Für die globale Solarindustrie gibt es am Horizont wieder einen Silberstreif. Diese Ansicht vertritt Chris Rathke, Manager des erfolgreichen Asian Solar and Wind Fund von Arcane Capital Advisors, im Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft». Die Überkapazitäten seien im entscheidenden Bereich, in der Zellproduktion, fast abgebaut, die Margen der Hersteller verbesserten sich, sodass erste unter ihnen wieder die Gewinnschwelle erreicht hätten. Ab 2014 erwartet Rathke einen neuen Investitionsschub, der auch Zulieferern wie Meyer Burger (MBTN 11.1 0%) zu Aufträgen verhelfen könnte.
Den Grund, dass es in der Solarbrache zu einer Blase kam, die platzen musste, sieht Rathke in China. Dort sei nach den Börsengängen von Solarherstellern in den Jahren 2006/07 eine eigentliche «Goldgräberstimmung ausgebrochen». Geld schien damals unbegrenzt verfügbar zu sein.
Gleichgewicht in Sicht
Diese Situation habe sich noch verschärft durch ein gigantisches Konjunkturprogramm der Regierung über 500 bis 600 Mrd. $ im Gefolge der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise der Jahre 2009/2010. Zwischen 5 und 10% dieses Geldes seien in die Solarindustrie geflossen. Die Folgen: riesige Überkapazitäten, ein Zusammenbruch der Preise und eine Pleitewelle, die fast die gesamte europäische Solarindustrie ausgelöscht habe.
Zulieferer stehen vor einer langsamen ErholungMarktforscher erwarten für das Jahr 2014 den ersten Anstieg der Investitionen der Hersteller von Solarmodulen und -zellen weltweit seit 2011. Kurzfristig bleiben die Aussichten für Lieferanten von Equipment aber schwierig. Lesen Sie hier mehr.Jetzt hält Rathke die Krise für praktisch ausgestanden. Gewiss gebe es noch Überkapazitäten – dies aber vor allem im Bereich der Modulproduktion. Dort stünden einer Nachfrage von 30 Gigawatt (GW) noch Kapazitäten von 70 GW gegenüber. Im Bereich der Zellfabrikation, der entscheidenden Vorstufe zur Modulherstellung, sei das Angebot jedoch geringer. Analysten, die Rathke zitiert, schätzen es auf 40 bis 50 GW. Er selbst hält es für noch kleiner. Denn in der Zelleffizienz habe es in den vergangenen Jahren grosse Fortschritte gegeben. Um sie zu realisieren, sei aber ein Teil der bestehenden Produktionsanlagen nicht mehr geeignet.
«Bei den Quartalszahlen, die in den vergangenen Monaten publiziert wurden, haben wir festgestellt, dass zahlreiche Hersteller praktisch schon wieder voll ausgelastet sind», erklärt Rathke. Während einige noch freie Kapazitäten hätten, würden andere schon über ihrer eigenen Kapazität produzieren und müssten Drittanbieter in Anspruch nehmen.
Die bessere Auslastung hat aber noch längst nicht überall zu einer Rückkehr in die Gewinnzone geführt. In China konnte im zweiten Quartal unter den führenden Zell- und Modulherstellern erst Jinko Solar wieder Schwarz schreiben, in Taiwan dagegen schon alle etablierten Produzenten.
Da die Erholung der Unternehmensergebnisse erst am Anfang stehe, werde noch nicht viel investiert. Rathke: «Man wartet, bis man gute Margen hat und der Cashflow positiv ist – erst dann wagt man, wieder Geld für neue Anlagen auszugeben.» Der Fondsmanager erwartet, dass ab 2014 als Erste die taiwanesischen Unternehmen wieder anfangen zu investieren, da sie bilanzmässig besser aufgestellt seien als die chinesischen. Dabei müssten gewisse Hersteller die Investitionen über Kapitalerhöhungen finanzieren.
In Asien geht die Post ab
Rathke konzentriert sich mit seinem Solar- und Windfonds auf Asien. Dort sei die Durchdringung mit neuen erneuerbaren Energien noch nicht so weit fortgeschritten wie in Europa und den USA. Er erwartet, dass im Solarbereich die Nachfrage in Asien in Zukunft «exponentiell» wächst. Rathkes Favoriten sind zurzeit Hersteller wie Canadian Solar, JA Solar, Renesola und Trina Solar. Ihren Aktien traut er in den nächsten zwölf bis achtzehn Monaten eine weitere Steigerung von 50% und mehr zu.
Anleger, die jetzt in den Solarbereich (wieder-)einsteigen wollen, brauchen eine hohe Risikofähigkeit. Die Erholung der Industrie ist noch ein zartes Pflänzchen. Der Bereich ist zudem von hoher Volatilität gekennzeichnet, was die richtige Terminierung des Einstiegs schwierig macht.