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Bulle+Bär
Warum die Deutschen plötzlich Aktien mögen
Die Schuldenkrise tobt, an den Börsen purzeln die Kurse. Und was machen die Deutschen? Sie kaufen Aktien. So viele wie lange nicht mehr. Und die Anleger tun damit das Richtige.
Man könnte jetzt von einer geistigen Weiterentwicklung sprechen oder gar einem Quantensprung in der deutschen Aktionärskultur. In Wahrheit liegen die Dinge wahrscheinlich deutlich einfacher. Die Deutschen kaufen wieder Aktien. Nicht alle, aber doch mehr als vorher. Um 407000 ist die Zahl der Aktionäre in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres gestiegen. Das hat das Deutsche Aktieninstitut (DAI) in seiner traditionellen Erhebung herausgefunden. 4,1 Millionen Anleger haben somit Aktien im Depot. Das sind 6,3 Prozent der Bevölkerung - und so viele wie zuletzt vor fünf Jahren.
Das ist erfreulich. Damit war nicht zu rechnen. Damit zeigt sich, dass den Deutschen der Sinn für die Aktie als Geldanlage noch nicht abhandengekommen ist.
Dabei hatte man genau das lange Zeit vermutet, nachdem die Zahl der Aktionäre zuvor auf das Niveau vor der Wiedervereinigung gefallen war.
Letztlich sind es wohl zwei Gründe, die den Stimmungswandel erklären: Zum einen gab es ab Ende Juli einen so heftigen Kurssturz, dass viele endlich die Einstiegskurse sahen, die sie sich lange gewünscht hatten. Das geht natürlich nicht ohne die Angst vor einem weiteren Abschwung. Dass ein Minus von zwischenzeitlich 30 Prozent in wenigen Wochen übertrieben war, leuchtete dann selbst eher skeptischen Menschen ein. Zumal an deren Arbeitsstellen und in ihrem privaten Umfeld von Krise keine Spur war.
Für Anleger gibt es kaum noch Alternativen zur Aktie
[COLOR= #FF0000]Zum anderen war es der pure Mangel an Alternativen[/COLOR]. Wer im festverzinslichen Bereich selten mehr erhält als das, was die Inflation sowieso auffrisst, der ist plötzlich für vieles offen. Auch für Aktien. Kurioserweise aber nur für Aktien. Denn für Fonds, über die man sich früher aus Sicherheitsaspekten diesem Thema näherte, haben sich relativ wenige entschieden. Nur 89000 waren es laut DAI. Auch das überrascht. Direkt und indirekt über Fonds halten derzeit 8,7 Millionen Deutsche und damit 13,4 Prozent der Bevölkerung Aktien.
Nicht mitgezählt sind die Riester-Sparer, die dies über Wertpapierfonds tun. Genau das ist der Schwachpunkt der Erhebung. Man kennt nur ihre Gesamtzahl von 2,9 Millionen. Die jetzt einfach zu den anderen Aktionären zu addieren, wäre zu einfach. Schließlich gehört es zum System dieser Anlageklasse, dass man in jungen Jahren viel Geld in Aktien investiert, während der Anteil mit näher rückendem Rentenalter in sichere Anleihen umgeschichtet wird. Wie viele Aktien die Deutschen über diese Form der Altersvorsorge im Depot haben, ist schwer zu sagen. Ist dies doch ein ständiger Prozess der Anpassung. Interessant wäre es aber in Zukunft schon, das zu wissen.
:roll: