Ein Gefälle zwischen dem Norden und dem Süden / der Peripherie zeigt sich zudem bei der Langzeitarbeitslosigkeit (Arbeitslosigkeit, die über ein Jahr dauert): Die höchsten Raten (über 7%) wurden 2011 in der Slowakei, Spanien, Griechenland, Irland und im Baltikum verzeichnet, die tiefsten (unter 2%) in Österreich, Luxemburg, den Niederlanden, den nordischen Staaten und – eher überraschend – in Zypern. Ein ähnliches Bild ergibt die Jugendarbeitslosigkeit, die laut Eurostat zuletzt in Griechenland (57,6%, September) und Spanien (56,5%, November) EU-weit am höchsten und in Deutschland, Österreich und den Niederlanden am tiefsten war.Zu dieser Entwicklung beitragen dürfte, dass «skills mismatches», also ein Missverhältnis zwischen Kompetenzen der Menschen und Stellenanforderungen, im südlichen Teil Europas stärker verbreitet sind als im Norden. Der Bericht führt dies auf tiefere öffentliche Investitionen in Bildung und Ausbildung, ein geringeres Angebot an hochqualifizierten Stellen, geringere Ausgaben für Arbeitsmarkt-Programme und rigidere sowie stärker segmentierte Arbeitsmärkte zurück. Mindestlöhne hingegen, wie sie im Juli 2012 20 EU-Staaten auf gesetzlicher Basis kannten, zählt er nicht zwingend zu den Ursachen von Fehlentwicklungen: Zwar könnten sie Geringqualifizierte aus dem Markt drängen, wenn sie zu hoch seien, doch seien die positiven Wirkungen «angemessener» Mindestlöhne, darunter die Stützung der Nachfrage und die Stärkung des sozialen Zusammenhalts, gerade in Krisenzeiten besonders wichtig.Ausgedünnte staatliche KissenJe länger die Krise dauert, desto stärker wirkt sie sich auf die soziale Lage aus. Spielten zu Beginn Sozialtransfer und zum Teil Steuererleichterungen eine wichtige Rolle zur Stützung der Haushalteinkommen, hat dieser Effekt nachzulassen begonnen. Zum einen verlieren die «automatischen Stabilisatoren» an Kraft (weil zum Beispiel Ansprüche auf Arbeitslosengelder auslaufen), zum anderen haben viele Staaten zur Konsolidierung ihrer Haushalte Sozialhilfen gekürzt und Steuern erhöht.Auch diese Entwicklung trifft schwächere Staaten besonders stark. So sanken laut dem Kommissionsbericht von 2009 bis 2011 die verfügbaren realen Bruttoeinkommen der Haushalte am stärksten in Griechenland (–17%), Spanien (–8%) und Zypern (–7%), während sie in den nordischen Staaten, Deutschland, Polen und Frankreich stiegen.