Hier nochmals die Fakten der Meldung von gestern Mittag:
"Transocean delays Q3 results after $2.76B impairment charge"
1. Die Veröffentlichung vom Ergebnis für das 3. Quartal wurde verschoben
So eine unvorhergesehene Verschiebung eines angekündigten Termin ist natürlich immer Gift für eine Aktie. Und dann noch im Zusammenhang mit einem "Charge", was sich auf den ersten Blick nach gar nicht gut anhört. Dazu aber weiter unten mehr. Unsicherheit ist immer schlecht an der Börse. Darum ist es wichtig, dass RIG hier so schnell wie möglich klaren Tisch macht. Und die Unsicherheit aus der Welt schafft. Mit der Ankündigung von gestern Abend, dass die Zahlen am Montag Morgen veröffentlicht werden, ist dieser Punkt erledigt.
Der Zuger Ölförderkonzern Transocean hat die Vorlage seines Berichts über das dritte Quartal 2014 nun auf Montag den 10. November verschoben. Die Bilanz soll vor Handelsstart an der Six veröffentlich werden, für den Nachmittag ist eine Telefonkonferenz geplant, wie es in einer Mitteilung am Freitagabend nach Börsenschluss heisst.
Wir werden also am Montag Morgen Klarheit haben
k:
2. Es wird eine Wertberechtigung zu Lasten der Erfolgsrechnung vom 3. Quartal über USD 2.76 Milliarden geben
Hört sich auf den ersten Blick nach einer sehr negativen Meldung an. Ist es aber meines Erachtens nicht. Wir haben hier zwei verschiedene Wertberechtigunen, welche noch zu Lasten des 3. Quartals vorgenommen werden sollen.
"Als Begründung für die Verschiebung nannte Transocean Wertberichtigungen, die nicht Bargeld-relevant sind. Sie umfassen zwei Drittel des Ende Juni ausgewiesenen Goodwills. Wie der Konzern am Freitagmorgen mitteilte, muss er hohe Abschreibungen von 1,97 Mrd USD vornehmen. Grund sind Wertberichtigungen bei Ölbohr-Verträgen. Ursprünglich hatte der weltweit grösste Vermieter von Offshore-Bohranlagen die Quartalszahlen in der Donnerstagnacht vorlegen wollen.
Zudem rechnet Transocean mit einer Wertminderung von 788 Mio USD bei den Tiefsee-Bohrplattformen. Grund dafür sind die verschlechterten Aussichten wegen des Preiszerfalls beim Erdöl und die gesunkene Auslastung der Plattform-Flotte. Die genaue Berechnung der Wertberichtigungen sei kompliziert, hiess es im Transocean-Communiqué weiter."
In beiden oben erwähnten Fällen handelt, es sich lediglich um eine Wertberechtigung einer Bilanzposition. Diese sind also weder cash-relevant (es fliesst dadurch keine Liquidität ab von RIG), noch sind es Kosten aus dem laufenden Geschäft. Beim grossen Abschreiber über USD 1,97 Milliarden handelt es sich um eine Wertberechtigung eines Goodwills. Ein Goodwill wird als immaterielles Anlagevermögen aktiviert. Nach dem Rechnungslegungsstandard IFRS wird ein Goodwill nicht mehr linear abgeschrieben, sondern ist einem jährlichen Impairment Test zu unterziehen. Will heissen man muss jedes Jahr den effektiven Wert des Goodwills neu schätzen. Ist man der Meinung der faire Wert des aktivierten Goodwills sei zu hoch, muss eine Wertberechtigung vorgenommen werden (siehe dazu das
White Paper der IFBC). Dies führt zu einem kleineren Anlagevermögen in den Aktiven und einem entsprechenden Aufwand in der Erfolgsrechnung.
Man muss sich nur mal vorstellen, wie schwierig es ist den fairen Wert eines Goodwills zu beurteilen. Schlussendlich hängt ja alles mit dem stark gefallenen Ölpreis zusammen. RIG wird definitiv nicht das einzige Unternehmen in der Ölbrachne sein, welches solche Wertberechtigungen vornehmen muss. Da werden nach eine ganze Menge solcher Meldungen aus der Branche kommen (siehe dazu auch der
Artikel auf Streetinsider). Das ganze ist auch schon in den Kursen eingepreist. Darum ja der starke Rückgang bei allen Aktien der Branche in den letzten Monaten. Also umso besser hat RIG diesen Schritt schon unternommen. Die Frage wird halt sein, ob es noch weitere solche Wertberechtigungen geben wird. Und auch das wird schlussendlich wieder abhängig sein von der Entwicklung des Ölpreises.
Also nochmals: Die beiden Wertberechtigungen sind nicht cash-relevant. Es ist auch nicht wie eine Rückstellung der UBS für zukünftige Bussen. Denn diese sind zwar im Moment der Rückstellung auch nicht cash-relevant. Aber es wird mit höchster Wahrscheinlichkeit damit gerechnet, dass die Bussen in der Zukunft definitiv kommen werden. Und dann werden sie cash-relevant. Der Aufwand durch die Wertberechtigung bei RIG wird auch positive Auswirkungen haben. Zum Beispiel müssen durch den dadurch kleineren Gewinn auch weniger Steuern abgeliefert werden.