Inflation / Deflation

Im Prinzip bestätigt und untermauert die BIZ das, was wir hier im Thread auch schon erkannt haben. Nämlich ... :

* Wenn die Deflation von der Nachfrageseite her kommt (die Leute wollen oder können nicht mehr kaufen), dann ist sie schlecht.

* Kommt die Deflation hingegen von der Angebotsseite (bessere Produktion, Automatisierung senkt die Preise) ist sie durchs Band weg positiv. Und zwar sowohl für den Konsumenten als auch für die Wirtschaft.

 
* Kommt die Deflation hingegen von der Angebotsseite (bessere Produktion, Automatisierung senkt die Preise) ist sie durchs Band weg positiv. Und zwar sowohl für den Konsumenten als auch für die Wirtschaft.
Kurzfristig mag dies stimmen. Doch ist Deflation letztendlich ja auch über die Löhne zu betrachten. Grob gesagt bedeutet "schlechte" Deflation ja: Druck auf die Löhne ( in der Breite, ......wenn man die Löhne der CEO's anschaut so befinden wir uns in einer schweren Inflation :roll: ) Druck auf die Löhne wiederum Druck auf die Preise, da breite Nachfrage sinkt..

In der Schweiz ja gerade zu beobachten. Denn Mehrarbeit durch anheben der Arbeitszeit bedeutet ja tiefere Stücklohnkosten. So wäre es nur noch ein kleiner Schritt zu einer breiten Lohnsenkungsrunde, ( z.B. wenn der Franken weiter aufwertet und negative Folgen auf dem Arbeitsmarkt sich zeigen )

So könnte man sagen Deflation ist schlecht weil der Wohlstand sinkt (in der Breite) was weniger Konsum etc. bedeutet, somit die Nachfrage sinkt und somit überall grosse Überkapazitäten sichtbar werden, viele aufgebaut auf Krediten.

Dann beginnt ein Überlebenskampf der Schiffbrüchigen.

Z.Z. gerade beim Öl zu beobachten.

Das Angebot sinkt nicht weil einige Anbieter mit Verlust produzieren. Das ist dann einer Frage der Zeit und der weiteren Preisentwicklung ob die Schiffbrüchigen dies überleben.

Kommt die Deflation von der Angebotsseite, wie es z.B. bei Computern, Fernsehgeräten, Kameras usw. ausgeprägt schon seit Jahren eine starke Deflation gibt, so braucht es wahrscheinlich eine entsprechende Evolution durch Innovationen damit das breite Lohnniveau nicht sinkt. Sprich : es müssten höherwertige Jobs geschaffen werden, als die, welche bei dieser Deflation verloren gingen.

Es stehen mittelfristig die Ampeln auf Deflation: Hohe Schuldenstände in alternden, gesättigten Gesellschaften. Dies kann man vielleicht eine zeitlang kaschieren mit Geldschwemmen. Doch wenn man sie abstellt, was dann?

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Welche Vorteile hat eine Inflation > 0 für mich als Rentner? :mrgreen:

Die faktischen Lohnkürzungen durch unbezahlte Mehrarbeit werden  in der Presse völlig überrissen dargestellt. es betrifft nur wenige Exportunternehmen, also einen verchwindend kleinen Bruchteil der Arbeitnehmer in der Schweiz. Heimmarkt-Unternehmen können dank des starken Frankens ihre Kosten senken. Die höhere Marge könnte dazu verwendet werden:

- den gierigen Aktionären eine höhere Dividenden auszuschütten

- Investitonen zu tätigen

- durch höhere Löhne die Mitarbeiter anzuspornen oder besser qualifizierte anzustellen

- die Boni der GL zu erhöhen

etc.

Mehrarbeit ist doch einiges gescheiter als Kurzarbeit (mit Lohneinbusse) und zeugt von einer guten Marktposition des Unternehmens.

 
Ui, das Thema hatte ich schon vor X Jahren mit MF bei Cash.

Eine angepasste Inflation ist gesund, es ist nicht möglich die Geldmärkte optimal im Gleichgewicht zu halten, oder besser: Es besteht ein offensichtliches Risiko, dass es nicht möglich sein wird. Darum ist es besser eine kleine Inflation zu produzieren, denn jede Alternative wäre für die aktiven Marktteilnehmer einer Volkswirtschaft viel riskanter.

Geld kommt nur in Form von Krediten in den Markt, also nur über Kreditwürdige, die ihr Vermögen wahren wollen, somit ist der Zufluss von Geld viel besser steuerbar als der Abfluss.

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Marcus, ist es dann noch eine Deflation, wenn sie von Angebotsseite her kommt? Das ist dann keine erzwungene Preissenkung, eher eine Marktanpassung.

Gut ist das Ganze nur wenn der Geld-Güterstrom dadurch nicht in Ungleichgewicht fällt, also wenn sich die Geldmenge 2 nicht verkleinert.

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich habe wieder das ungute Gefühl, dass wir hier unterschiedliche Definitionen von Inflation im Kopf haben.

Für mich ist Inflation = Teuerung, also das was für mich als Konsument relevant ist. Das Mass dafür ist in der Schweiz der Landesindex der Konsumentenpreise (LIK).

Aktueller Index 97,9 Punkte (Dez. 2010: 100 Punkte), das heisst die jährliche Inflation  ist im Durchschnitt über die letzten 4 Jahre -0,5 %, eine enorme Preisstabilität also.

Der LIK ist in den letzten 120 Jahren um etwa das Zehnfache angestiegen, also "no problem" (Quelle)

Sind die Konsumentenpreise wirklich eine (Haupt-) Funktion der Geldmenge (wie u.a. von M. Friedman stupuliert)?

Es werden immer wieder historische Begebenheiten für die Projektion der Inflation verwendet (amerik. Bürgerkrieg, Deutschland nach WW I. Zimbabwe etc.), als ob es hier um physikalische, d.h. reproduzierbare Gesetze gehen würde. Die Preisstabilität der letzten Jahre trotz Geldmengenzuwachs wird  volksdümmlich mit Ketchup-Flaschen-Effekt erklärt. Nach ein paar Erschütterunen entleere sich die Flasche plötzlich und unkontrolliert (Hyperinflation). Warum könnte es nicht sein, dass man heute das kontrollierte Entleeren einer Ketchup-Flasche besser im Griff hat als zur Anfangszeit des Ketchups?

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Welche Vorteile hat eine Inflation > 0 für mich als Rentner? :mrgreen:

Die faktischen Lohnkürzungen durch unbezahlte Mehrarbeit werden  in der Presse völlig überrissen dargestellt. es betrifft nur wenige Exportunternehmen, also einen verchwindend kleinen Bruchteil der Arbeitnehmer in der Schweiz. Heimmarkt-Unternehmen können dank des starken Frankens ihre Kosten senken. Die höhere Marge könnte dazu verwendet werden:

- den gierigen Aktionären eine höhere Dividenden auszuschütten

- Investitonen zu tätigen

- durch höhere Löhne die Mitarbeiter anzuspornen oder besser qualifizierte anzustellen

- die Boni der GL zu erhöhen

etc.

Mehrarbeit ist doch einiges gescheiter als Kurzarbeit (mit Lohneinbusse) und zeugt von einer guten Marktposition des Unternehmens.
Ja die Medien überreissen halt. Heute in der NZZ ein Artikel zur Umverteilung von Jung zu Alt via Renten. Die Renten müssten auch sinken, bei Negativzinsen und Negativteuerung wäre dies ja auch nichts dramatisches, ebenso wie Lohnsenkungen bei Negativteuerung nichts dramatisches wären. Die Gewerkschaften sehen dies sicher anders :mrgreen: Bei Teuerung wird gleich Anpassung gefordert (zu Recht) bei Negativteuerung fordert aber keine Gewerkschaft Anpassungen. Dabei wär dies konsequent und nachhaltig, denn letztendlich geht es um den Erhalt der Arbeitsplätze.

Kommt dazu, dass dann viele mit ihrem Lohn oder ihrer Rente über die Grenze gehen und dort billig einkaufen.......

Ein verschwinden kleiner Teil der kotierten Unternehmen sind Heimmarktunternehmen. So betrifft der Franken die meisten Börsenkottierten sehr. Das wird sich in den nächsten Quartalsberichten zeigen. Aber auch kleinere KMU's haben Aufträge aus Deutschland, Italien, Frankreich etc. und sind jetzt in zweistelligen Prozentbereich teurer als Anfang Jahr. 

 
Ein verschwinden kleiner Teil der kotierten Unternehmen sind Heimmarktunternehmen. So betrifft der Franken die meisten Börsenkotierten sehr.
Zuerst zur Präzisierung. Ich habe geschrieben

verchwindend kleinen Bruchteil der Arbeitnehmer in der Schweiz
Dazu gehören also alle Staatsangestellten, Maler, Bäcker, Coiffeusen etc.

Ich wage mal zu behaupten, dass einige Unternehmen die Euroabwertung zum Anlass nehmen, schlechte Zahlen zu entschuldigen, resp. Lohnerhöhungsgelüste von Arbeitnehmern im Keim zu ersticken ("sorry, force majeure!"). Ich habe selbst 2 Jahrzehnte in einem 100 %-Exportunternehmen gearbeitet. Eine Euroabwertung von 10 % schlägt nimmer direkt 1:1 auf den EBIT durch. Auf Kostenseite fällt nur ein Teil in CHF an und auf der Ertragsseite ist nur ein Teil in EUR fakturiert (in meinem Fall war es über die Hälfte USD). Ein gröberes aber langfristigeres Problem ist die Konkurrenz aus dem EUR-Raum, die nun plötzlich günstiger offerieren kann. Dank der Währungsabsicherung (bei meiner Firma standard procedure und keine Diskussion) sind laufende Aufträge kein Problem.  

Für viele, vor allem grössere Firmen ist der Dollarkurs viel wichtiger (USA-, Asien-Markt) und dieser ist auch nicht gerade stabil, siehe letzte 5 Jahre.

USD_CHF.jpg

Währungsschwankungen sind nun mal Bestandteil eines Exportgeschäfts und einige CEO's scheinen Jammern als eine Kernkompetenz zu betrachten.

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Im Grunde geht es ja nicht nur um die Rentner/Renten, es betrifft unser ganzen nicht mit Kredit belastetes Vermögen.

Da neues Geld nur via Kredit auf den Markt kommen kann, gilt es das Vermögen in möglichst wertbeständig zu sicher und zu warten bis die Inflation, es gewichtet an Papiergeld wieder Aufwertet, da dann die Kredite teurer werden.

Alles andere ist vorübergehend und bei einer direkten Demokratie werden die Rentner, was je jeder Stimmbürgen ist oder wird nicht zu kurz kommen, relativ gemessen daran, dass wir nun mal kein Sozialstaat sind, deren Bevölkerung gute 50% vom Einkommen auf die Bedürftige Seite umverteilt.

Wir leben in einem Staat, wo Familien die Schulbücher bezahlen müssen, wenn die Kinder auf die Kantonsschule gehen, wo in der Schule an jeder Ecke gespart wird.

 
Ich denke oft an das Thema, so 2009/10 habe ich darüber mit MarcusFabian bei Cash geschrieben. Betreffende einer Hyperinflation und das diese nur kommen kann wenn es wirklich möglich ist den Markt zu durchdringen. Ich glaubte nicht an eine Hyperinflation, auch das ganze EZB-Geld wird keine verursachen können, denn die welche kreditwürdig sind, keine offenen Grundbedürfnisse haben und damit auch den Markt im Rahnen des LIK nicht beeinflussen.

 
Ohne grossen Einspruch werde ich mir erlauben, einige Beiträge, die ausschliesslich Renten betreffen, in den PK-Thread zu verschieben

Edit: Und so ist es geschehen ... siehe also

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Sind die Konsumentenpreise wirklich eine (Haupt-) Funktion der Geldmenge (wie u.a. von M. Friedman stupuliert)?

Es werden immer wieder historische Begebenheiten für die Projektion der Inflation verwendet. .. als ob es hier um physikalische, d.h. reproduzierbare Gesetze gehen würde. Die Preisstabilität der letzten Jahre trotz Geldmengenzuwachs wird  volksdümmlich mit Ketchup-Flaschen-Effekt erklärt. Nach ein paar Erschütterunen entleere sich die Flasche plötzlich und unkontrolliert (Hyperinflation). Warum könnte es nicht sein, dass man heute das kontrollierte Entleeren einer Ketchup-Flasche besser im Griff hat als zur Anfangszeit des Ketchups?
Milton Friedman hat vor einigen Jahren mal die Geldmengenentwicklung von 113 Ländern über einen Zeitraum von (soweit ich mich erinnere, finde die Studie nicht mehr) 60 Ländern analysiert. In 111 Fällen führte eine Ausweitung der Geldmenge zu Teuerung. Die beiden Ausnahmen waren Japan und Oman. Im Durchschnitt führte eine Inflation der Geldmenge von 1% zu einer Teuerung von 0.9%

Eine Relation zwischen Inflation und Teuerung ist also nicht von der Hand zu weisen. Die Trefferquote von 98% spricht dafür. Nicht zuletzt deshalb wird von den meisten Menschen Inflation (eigentlich "Ausweitung der Geldmenge") mit Teuerung (Preissteigerung) gleichgesetzt.

Der logische Zusammenhang besteht in der ursprünglichen Definition von Geld: Geld ist ein Tauschmittel und Wertaufbewahrungsmittel. Ich tausche also Arbeit oder Kapital gegen Geld (Lohn, Zinsen) und tausche wiederum Geld gegen die Güter und Dienstleistungen, die mich und meine Familie am Leben erhalten. Und was ich jetzt nicht brauche spare ich fürs Alter.

Daraus ergibt sich, dass es ein Gleichgewicht zwischen der Geldmenge und der Gütermenge geben muss. Der Preis ist der Regulator zwischen diesen beiden Waagschalen.

waage.gif


Wird nun Geld dem Güterkreislauf entzogen indem es z.B. gespart wird, unter der Matratze gehortet oder Schulden zurückbezahlt, verringert sich die Umlaufgeschwindigkeit und somit die rechte Waagschale (Geldmenge * Umlaufgeschwindigkeit) und es kommt zu einer Deflation, zu niedrigeren Preisen.

Das ist die Situation seit 2008. Die Umlaufgeschwindigkeit verringert sich und die Zentralbanken versuchen seither verzweifelt die Waage im Gleichgewicht zu halten, indem sie mehr Geld nachschütten. Ich habe das ja ausführlich dargelegt.

Deine Frage nach dem kontrollierten Entleeren der Ketchup-Flasche ist gleichermassen berechtigt wie auch spannend.

Wir haben derzeit auf diesem Planeten etwa 10 mal so viel Geld wie Dinge, die man dafür kaufen kann. Das bedeutet, dass sich 90% der Geldmenge in der Ketchup-Flasche befindet.

Wenn sich dieses Geld auf die Realwirtschaft ergiesst, dann steigen dort entsprechend die Preise. In den letzten Jahren ist dieses Geld in die Anleihen- und Aktienmärkte geflossen und hat dort für entsprechende Preissteigerung bereits gesorgt. Würde nun beispielsweise dieses Geld dazu verwendet, Agrarland zu kaufen, würden entsprechend die Bodenpreise in die Höhe schiessen. Und wenn davon Rohstoffe gekauft werden, die Rohstoffpreise.

Das Haupt-Problem ist, dass die Zentralbanken diese Geldmenge nicht kontrollieren. Das Geld befindet sich in den Händen von Banken, Pensionskassen, Hedge-Fonds, Superreichen und die bestimmen ganz alleine und individuell, wann und wofür sie dieses Geld anlegen. Wenn es also zu Umschichtungen kommt, können Staaten und Zentralbanken nichts dagegen unternehmen.

Hinzu kommt, dass wir aus Erfahrung wissen, dass das Geld oft einem Herdentrieb folgt. Es genügt, wenn EINE Grossbank ihre Aktien verkauft und gross in den Immobilienmarkt einsteigt und alle anderen rennen mit. Gegen den folgenden Fall der Aktienpreise und Anstieg des Immobilienmarktes wäre kein Kraut gewachsen.

Das zweite Problem ist, dass die Geldmenge verzinst werden muss. Und zwar durch Leistungen der Realwirtschaft. Das bedeutet, dass die Realwirtschaft Zinsen für eine Geldmenge aufbringen muss, die um Faktor 10 zu hoch ist. Denn wie oben erwähnt ist die Geldmenge etwa 10 mal so hoch wie aufgrund des Güterkreislaufs benötigt. Das ist etwa so als hättest Du einen Kredit über Fr. 1000, müsstest aber Zinsen für einen Kredit von 10'000 bezahlen.

Das bedeutet, dass die Produktivitätssteigerung, die die Menschheit durch Intelligenz und Effizienz regelmässig erzielt, nicht mehr in höhere Löhne, niedrigere Arbeitszeit, bessere Schulbildung oder Infrastruktur investiert werden kann, weil sie im bodenlosen Loch der Zinszahlungen gänzlich verschwindet.

Schönes Beispiel ist Deutschland: Hier wurde das BSP seit 1990 verdoppelt. Dennoch sind die Reallöhne gesunken.

Kommen wir zu Deiner Frage: "Warum könnte es nicht sein, dass man heute das kontrollierte Entleeren einer Ketchup-Flasche besser im Griff hat als zur Anfangszeit des Ketchups?"

Das seit 2008 neu geschaffene Geld hat der Wirtschaft nichts gebracht sondern nur dem Finanz-Casino. Entsprechend kann man argumentieren, dass es möglich sein sollte, das Gegenteil durchzuziehen. Also das Geld in einer Form abzuziehen, dass es aus dem Finanz-Casino abfliesst, ohne Schaden in der Realwirtschaft anzurichten.

Es wird wie gesagt schwierig, denn unsere Gesellschaft unterscheidet ja nicht zwischen Geld, das mit Arbeit und Schweiss hart erarbeitet wird und andererseits Geld, das von Banken leistungslos aus dem Nichts geschöpft wurde.

Man müsste entsprechend die Methoden, Geld abzuziehen derart steuern, dass nur das Casino-Geld abgeschöpft wird und nicht das real erarbeitete.

Einige Ansatzpunkte, in diese Richtung:

* Transaktionssteuer (Tobin-Tax) im cent-Bereich für Trading. Der normale Anleger würde eine zusätzliche Transaktionssteuer von vielleicht einem Rappen nicht spüren. Es würde aber dem Hochfrequenzhandel (HFT) mit Tausenden von Trades pro Sekunde einen Riegel schieben. Voraussetzung ist natürlich, dass sich alle Länder, die elektronische Börsen betreiben, anschliessen. Ansonsten zieht der HFT einfach um.

* Hohe oder einmalige Vermögenssteuer für die reichsten 1% oder 10% und Verwendung dieser Steuer zur Rückzahlung der Staatsschulden. 

* Wiedereinführung von Glass-Steagal. Also der Trennung von Geschäftsbank und Investmentbank, zwischen Realwirtschaft und Finanz-Casino. Investmentbanken dürften dann bei Problemen in Konkurs geschickt werden, ohne dass dies negative Auswirkungen auf die Kreditversorgung der Realwirtschaft hätte.

* Strengere Regulierungen und Verbot von CDS und anderen Finanz-Instrumenten, die Warren Buffet als "Financial Weapons of mass Destruction" beschrieben hat.

CDS machen Sinn, um sich gegen Verlust eines Wertpapieres im eigenen Besitz abzusichern. Beispiel: Ich habe griechische Staatsanleihen und möchte mich gegen eine Versicherungsgebühr gegen den Totalverlust absichern. Sollte entsprechend Griechenland zahlungsunfähig werden, bekäme ich meinen Schaden ersetzt. Also ähnlich wie eine Feuerversicherung auf mein Haus.

CDS kann ich heute aber auch auf Papiere abschliessen, die ich gar nicht besitze. Das wäre dann so als würde ich eine Feuerversicherung auf DEIN Haus abschliessen. Das macht aber keinen Sinn und bringt grosse Gefahren.

Denn: Angenommen 1000 Spekulanten schliessen eine Feuerversicherung auf Dein Haus ab, dann gibt es zwei Probleme:

1. Wenn Dein Haus abbrennt, muss die Versicherung das 1000-fache des Wertes Deines Hauses bezahlen. Das kann ihr das Genick brechen und somit bekommst Du als eigentlicher Hausbesitzer vielleicht gar nichts.

2. Im Gegensatz zu Dir selbst hat keiner der 1000 Spekulanten irgend einen Bezug und Liebe zu Deinem Haus. Die Wahrscheinlichkeit, dass Dich einer mal mit einer Streichholzschachtel besuchen kommt ist somit nicht von der Hand zu weisen.

---

Fazit: Die Ketchup-Flasche ist überdimensioniert und gut gefüllt. Bildlich wäre wohl ein voller Stausee das bessere Beispiel als eine Ketchup-Flasche.

Die Zentralbanken haben nicht die geringste Kontrolle darüber, wer wann was mit seinem Geld anstellt. Niemand kann die Eigentümer dieses Überschusskapitals daran hindern, von einem Tag auf den anderen umzuschichten, bestehendes zu verkaufen und etwas anderes zu kaufen und somit Preissturz beim einen und Preis-Hausse beim anderen Gut auszulösen.

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
  • Like
Reaktionen: Meerkat
@Marcus Fabian: Werde auf einzelnen Punkte noch zurückkommen.

Zwischenfrage: Reduzieren die Negativzinsen der SNB die Geldmenge?

 
Reduzieren die Negativzinsen der SNB die Geldmenge?
Nur, was die Staatsschulden betrifft

(ca. 222 Mrd.) von der Gesamtverschuldung der Schweiz (ca. 1500 Mrd.)

Da also auf dem Löwenanteil der Schweizer Schulden weiterhin positiver Zins fällig wird, muss die Geldmenge zwangsläufig weiter wachsen.

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Reduzieren die Negativzinsen der SNB die Geldmenge?
Nur, was die Staatsschulden betrifft
Versteh ich nicht. Eine Geldmenge der Staatsschulden? Unter Geldmenge versteht man m.E. die Menge einer bestimmten Währung, also in diesem Fall CHF.

Bin ich richtig, wenn ich sage, dass Negativzinsen für die SNB eine Einnahme wie jede andere sind, z.B. Zinsen von Schweizer Anleihen? (bleibe in der Währung CHF um das nicht unnötig zu komplizieren).  Dies würde heissen, dass alle Einnahmen dieser Art die CHF-Geldmenge reduzieren.

Es geht mir hier nicht so sehr um die Grössenordnung, sondern um den Mechanismus.

Zum Thema Schulden wiederhole ich mich, dass ein Aufsummierung aller Schulden ohne Verrechnung mit den Vermögen eine unsinnige Statistik ist (siehe Diskussion in Thread Währungsreform ab ).

 
Versteh ich nicht. Eine Geldmenge der Staatsschulden? Unter Geldmenge versteht man m.E. die Menge einer bestimmten Währung, also in diesem Fall CHF.
Es gibt drei Gruppen, die Schulden in Franken haben: Private, Unternehmen und Staat. Zählt man die jeweiligen Schulden zusammen erhält man die gesamte Schuldenmenge und somit die Geldmenge.

Für die Geldvermögen gilt exakt dasselbe, denn wir gesagt entsteht ja jeder Franken aus einem Kredit. Er ist also das Vermögen des einen und die Schuld eines anderen. Wird eine Schuld zurückgezahlt oder wegen Zahlungsunfähigkeit abgeschrieben, verschwindet das Geld wieder.

Bin ich richtig, wenn ich sage, dass Negativzinsen für die SNB eine Einnahme wie jede andere sind, z.B. Zinsen von Schweizer Anleihen?
Negativzinsen sind für die SNB - als Gläubiger des Staates - Verluste und keine Einnahmen. In der Regel verlangt eine Zentralbank aber positive Zinsen und somit sind die Zinsen grundsätzlich die Einnahmen, mit der sich die Zentralbank finanziert.

Zum Thema Schulden wiederhole ich mich, dass ein Aufsummierung aller Schulden ohne Verrechnung mit den Vermögen eine unsinnige Statistik ist (siehe Diskussion in Thread Währungsreform ab ).
Wenn Du die Summe aller Schulden und die Summe aller Geldvermögen miteinander verrechnest, kommst Du unter dem Strich auf exakt Null.

Ich habe jetzt allerdings absichtlich das Wort "Geldvermögen" verwendet. Darunter fällt Bargeld, Girokonten, Festgelder, Aktien, Anleihen etc. also alles was ein "Schuldschein auf Geld" ist.

Daneben gibt es aber auch Vermögenswerte wie vollständig bezahlte, unbelastete Häuser, Autos und Möbel. Weiterhin im Staatsbesitz befindliche Berge, Wälder, Wiesen, Seen, Flüsse, die ebenfalls nicht verpfändet sind und auch ein Vermögen darstellen und ggf. verkauft, vermietet oder verpfändet werden könnten.

Diese Nicht-Geldvermögen sind in der Geldmenge natürlich nicht enthalten.

Diese unbelasteten Vermögenswerte sind der Grund dafür, dass sich die USA im Verhältnis zum GDP einen höheren Verschuldungsgrad als z.B. Griechenland leisten können, denn im Vergleich zum geschätzten Wert, den die USA insgesamt ausmachen (327 Billionen Dollar) ist die Staatsverschuldung von 18 Billionen gering.

Wenn ich also von Geldmenge, Schulden oder Vermögen spreche, dann immer bezogen auf das, was in Zusammenhang mit Geld steht.

Bei der Geldmenge ist das per Definition der Fall.

Bei der Schuldenmenge in einem kreditbasierten Geldsystem ebenfalls. Geldmenge und Schuldenmenge sind immer exakt gleich.

Bei den Vermögen - da hast Du recht - gibt es Geldvermögen, die der Schuldenmenge entsprechen und unbelastete oder nicht-bewertbare Vermögenswerte (die keinen Preis haben, weil sich nicht zum Verkauf stehen), die hinzukommen und die den eigentlichen "Net-Value" eines Landes ausmachen.

 
  • Like
Reaktionen: CrashGuru
ich sehe einfach das Problem mit einer drohenden Deflation nicht. Warum ist es denn so schwierig Inflation zu erzeugen? SNB kann doch Geld drucken und dieses in Umlauf bringen, indem sie es beispielsweise an die Gemeinden verteilt welche damit ihre Infrastrukturen verbessern und Steuern senken. Dass damit der CHF tendenziell geschwächt würde, wäre ja noch ein willkommener Nebeneffekt.


Im Thema "Währungsreform ..."

Gedankenspiel: Die SNB schenkt jedem Einwohner der Schweiz 1000 Franken, indem sie jeder Gemeinde entsprechend der Einwohnerzahl das Geld überweist, verbunden mit der Auflage, den Betrag bei der Steuerrechnung in Abzug zu bringen, resp. bei Steuerschulden anzurechnen (die Ueberlegungen für diesen Weg könnte ich bei Bedarf darlegen).

Was passiert nun? Ich behaupte, dass in der heutigen Situation nur erfreuliches passiert:

- die Leute sind happy und die meisten kaufen sich was. Andere zahlen Kleinkredite ab und wieder andere legen Geld auf das Sparkonto

- die Inflation steigt auf ca. 2 % (was ja gewünscht wird)

- der Wert des CHF sinkt und die Exportindustrie ist auch happy.

win-win für jedermann.


Mir war damals der Begriff "Helikoptergeld kein Begriff :oops:

Heute im Cash
Helikoptergeld für die Schweiz?

Der Gedanke hinter dem Helikoptergeld ist simpel: Die Notenbank soll nicht mehr über Banken Geld in die Wirtschaft pumpen, da das Geld so offenbar nicht wie gewünscht in der Wirtschaft ankommt. Das Geld soll ohne Umwege direkt den Bürgerinnen und Bürgern verteilt werden. Diese geben dann das "geschenkte" Geld aus, treiben damit die Inflation nach oben und bringen die Wirtschaft wieder in Schwung.
Eine alte Idee zwar, deren Umsetzung aber noch keine Notenbank gewagt hat.


Eine weitere Umsetzungsmöglichkeit bringt Lampart ins Spiel: "Die SNB könnte einen Teil der Krankenkassenprämie übernehmen, zum Beispiel 1000 Franken pro Person und Jahr", so der Chefökonom des Gewerkschaftsbundes. Somit stünden den Haushalten mehr Geld für Konsum zur Verfügung.


Irgendwie finde ich keine Antwort auf die Frage, wie das die Inflation beeinflusst und ob man mit den von Lampart und mir ins Spiel gebrachten Fr. 1000 die gewünschte Inflationsrate von 2-3 % erreicht werden könnte.