Dann wird mir aber Geldgier und hinterhältige, egoistische Behinderung des Arbeitskampfes der Gewerkschaften vorgeworfen. Es darf nicht einfach sein, dass jemand am Sonntag arbeiten will.
Und genau gleich geht es mit den Verkäuferinnen, die am Sonntag arbeiten wollen. Es wird ihnen gesagt, dass sie das eigentlich gar nicht wollen, sondern dazu ausnützerisch gezwungen werden. Es ist kein Schutz des Einzelnen, sondern eine versuchte Bevormundung.
Siehst Du Fritz, genau das ist der Fehler. Unsinnige Übertreibungen, Dinge die so nie gesagt wurden. Auslegung und Umschreibung von Aussagen zur eigenen Zielerreichung. Sorry, das gefällt mir nicht.
Aber wenn Du der Meinung bist, dass Arbeitsverhältnisse so laufen, wie Du in deinem Beispiel darlegst so im Sinne von " ja ich biete etwas an, das der Andere dann annehmen kann und der Arbeitgeber gibt seinen Segen" so scheinst Du in einer anderen Welt zu leben als die, welche ich während meines ganzen Berufslebens erfahren habe. Und wenn Du der Meinung bist, dass Verkäufer(innen) je gefragt würden, ob sie am Sonntag arbeiten wollen oder nicht, so bist Du bewusst blauäugig. Sie werden gefragt, aber wenn sie nicht wollen werden sie wenn nötig ausgetauscht. Resp. eingetauscht gegen "Willigere"....
Und dass Arbeiter sich durch die Zuschläge ködern lassen, habe ich noch und nöcher erfahren. Aber dass sie mit Freuden dafür in der Nacht oder Sonntags gearbeitet haben, das hingegen nie. Dass Schichtarbeiter Probleme haben sich weiter zu bilden (Kurse finden sehr selten alternierend statt) und in Sportklubs eine wichtigere Rolle zu spielen (Sonntag leider arbeiten anstatt Fussball zu spielen, Vorstandsitzung leider verpasst da Nachtschicht), das zählt alles nicht. Es gibt unzählige Beispiele.
Dass es sich bei denen, die sich absprechen können wie Du als Beispiel ansprichst gehören meist nicht zu den Fliessbandarbeitern. Dass der gesuchte IT-Mitarbeiter mitbestimmen kann, wann er wie seine Überzeit kompensieren kann dürfte viel vorkommen, genauso wie der CEO selbst bestimmt ob er First fliegt oder nicht. Dass sich Gewerkschaften nicht für den CEO einsetzen müssen leuchtet Dir hoffentlich ein......und dass der einfache Arbeiter sich keinen Anwalt leisten kann, der sich für seine Rechte einsetzt hoffentlich ebenfalls.
Um es deutlich zu sagen: WENN es so WÄRE, dass der Arbeiter, die Arbeiterin eine WAHL hätte in Sachen Arbeitsbedingungen, DANN wäre ich der Erste, der auf Freigabe der Arbeitsbedingungen an den "freien Markt" wäre.
Aber es ist nicht so. Und wenn alle Öffnungszeiten frei gegeben werde, so werden die Arbeitnehmer die ersten sein, welche die Zeche für steigende Kosten der sinkenden Produktivität zu bezahlen haben. Denn der Kuchen ist schon lange verteilt. Hier in Spanien gibt es ein Gesetz, das touristischen Gebieten weitestgehende Öffnungszeiten erlaubt. Resultat, die kleinen Läden sterben, die Rieseneinkaufszentren breiten sich aus wie Kraken. Den Kunden ist es sche...egal, sie lieben die vielen Parkplätze. Auch dass sie nur noch Industriefood kaufen, dazu weisse Spargeln aus Peru, obwohl Spanien eines der grössten Anbaugiete ist, man aber hier keine einheimischen kaufen kann da alles in den Export geht. Tolle neue Konsumwelt. Da bin ich aber froh, dass ich am Sonntag früh einen Braten kaufen kann, auch wenn das Fleisch aus Polen kommt. So werde ich wenigstens nicht gezwungen, gegen meinen Willen, am Freitag schon daran zu denken. Hier in Spanien sieht man die Auswirkungen "der guten neuen Zeit". Wir haben sie miterlebt.
Wie es scheint, haben nicht alle Spanier so viel Gefallen daran gefunden. Sonst würde der "politische Aufstand" nicht so hohe Wellen werfen. Spanien hat gezeigt, was passiert, wenn die Wirtschaft die Politik fest im Griff hat. Einigen Ländern in Mittel- und Nordeuropa ist das auch passiert, nur haben es die Menschen nicht gemerkt, wie sie so langsam immer mehr ihrer Freiheit verlieren. Ich jedenfalls empfinde Schulden als Freiheitsverlust die ich mir nicht leisten werde, aber scheinbar bin ich der Einzige.
Danke liebe Liberalisten.