Lieber CrashGuru
Es geht ja nicht darum grundsätzlich alle tiefen Löhne zu senken, es geht darum, ob das in gewissen speziellen Situationen als Teillösung evaluiert werden darf.
Nehmen wir mal einen Kleinunternehmer, dem das Messer am Hals steht, er hat sein ganzes Vermögen und sein ganzes Leben in seine Firma gesteckt. Jetzt geht es dieser Firma sehr schlecht und er steht vor der Wahl entweder die Firma zu schliessen oder Löhne zu senken. Er hat schlaflose Nächte, weil das Monatsende naht und er die Löhne nicht bezahlen kann. Ist es so abwägig, diese Firma retten zu wollen? Ist es besser, wenn die Arbeiter alle arbeitslos sind und ohne etwas zu tun, 80% ihres letzten Lohnes bekommen, die von der Allgemeinheit getragen werden?
Als Börsianer wissen wir, dass alles was raufgeht auch mal wieder runterkommt. Das ist weit akzeptiert, ausser wenn es um den eigenen Lohn geht, der soll auch dann noch steigen, wenn alle Konsumgüter billiger werden.
In den letzten 30 Jahren hat die Schweizer Bevölkerung von einem unglaublichen Wohlstand profitiert, viele Familien haben zwei Autos, vier Fernseher,sieben Computer, einen ständig gut gefüllten Kühlschrank und gehen zwei Mal pro Jahr in die Ferien. Das war früher nicht so und wird auch nicht immer so sein. Konsum ist aber nicht der einzige Glücklichmacher.
Freuen wir uns doch, dass ausgerechnet wir diese Zeit erleben durften, während andere, die zufällig an einem anderen Ort geboren wurden, verhungern.
Natürlich gibt es auch Familien, denen es schlecht geht, für diese sollten individuelle Modelle erarbeitet werden.
Besonders die Gewerkschaften lassen keine Gelegenheit aus, bei steigenden Preisen und halbwegs gut laufenden Geschäften auf Lohnerhöhungen zu pochen, aber keiner ist bereit, auch mal auf etwas zu verzichten. Wobei ein Verzicht nicht unbedingt auch eine tiefere Lebensqualität sein muss, oft ist es sogar das Gegenteil.
Natürlich soll man nicht die Löhne der untersten Gehaltsklasse reduzieren und dieses Geld dem Management als Boni auszahlen. Wenn schon Kürzungen nötig sind, und ich glaube in den meisten Fällen geht es ohne, dann schon progressiv kürzen.
Heute gibt es im Migros jede Menge Billigprodukte, die zum Teil sogar billiger sind als in Entwicklungsländern, wo die Leute einen Hundertstel von dem verdienen, was wir haben. Mit einem eingeschränkten Konsum, lässt es sich noch recht gut leben, für die Mehrheit mindestens. Extrem teuer sind bei uns Dienstleistungen, unter anderem auch wegen den hohen Löhnen.
Am Ende kommt es auf die Frage: Lohnt sich ein Geschäft für einen Unternehmer oder nicht. Oder möchtest du ein Unternehmen haben, die Angestellten mit hohen Löhnen beglücken und dabei selber nur verlieren? Falls ja, würde ich mich gerne bei deiner Firma bewerben.
k:
Die hohen Löhne sind für die Wirtschaft ein schwerer Stein. Die kann man nur dadurch rechtfertigen, dass man auch besser ist. Daher finde ich es wichtig, in gute Ausbildungsmöglichkeiten zu investieren. Aber während in China die Jugendlichen hohe berufliche Ziele anstreben, ist es den jungen Schweizern heute wichtiger, mit 21 mal eine Weltreise zu unternehmen oder das Arbeitspensum auf 60% zu reduzieren.
Gruss
fritz