21-05-2014 14:07 FOKUS/CS-Aktien heben trotz Einigung im US-Steuerstreit nicht ab Zürich (awp) - Die Aktien der Grossbank Credit Suisse dümpeln am zweiten Tag nach der Einigung im US-Steuerstreit vor sich hin. Auch am Vortag war der grosse Befreiungsschlag trotz Erleichterung bei Investoren über das Ende des Streites ausgeblieben. Nur zum Handelsbeginn hatten die Papiere deutlich zugelegt, die Gewinne aber wieder zu einem grossen Teil abgegeben. Marktbeobachter glauben zwar, dass für die Bank kein bleibender Schaden entstanden ist, bleiben aber trotzdem vorsichtig.Ein grosser Unsicherheitsfaktor bleibt, ob sich wichtige Kunden nach dem Schuldeingeständnis von der Schweizer Grossbank abwenden werden. Zwar hat das Management betont, dass das operative Geschäft in den letzten Wochen trotz der medialen Aufmerksamkeit, die der Fall verursacht hatte, nicht beeinträchtigt worden sei. Und auch VR-Präsident Urs Rohner sagte in einem Interview in der NZZ am Mittwoch: "Wir mussten bislang kaum Abflüsse von Kundengeldern verzeichnen, und wir haben gerade heute auch neue bedeutende Kunden gewonnen." Man sei mit den Kunden in engem Kontakt, dabei habe man "überwiegend Zuspruch erfahren". Die Aktienkursentwicklung zeigt aber, dass nicht alle Investoren den Beteuerungen trauen.Nachdem die Aktie am Dienstag anfänglich mit fast 3% deutlich im Plus lag, blieb am Handelsschluss noch ein Plus von 1% übrig. Und am Berichtstag büssen die Papiere bereits wieder etwas an Terrain ein. Am Mittwoch gegen 13.30 Uhr notieren die CS-Titel 0,4% im Minus bei 26,22 CHF - in einem insgesamt schwächeren Markt (gemessen am SMI: -0,12%).Seit Anfang Mai, als erste Gerüchte über eine Milliardenbusse kursierten und die Drohkulisse gegen die CS immer grösser wurde, büssten die Titel fast 8% ein. Sie fielen dann am vergangenen Montag auf das aktuelle Jahrestief von 25,60 CHF. Derzeit notiert die Aktie rund ein halbes Prozent höher im Vergleich zum Schlusskurs von Montag, als die Einigung nach Börsenschluss bekannt wurde, was aber nur einem leichten Plus zum Gesamtmarkt entspricht.Laut den Analysten der UBS müsste der Druck auf die Aktie eigentlich abnehmen. Die seit Anfang Mai um rund 2,7 Mrd CHF zurückgegangene Marktkapitalisierung übersteige die zusätzliche Zahlung von 1,6 Mrd CHF, schreiben sie in einem Kommentar. Sie glauben auch, dass die Auswirkungen der Milliardenbusse finanziell verkraftbar seien.Dass die Aktie dennoch nicht Kurs nach oben nimmt, zeigt das Ausmass der zurückbleibenden Unsicherheit auf. Das Schuldbekenntnis könnte die Überprüfung einer Reihe von Lizenzen auslösen, und einige Kunden oder Partner könnten sich entscheiden, nicht mehr mit der CS Geschäfte zu machen, konstatiert denn auch die UBS weiter.Die jüngste Aktienkursentwicklung dürfte auch mit den Dividendenerwartungen zusammenhängen. Wegen des erwartbaren Rückgangs des Reingewinns für das laufende Jahr aufgrund der Busse und einer tieferen Kapitalquote senken die Analysten nämlich ihre Schätzung für die Dividende 2014 auf 0,70 CHF von zuvor 1,00 CHF je Aktie. Sollte sich diese Prognose erfüllen, erhalten die Investoren eine Dividende auf dem Niveau des Vorjahres. Dabei hatte Credit Suisse für die Zukunft substantiell höhere Ausschüttungen versprochen.Die Ratingagenturen Standard & Poor's (S&P), Fitch Ratings und Moody's haben derweil zwar allesamt ihr Rating für die Credit Suisse bestätigt. Moody's senkte jedoch den Ausblick für die Kreditwürdigkeit: Unsicherheiten durch die Höhe der Busse sowie andererseits Risiken durch eine mögliche Abwanderung von Kunden und damit verbundene Umsatzverluste blieben bestehen. Zusätzlich könnte der Verlust von institutionellen Kunden den Zugang zum Kapitalmarkt erschweren, so die Ratingagentur.Sollte es die Bank - anders als angekündigt - nicht schaffen, durch den Verkauf von Vermögenswerten und einer Reduzierung der risikogewichteten Aktiven (RWA) bis Jahresende die Kapitalisierung zu verbessern, werde eine Herabstufung in Betracht gezogen, schreibt auch Fitch in ihrem Kommentar. Es sei jedoch positiv, dass der Konzern bei der Kapitalaufstockung nicht darauf spekuliere, diese aus dem operativen Geschäft zu generieren.Die Einigung ziehe zwar einen vorübergehenden Dämpfer für die Erreichung der Kapitalziele nach sich, so Fitch zusammenfassend. Die Ratingagentur erwartet aber keine Einschränkung der Lizenzen in den USA oder Grossbritannien. Sie geht auch nicht von negativen Folgen für das operative Geschäft aus, weil die US-Behörden es vermeiden dürften, der Industrie einschliesslich grosser US-Banken zu schaden.Die Möglichkeit einer solch hohen Busse sei bereits in den eigenen Berechnungen berücksichtigt worden, kommentierte S&P die Bestätigung des Ratings. S&P geht wiederum nicht davon aus, dass das Schuldeingeständnis negativen Folgen auf das Geschäfts- und Risikoprofil der Bank habe.Zeitgleich büssten die Titel des Branchennachbars Julius Bär seit der Beilegung des Steuerstreits bei der Credit Suisse deutlich ein. