Die deutschen Firmen müssten gemäss Flassbeck die Löhne (=Kosten) erhöhen. Dadurch sinken die Gewinne und die Wettbewerbsfähigkeit (-> Umsatz) nimmt ab. Unterstützen dies die Aktionäre im übergeordneten Interesse?
Nein, es unterstützt nicht die Aktionäre einer Firma. Aber es unterstützt die Mitarbeiter einer Firma. Also jene, die durch ihren Fleiss die Produktivitätssteigerung erst ermöglicht haben.Die grundsätzliche Frage muss man allerdings auf Staats-Ebene angehen und sie lautet:
Wem soll die Produktivitätssteigerung des Landes zum Wohle gereichen? Den Mitarbeitern? Den Unternehmern? Den Aktionären?
Meine Antwort darauf lautet:
Allen!
Das heisst: Jeder soll davon profitieren. Um den Verteilerschlüssel kann man sich streiten. Vielleicht 50% Mitarbeiter, 40% Aktionäre, 10% Management?
Was ich allerdings überhaupt nicht akzeptieren kann ist, dass in den letzten etwa 13 Jahren diese Produktivitätssteigerung zw. Management und Aktionären aufgeteilt wurde, während die Reallöhne der Mitarbeiter sogar
gesenkt wurden!
Ultimo ratio macht das überhaupt keinen Sinn, denn es sind schliesslich die Mitarbeiter, die Menschen, der Mittelstand, das Volk, das die Produkte auch kaufen soll.
Der Erfolg, den Henry Ford mit seinem T-Model hatte lag darin, dass er das Automobil zu einem Massenprodukt gemacht hat, das sich jeder "normale" Bürger leisten konnte. Und er hat das erreicht, indem er seinen Mitarbeitern anständige Löhne bezahlt und sie am Erfolg des Unternehmens beteiligt hat.
Wo wäre Apple heute, wenn sich nur die reichsten 10% ein iPhone leisten könnten?
Oder umgekehrt: Wo würde Apple stehen, wenn jene 2.8 Milliarden Menschen, die täglich weniger als $2 verdienen nun pro Tag $5 oder $10 verdienen würden?
Wirtschaftswachstum entsteht nunmal dann, wenn gute Produkte auch verkauft werden können. Und das impliziert nun mal, dass es auch genügend Menschen gibt, die sich diese Produkte leisten können.
Es macht aus Sicht Deutschlands absolut keinen Sinn, sich auf den Export zu konzentrieren und dabei die eigene Bevölkerung im Regen stehen zu lassen. Schon alleine deshalb, weil ja der Export nur Währung aber kein Geld generiert (siehe hier:
viewtopic.php?p=70326#p70326 ) das heisst, dass es alles andere als sicher ist, dass dieser Export-Erlös irgendwann in Kaufkraft nach Deutschland zurückfliesst.
Schlussendlich wird es damit enden, dass der Handelsüberschuss, den Deutschland z.B. gegenüber Griechenland erwirtschaftet hat, abgeschrieben werden muss.
Weshalb also nicht gleich und direkt den Handelsüberschuss den Deutschen Bürgern zu Gute kommen lassen?
Phantasiebeispiel: Jeder Deutsche, der in Griechenland Urlaub macht, bekommt €100 pro Kopf und Woche als Urlaubsgeld.
Die Deutschen wären glücklich, weil sie kostengünstig Familienurlaub machen könnten, die Griechen hätten mehr Euros als Einnahmen und das Handelsdefizit gg. Deutschland würde sinken oder gar verschwinden.
Mag utopisch klingen. Aber ist das nicht besser als Waren gegen Schuldscheine nach Griechenland zu exportieren und die Schuldscheine nach und nach abzuschreiben?