Die Crux ist, dass es keinen sicheren Massstab mehr gibt für die Kaufkraft. Früher war das Gold, heute nicht mehr.Was hat der Wechselkurs mit der Kaufkraft zu tun? Kaufkraft heisst doch, vereinfacht gesagt, was ich mit einer Stunde Arbeit kaufen kann.
Arbeitszeit ist auch kein gültiger Massstab. Dass wir heute pro Stunde mehr produzieren ist alleine dem technischen Fortschritt geschuldet und nicht der Währungsstabilität.
Ausgewählte Produkte, die man immer und überall verwendet, können als Massstab gelten. Brot ist der Klassiker. Aber auch hier: Wollen wir die Massenproduktion der Jowa mit dem Bäcker der 1950er Jahre vergleichen?
Währungskorb. Auch so ein Versuch. Funktioniert kurzfristig tadellos: Aussage: "Wenn Dollar, Euro, Pfund und Yen alle steigen, liegt die Vermutung nahe, dass meine Währung sinkt". Wenn aber alle Währungen im Gleichklang sinken, merkt man das nicht. Das ist das Phänomen der Gummi-Enten in der Badewanne, wenn man den Stöpsel zieht.
Warenkorb: Ein leidiges Thema, obschon ein Warenkorb grundsätzlich gut gemeint und theoretisch die beste aller Lösungen ist. Allein, ihm fehlt der Sinn für die Realität. Generell kann man kritisieren, dass der Warenkorb nicht für alle gilt: Der eine fährt mit dem Auto zur Arbeit, ein anderer mit der SBB, ein dritter mit dem Velo. Für den ersten ist der Benzinpreis von Bedeutung, für den zweiten der Tarif der SBB und dem dritten geht beides am Ar... vorbei.
Allerdings gibt es im Schweizer LIK (Landesindex für Konsumentenpreise) auch statistische Annahmen, die für alle falsch sind. So z.B. der Anteil der Krankenkassenprämien von 0.842% des Einkommens, was für einen Durchschnittsschweizer mit Fr. 6000 Einkommen, Frau, 1.1 Kinder und Wohnort Langental bedeutet, dass er für die ganze Familie pro Monat nur Fr. 49.96 für Krankenkasse ausgibt! (Wer's nicht glaubt: http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/news/publikationen.Document.176577.pdf, Seite 7 unten rechts, Wert für "Private Krankenversicherung", Spalte 2014 ).
Es gibt leider auch viele statistische Spielereien, die den Warenkorb bewusst verfälschen:
hedonistisch: Da Computer heute günstiger aber dennoch leistungsfähiger sind als vor einigen Jahren, werden ihre Preise künstlich hochgerechnet.
Substitution: Wenn die Fleischpreise steigen, fliesst diese Steigerung nicht entsprechend dem Gewicht des Fleischkonsums in die Teuerung. Begründung: Wenn Rindsfilet im Preis steigt, essen die Menschen mehr günstiges Poulet und somit bleiben die Ausgaben für Fleisch konstant.
Schlussendlich noch das veränderte Konsumverhalten: Wir geben bedeutend mehr Geld für Smartphones aus als in den 1970er Jahren. Wir essen mehr Fleisch als damals, wir kaufen mehr Bio-Produkte als in den 1980ern ...
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator: