Der Sündenfall beginnt schon damit, dass es Länder mit Handelsüberschuss und solche mit Handelsdefizit gibt. Und das jeweils über sehr lange Zeiträume. Dass also Länder wie die USA über Jahrzehnte Schulden aufbauen und China oder Deutschland entsprechende Guthaben.
Unter dem Strich sollte jedes Land - und somit die Länder untereinander - eine ausgeglichene Handelsbilanz haben. Das spricht nicht gegen den internationalen Tauschhandel (Du gibst mir Kartoffeln, ich liefere Dir dafür Eisen) aber über einen Zeitraum von vielleicht 7 Jahren sollte die Bilanz in etwa im Lot sein.
Wir sind als Schweizer stolz darauf, dass wir eine Exportnation sind. Aber was bedeutet das? Es bedeutet, dass wir mehr Güter produzieren als wir selbst verbrauchen und nutzen. Netto fliessen somit Güter aus unserem Land. Im Gegenzug bekommen wir Schuldscheine, die wir vielleicht irgend wann einlösen können. Wahrscheinlich aber wohl eher nicht.
Hätten wir eine ausgeglichene Handelsbilanz, würden sich die Effekte eines starken Franken aufheben: Die Vorteile im Import würden die Nachteile im Export und Tourismus exakt kompensieren. Es ginge dann höchstens darum, einen Ausgleich zu schaffen.
Und da sehe ich zwei Möglichkeiten:
a) Die Exportindustrie produziert vermehrt für den Binnenmarkt
b) Es wird von staatlicher Seite ein Mechan geschaffen, der für einen Ausgleich sorgt. Also beispielsweise Zusatzgewinne der Importindustrie abschöpft und der gebeutelten Exportindustrie zu Gute kommen lässt. (Wie genau das ablaufen könnte, weiss ich auch nicht.)
Was den Konsumenten betrifft, so ist der in aller Regel ein "Importeur". Es sei denn er arbeitet im Ausland aber das ist die Ausnahme. Der Konsument profitiert von einer starken Währung. Er kann billiger Öl, oder iPhones kaufen und somit bleibt ihm mehr Geld für den Konsum, was die Wirtschaft als Ganzes wiederum stärkt.
Man kann also festhalten, dass die Wirtschaft von einer starken Währung profitiert. Export/Tourismus ausgenommen aber die machen - mit Verlaub - nur vielleicht 20% der Wirtschaft aus. Auch wenn sie so laut schreien, dass man meinen könnte, ihr Anteil läge bei 90%
Als weiterer Punkt kommt hinzu, dass Länder mit starker Währung interessanter für Investoren, Langfristanleger sind. Ist die starke Währung noch gepaart mit einer stabilen Regierung, Demokratie, sozialem Frieden und qualifizierter Arbeitnehmerschaft, wird so ein Land sehr interessant. Ausländische Firmen schaffen Arbeitsplätze und tragen somit zu einem weiteren Push der Wirtschaft bei.
Es kommt halt nicht von ungefähr, dass es Ländern mit traditionell starker Währung (Schweiz, Deutschland, Schweden, USA, Singapur, Malaysia) wirtschaftlich besser geht als Ländern mit schwacher Währung (Mexico, Argentinien, Simbabwe, Ukraine, ex-Jugoslavien, Türkei).
Deshalb verstehe ich nicht, weshalb es in den letzten Jahren global zur "Mode" geworden ist, seine Währung zu schwächen.