Es ist nicht allzu lange her, da erklärte der französische Präsident François Hollande, dass die Eurokrise «hinter uns» liege. Auch die österreichische Finanzministerin Maria Fekter war der festen Meinung, die Euro-Schuldenkrise sei «weitgehend vorbei»: «Im Hinblick auf die Schuldensituation der einzelnen Staaten ist Europa über dem Berg.»
Wenn man solche Statements liest, fragt man sich einmal mehr, in welcher Welt die europäischen Staatschefs und Finanzministerinnen eigentlich leben. Mit der Wirklichkeit haben solche Aussagen jedenfalls nichts zu tun. Sie sind allenfalls Futter für Satiriker. In Frankreich kursieren bereits mehrere Videos, die sich über die Behauptung des Staatspräsidenten lustig machen, zum Beispiel dieses hier.
Denn: Welchen Indikator man auch nimmt, die Botschaft ist stets dieselbe: Es geht immer weiter abwärts. Das Wachstum stottert, die Arbeitslosigkeit wächst, die Staatsschulden steigen, und das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Europäische Union erreicht immer neue Tiefstwerte. Sogar die EU-Kommission, die für ihre allzu optimistischen Wachstumsprognosen bekannt ist, hat ihre Erwartungen kürzlich nach unten korrigiert.
Besonders beunruhigend ist, dass die Krise nun auch Nordeuropa voll erwischt hat. Die Niederlande befinden sich seit längerer Zeit in einer Rezession, Frankreich ist eben in eine Rezession geschlittert, Finnlands Wirtschaftswachstum hat sich bei Null eingependelt, und in Deutschland und Österreich ist die Wachstumsrate unter die Marke von einem Prozent gefallen. Gleichzeitig bleibt der Euro eine starke Währung gegenüber Dollar, Pfund und Yen, was die Nachfrage nach den Exporten der Eurozone dämpft. Wohin man auch schaut, es ist kein Wachstumsimpuls sichtbar.