und damit knapp höher als Ende 2014. Die Bilanz wurde derweil im ersten Quartal um weitere 36 Mrd CHF auf noch 983 Mrd CHF abgebaut. Ausserdem konnte die Kernkapitalquote im ersten Quartal (Basel III auf vollst. Basis) um 40 Basispunkte auf 13,2% verbessert werden (siehe auch nächster Abschnitt). Die Schweizer Leverage Ratio (auf Basis einer stufenweisen Umsetzung) lag zuletzt bei 5,0%, nach 4,7% Ende Dezember 2013 bzw. 3,6% Ende 2012.
DIVIDENDE/KAPITALQUOTE: Besonders stark interessiert die Investorengemeinde bei der UBS immer wieder die Dividende bzw. die Dividendenpolitik. Die Bankführung kündigte vor einiger Zeit an, dass die Ausschüttungsquote bei 50% oder darüber zu liegen komme, sobald die Kapitalziele (13% Basel III auf vollst. Basis) erreicht seien. Ende März 2014 lag sie - wie oben erwähnt - mit 13,2% bereits leicht über dem Zielwert. Es wäre also gut möglich, dass das Ziel auch Ende Jahr erreicht wird und folglich nächstes Jahr (für das Geschäftsjahr 2014) bereits eine deutlich höhere Dividende zur Ausschüttung kommen wird. Die Gesamtkapitalquote der Bank (vollständig umgesetzt) beläuft sich derzeit auf 16,8%, verglichen mit ca. 17,5%, die bis 2019 voraussichtlich von der UBS verlangt werden.
KOSTENEINSPARUNGEN/PERSONALABBAU: Die Bank strebt gemäss den neuen Zielen vom Mai dieses Jahres bis Ende 2015 verglichen mit 2013 eine Reduktion des Geschäftsaufwands im Corporate Center von 1,4 Mrd CHF. Danach erwartet sie weitere Kostensenkungen von 0,7 Mrd CHF im Non-Core und Legacy Portfolio, bedingt durch die vollständige Veräusserung des Portfolios. Keine detaillieren Prognosen gibt die Bank neuerdings mehr bezüglich Personalbestand ab. Kostensenkungsprogramme würden sich auf den zukünftigen Personalbestand auswirken, doch man werde keine weiteren Schätzungen mehr veröffentlichen, hiess es im Mai. Per Ende Märt hatte die UBS einen Personalbestand (FTE) von 60'326. Ende 2012 hatte es noch geheissen, es sollen mittelfristig rund 10'000 Stellen (auf dannzumal 54'000) wegfallen, davon 2'500 in der Schweiz.
JURISTISCHES: Bei der UBS sind noch längst nicht alle Altlasten ausgeräumt. Im Geschäftsbericht listet die Bank jeweils hängige "Rechtsfälle, regulatorische und ähnliche Verfahren" auf, für die sie Rückstellungen in Milliardenhöhe gebildet hat. Die UBS rechnet aufgrund ihres "schweren Fehlverhaltens" in einer Reihe von Angelegenheiten in jüngster Vergangenheit damit, dass sie bei weiteren Rechtsfällen härter als ihre Konkurrenz angepackt werden dürfte. Sie stehe zudem wohl generell stärker unter Beobachtung, hiess es zuletzt.
Devisen: Einer der wichtigsten (neueren) Fälle bezieht sich auf die Devisenmärkte. Wie seit bald einem Jahr bekannt, laufen auch gegen die UBS Untersuchungen wegen Unregelmässigkeiten auf dem Devisenmarkt. Die Bank hat dazu eine interne Prüfung veranlasst, welche sich auch auf das Edelmetallgeschäft bezieht. Die UBS hat und werde "angemessene Massnahmen" gegen Mitarbeitende ergreifen, hiess es vor ein paar Monaten. Zuletzt gab es in dem Fall allerdings kaum mehr Neuigkeiten. Beobachter gehen aber davon aus, dass die UBS eine grössere Busse aufgebrummt erhalten wird.
Dark Pools: Neuerdings sind auch die sogeannten "Dark Pools" im Visier der Behörden. Untersucht werden dabei die "Dark Pools" der Grossbanken, in denen vor allem institutionellen Investoren unbemerkt vom Rest der Investoren grosse Aktienpakete kaufen oder verkaufen können sollten. Vorgeworfen wird den Banken etwa, dass sie Anleger mit falschen Versprechungen hierher gelockt haben - insbesondere damit, dass sie besser gegenüber Hochfrequenzhändlern geschützt seien als an regulären Börsen. Genau das Gegenteil sei jedoch der Fall gewesen, wirft etwa die New Yorker Staatsanwaltschaft der britischen Barclays-Bank vor. Von den geplanten Untersuchungen dürften auch die Schweizer Grossbanken betroffen sein. Die Credit Suisse betreibt den grössten Dark Pool, die UBS folgt mit ihrem auf Platz Drei.
Frankreich/Belgien: Erst diese Woche hat die französische Justiz eine gerichtliche Untersuchung wegen Geldwäscherei in Zusammenhang mit Steuerhinterziehung eingeleitet und damit die Ermittlungen gegen die UBS ausgeweitet. Im Rahmen der laufenden gerichtlichen Untersuchung, in der es um Steuerdelikte geht, verlangt die Justiz neu eine Sicherheitsleistung in der Höhe von 1,1 Mrd EUR, die bis Ende September hinterlegt werden soll. Der Bank wird vorgeworfen, sie habe in Frankreich um reiche Kunden geworben, indem diesen angeboten wurde, Steuergelder vor dem französischen Fiskus zu verstecken. Die UBS hat den Eingang der Forderung bestätigt, will sich aber mit allen Mitteln dagegen wehren. Sie spricht von einer "beispiellosen und ungerechtfertigten" Forderung. Sowohl die rechtliche Grundlage als auch die Berechnungsmethode für diesen Betrag seien "grundlegend mangelhaft".
Mitte Juni hatten ausserdem die belgischen Behörden bei ihre Ermittlungen wegen Beihilfe zu Steuerhinterziehung den Druck auf die UBS erhöht. So war der Chef der belgischen UBS-Niederlassung, Marcel Brühwiler, vernommen worden und ein Richter hatte ein formelles Anklageverfahren gegen den Manager eröffnet.
Ein Update zum Stand der einzelnen Fälle ist jeweils im neuesten Quartalsbericht der Bank zu finden.
AKTIENKURS: Die UBS-Aktie liegt beim gegenwärtigen Kurs von 16,70 CHF (Stand Freitag 10 Uhr) knapp unter dem Stand zum Jahresende 2013 (CS -4%, SMI +5%). Mitte Januar hatte das Papier noch mit über 19 CHF notiert.