Wiso wenn das Wirtschaftswachstum höher ist als die Schuldzinsen?
Einfaches Beispiel: Du bist Bauer und ich finanziere Dir eine Kuh. Als "Zins" will ich von Dir pro Tag 5 Liter Milch. Wenn die Kuh pro Tag mehr als 5 Liter Milch liefert, hast Du kein Problem damit, Deine Zinsen zu bezahlen. Wohl aber, wenn sie mal krank ist und weniger produziert. Und wenn sie stirbt, hast Du definitiv die Arschkarte.Vielleicht finanziere ich Dir dann ja eine zweite Kuh. Aber nun will ich 5 Liter für die zweite, und dank Zinseszinsen vielleicht 6 Liter für die erste Kuh. Jetzt bist Du bei 11 Liter pro Tag. Das wird langsam unangenehm. Vor allem, weil Du ja auf den Verkauf der Milch angewiesen bist, um Deinen Hof zu finanzieren.
Dieses Beispiel umschreibt den Vorgang eines Unternehmens oder einer Privatperson. Wir diskutieren hier aber die Situation des Staates, der Staat produziert ja nichts, sondern "lebt" von den Steuern. Um diese zu erhöhen muss nicht zwingend mehr Produziert werden (=Wirtschaftswachstum). Es können Steuern erhöht, neue Steuern eingeführt, Steuerlöcher geschlossen werden. (jetzt mal ohne die Folgen daraus zu beachten)Auf dein Beispiel bezogen: Die Kuh liefert 10L Milch, davon muss ich 50% als Steuern an den Staat abgeben. Staatseinahmen 5L, der Staat hat auch Ausgaben von 3L, hat somit 2L überschuss. Diese kann er frei verwenden, zur Rückzahlung von Schulden, Investitionen etc. Verdoppelt die Kuh ihre Produktivität, erhält der Staat neu 10l Milch, jetzt hat er 7L überchuss. Das ist die Möglichkeit der Mehreinnahmen durch Wirtschaftswachstum. Er kann aber aber neben der Kuh auch noch den Stall des Bauern besteuern und so mehr einnehmen (immer auf Kosten des Bauern), aber er kann mehr einnehmen. unabhängig davon ob die Kuh mehr Milch gibt (Wirtschaftswachstum) oder nicht. Ich sehe, dass Wirtschaftswachstum und Staatseinnahmen zusammenhängen, aber ich sehe nicht, wiso das Wirtschaftswachstum höher als die Schuldzinsen sein müssen. Hat miteinander nur bedingt zu tun, wir wissen ja nicht wieviel der Staat aus der Produktivität seiner Wirtschaft einimmt. und auch nicht wie hoch seine Schulden sind (nur den Prozentsatz). Somit kennen wir weder die Gesamteinnahmen noch die Gesamtausgaben. Daraus wollen wir eine Rechnung zur Rückzahlung von Schulden machen?
Die USA bezahlten derzeit 21% der Steuereinnahmen an Zinsen. Würden die Zinsen auf 12.5% steigen, würden 100% der Steuereinnahmen für Zinszahlungen drauf gehen. Ich weiss, das ist nur ein theoretisches Beispiel aber irgend wo dazwischen liegt eine Schmerzgrenze, wo der Staat einfach nicht mehr Zinsen zahlen kann. Wo genau? Bei 50%, 40%, 70%? Schliesslich muss der Staat ja nicht nur Zinsen bezahlen sondern auch ein Netz von Infrastruktur, Beamten, Sicherheit etc. unterhalten.
Dieses Beispiel erklärt uns, wann der Staat insolvent wäre. Ich sprach über den Abbau von Schulden, bzw. Verringerung der Defizite. Dazu kann auch der Staat eine Milchbüchlirechnung machen. Er muss mehr einnehmen, als er ausgibt. Ende der Rechnung. Dummes Beispiel: Ein Staat hat 1mio Schulden, hat aber allen Bürgern und Unternehmen die Steuern erlassen. Das Wirtschaftswachstum kann bei 5% p.a liegen, das interessiert kein Schwein, der Staat produziert ja nicht. Er nimmt lediglich die Steuern ein und diese müssen höher sein als die Ausgaben, damit Schulden abgebaut werden können. Meiner Meinung nach ist das Wirtschaftswachstum zur Rückzahlung von Staatsschulden nur ein Teil des Kuchens. Da spielen noch viele andere Faktoren mit.
Nehmen wir als einfaches Beispiel eine isolierte Insel mit 100 Einwohnern, die ausschliesslich Kokosnüsse produzieren. Wenn es auf der Insel 90 Kokosnuss-Produzenten gibt, und 10 Leute, die was anderes machen (Arzt, Chef, Polizist, Hüttenbauer, Holzfäller ...) dann wird die Insel gut leben können. Wenn es nur 50 Produzenten gibt, kriegen die Insulaner evtl. ein Problem. Und wenn sie einen jedes Jahr steigenden Anteil ihrer Ernte als Zins bezahlen müssen, kriegen sie auf alle Fälle ein Problem!
Einverstanden, aber davon sprach ich nicht. Es geht noch immer darum, wie der Staat seine Schulden zurückzahlt, die er angehäut. Durch mehr Einnahmen als Ausgaben, klar auch, dass dies auf Kosten der Bürger und Unternehmen geschieht.