20-04-2015 13:48 Ausblick CS: Quartalsgewinn von durchschnittlich 1,05 Mrd CHF erwartet
Zürich (awp) - Die Credit Suisse Group veröffentlicht am Dienstag, 21. April, das Geschäftsergebnis zum ersten Quartal 2015. Analysten haben dazu die folgenden Schätzungen:
Q1 15E
In Mio CHF AWP-Konsens Q4 14A Q1 14A
Geschäftsertrag 6'718 6'376 6'469
Geschäftsaufwand 5'095 5'400 5'035
Konzerngewinn 1'049 691 859
Gewinn vor Steuern
-Konzern 1'537 901 1'400
-Investment Banking 983 -265 827
-PB & WM 893 882 1'012
FOKUS: Die anstehende Zahlenvorlage ist die letzte des langjährigen CEO Brady Dougan, der den Konzern Ende Juni verlässt. Mit der im März erfolgten Ernennung von Tidjane Thiam als Nachfolger an der Spitze der Grossbank wird im Juli über die Ergebnisse für das zweite Quartal bereits "der Neue" berichten. Dann dürften auch Aussagen zur strategischen Ausrichtung und zum andauernden Konzernumbau wieder stärker in den Fokus rücken. Konkrete Aussagen zur Strategie war Thiam bisher schuldig geblieben. So erhoffen sich Marktteilnehmer von ihm etwa eine beschleunigte Verlagerung des Schwerpunkts auf die Vermögensverwaltung oder auch einen stärkeren Fokus auf die Region Asien.
Dem jetzt anstehenden Rapport zum Jahresauftakt unter Dougan dürften die Analysten und Investoren daher mit etwas weniger Spannung entgegen sehen. Mit Blick auf die Resultate ist das Gros der Analysten relativ zuversichtlich und geht von einem überdurchschnittlichem Quartalsgewinn aus - angesichts eines aktiven Handelsumfeld an den Finanzmärkten. Auch US-Institute wie Citigroup, Goldman Sachs oder JPMorgan legten dank guter Performance des Handels mit Anleihen und Aktien bereits starke Zahlen über den Erwartungen vor. Auch für europäische Banken sprechen Marktexperten von einem vielversprechenden Geschäft mit Festverzinslichen oder Aktien, aber auch einer regen M&A-Tätigkeit in den ersten drei Monaten.
Im Private Banking gibt es teils Stimmen, die mit einer leichten Verbesserung der Bruttomarge rechnen. Dennoch dürfte das Wealth-Management-Geschäft angesichts anhaltend tiefer Zinsen auch im laufenden Jahr schwierig bleiben.
Von hohem Interesse ist die Entwicklung der Kapitalisierung der Bank, ist diese doch - gemessen an harter Kernkapitalquote und Leverage Ratio Ende 2014 - weiterhin schwach. Die Analysten rechnen jedoch eher mit einer geringen Verbesserung im zurückliegenden Quartal. Interessieren dürfte die Marktbeobachter zudem, inwieweit sich der Konzern mittlerweile den selbst gesteckten Key-Performance-Indikatoren wie Kosten-Ertrags-Verhältnis oder Eigenkapitalrendite annähern konnte. Mit Blick in die Zukunft wollen Investoren zudem wissen, wie die angestrebte weitere Bilanzreduzierung konkret umgesetzt wird.
Unsicherheitsfaktor bleibt auch die Frankenstärke - nach der Aufhebung des Mindestkurses durch die Nationalbank. Die Bank hatte diesbezüglich allerdings bereits erste Massnahmen ergriffen (siehe auch PRO MEMORIA).
ZIELE: Nach der Benennung von Tidjane Thiam wurden die strategischen Ziele bestätigt: Der Personalwechsel an der Unternehmensspitze wird laut VRP Urs Rohner zu keinem fundamentalem Strategiewechsel führen. Die Kapitalzuordnung zwischen Wealth Management und Investment Banking, die derzeit noch zugunsten der letzteren ausfällt, soll längerfristig nach wie vor Richtung je 50% gehen. Als Leistungskennzahl nennt die Credit Suisse eine Eigenkapitalrendite von 15% über den Marktzyklus und ein Kosten-Ertrags-Verhältnis unter 70%.
