Das Thema "personalisierte resp. dynamisierte Preise", "digitale Regalpreise" ist nun offensichtlich das Hundstage-Thema in der Schweiz
Was Coop testet, macht die Migros schon seit langem
Die Migros verschickt schon seit mehr als zehn Jahren personalisierte Cumulus-Bons, wie Sprecherin Martina Bosshard bestätigt. Auch sie sind dem Kaufverhalten des jeweiligen Kunden angepasst und werten die entsprechenden Daten aus.
Wenn der Computer die Preise macht
Ein interessanter Aspekt
Anders als Menschen können Computer zwar keine illegalen Preisabsprachen in verrauchten Hinterzimmern treffen, aber vorhersagen, wie sich andere Computer verhalten. Und mit dieser Information können sie effektiv miteinander kooperieren, indem sie ihre eigenen gewinnmaximierenden Interessen vorziehen.
Kommen nun Computer vor Gericht?
So kaufen wir in Zukunft ein
«Beispiele wären digitale Regalpreise in den Läden, die sich je nach Nachfrage und Angebot laufend verändern. Oder Mobile-Apps, welche den Kunden direkt im Laden personalisierte Rabatte anbieten.»
Es ist interessant zu beobachten wie nun die Befürworter dieser dynamischen (tönt schon mal gut) Systeme argumentieren: "Kunden werden sich anfreunden, wenn sie einen Nutzen für sich sehen", "Kunden profitieren" etc.
Im
4P Marketing Mix (old school) ist der Preis heute das dominierende Merkmal ("Geiz ist geil") und die Leute sprechen dementsprechend schnell und oft spontan darauf an.
Da unter dem Strich der Zweck der Uebung ist, dass die Firma mehr Gewinn macht, muss logischerweise der Vorteil für den einen Kunden, der Nachteil eines andern sein. Mehr Gewinn heisst logischerweise, dass aus Kundensicht die Summe der Nachteile grösser als die Summe der Vorteile sein muss. Die Marketing-Schnurri werden dem natürlich entgegenhalten, dass mit dieser Methode ein höherer Umsatz generiert wird (auf Kosten der Konkurrenz) und es somit zu einem positiven Ergebnis für die Firma wie auch die Summe der Kunden kommt.
Im Gegensatz zum personalisierten Pricing (Preise aufgrund personenspezifischer Daten) ist das dynamische Pricing etwas anderes, indem die Preise ganz kurzfristig auf Angebot und Nachfrage reagieren. Klassisches Beispiel heute sind die Preise für Flugtickets. Der
9-Uhr-Tagespass ist ein schönes Beispiel für nachfragegesteuertes Pricing. Offizielle Leseart: Wer nicht zu Stosszeiten den ÖV benützt, SPART. Ich sage: Wer zu Stosszeiten fährt, bezahlt MEHR.
Zukunfstperspektiven:
Die heutigen LCD-Preisschilder an den Regalen welche noch per Handgerät, aber immerhin schon drahtlos eingestellt werden, sind in Zukunft ans WLAN angeschlossen. Der Preis wird laufend an die Nachfrage angepasst (Gipfeli am Morgen früh teurer als abends, Schirme und Regenmäntel bei Regen teurer etc.). Beim Einkauf muss der gerade aktuelle Preis natürlich vom Kunden selbst eingelesen (gescanned) werden, damit er nicht an der Kasse anschliessend einen andern Preis verrechnet bekommt. Als Selbst-Scanner bekommt er vielleicht noch einen Extra-Cumulus-Punkt, als Dank für die Mithilfe bei der Personalkostenreduktion.
Das Zückerchen für die armen Rentner: zwischen 9 und 11, sowie 2 und 4 Uhr gibts es noch einen Zusatzrabatt :mrgreen:
Technisch ist das alles möglich und vermutlich werden die Konsumenten glauben, dass sie das System zu ihren Gunsten ausnützen können (bin ja schlauer als der Nachbar, ätsch). Ist ja die gleiche Einstellung vieler Börsianer: die Verluste machen die andern.