Mittelfristig sollen die RWA auf 250 Mrd CHF abgesenkt werden bzw. es soll eine Kapitalquote von 11% erreicht werden. Bei der Veröffentlichung der Zahlen für das vierte Quartal steckte die Grossbank zudem das Ziel für die Reduktion der Leverage Exposure höher: Diese soll bis Ende 2015 zwischen 930 und 950 Mrd CHF erreichen nach Ende 2014 ausgewiesenen rund 1'200 Mrd. Ende des dritten Quartals 2014 lag die Zielmarke noch bei 1'050 Mrd. Sofern das harte Kernkapital 10% und die Leverage Ratio 3% beträgt, soll zudem weiterhin ungefähr die Hälfte des Gewinns ausgeschüttet werden. Ende 2014 erreichte die erste Kennzahl 10,1%.
Das Ziel für Kosteneinsparungen auf Gruppenebene liegt weiter bei 4,5 Mrd bis 2015 (Basis: H1 2011). Nach dem SNB-Entscheid wurden zusätzliche Kosteneinsparungen von 200 Mio CHF beschlossen, die besonders das Private Banking betreffen. Die negativen Auswirkungen der Aufhebung des Mindestkurses will die Bank mit "verschiedenen Massnahmen" bis Ende 2017 "mehr als wettmachen". Das neu aufgelegte Kostenprogramm umfasse auch die Verlagerung von Jobs von kostenintensiven Standorten an günstigere, hiess es.
VRP Urs Rohner geht nach wie vor davon aus, dass die Credit Suisse ihre Ziele ohne Kapitalerhöhung erreichen kann. Zur Bedienung der Dividende für das Geschäftsjahr 2014 beantragt der Verwaltungsrat der Generalversammlung am 24. April allerdings eine Erhöhung des genehmigten Kapitals. Diese diene auch der Flexibilität bei der Weiterentwicklung von Geschäftsaktivitäten und des Unternehmensportfolios, hiess es.
PRO MEMORIA:
MANAGEMENT: Vor mehr als einem Monat hat die Credit Suisse die Neubesetzung der operativen Spitze mit dem Topmanager aus der Versicherungsmanager Tidjane Thiam verkündet. Im Juli löst der Franko-Ivorer, derzeit Chef des Versicherers Prudential in London, den Amerikaner Dougan ab. Die CS-Aktie reagierte auf die personelle Veränderung stark positiv.
SNB-ENTSCHEID: Angesichts der Aufgabe des Mindestkurses im Januar hat die Bank bereits Ende März erste Erfolge aus ihren Massnahmen gegen die Auswirkungen der Frankenstärke verkündet. Die Leiterin Group Finance der CS, Charlotte Jones, sagte an einem Investorentreffen gemäss Medienberichten, dass die finanzielle Performance im ersten Quartal 2015 etwa im Rahmen der Aussagen vom 12. Februar, als die CS ihre Q4-Resultate vorgelegt hatte, lägen. Die angekündigten Massnahmen zur Reduktion der Bilanz dürften bei der CS Investmentbank zu einem Ertragsrückgang von rund 300 Mio CHF führen. Zuvor hatte die Bank bereits kommuniziert, dass die jüngsten Wechselkursschwankungen "keine wesentlichen" Auswirkungen auf die Kapitalquoten haben dürften. Eine Woche nach dem Entscheid vermeldete die Grossbank zudem, dass seither "positive Ergebnisse im Handelsgeschäft" erzielt worden seien.
Mit Blick auf die Gewinnsensitivität bezüglich Wechselkursschwankungen verwies die Bank auf Aussagen vom vergangenen Oktober, die weiter Gültigkeit hätten. Der Vorsteuergewinn für die ersten neun Monate 2014 wäre um 439 Mio, respektive 180 Mio CHF tiefer ausgefallen, hätten sich die Währungspaare USD/CHF und EUR/CHF um 10% zurückgebildet, hiess es.
RECHTSFÄLLE: Per Ende 2014 wies die Credit Suisse deutlich weniger Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten aus als noch ein Jahr zuvor. Sie beliefen sich aber immer noch auf 1,02 Mrd nach 2,33 Mrd zum Jahresende 2013. Die Credit Suisse sieht sich nach der gelungenen Bereinigung des US-Steuerstreits in einer besseren Position als andere Banken. So geht das Management bezüglich der Untersuchungen hinsichtlich einer Manipulation des Libor-Satzes und anderer Referenzzinssätze weiter davon aus, dass in diesem Zusammenhang keine grösseren Probleme auf den Konzern zukommen dürften. Die realistischen und nicht durch bestehende Rückstellungen gedeckten Gesamtkosten schätzt die CS auf einer Bandbreite von 0 bis 1,8 Mrd CHF ein.
AKTIENKURS: Die CS-Titel haben seit Anfang Jahr einen guten Lauf und legten rund 7% zu (Stand Montagmittag), während der SMI weniger als 3% im Plus steht. 2014 büsste die Banken-Aktie allerdings 8% ein.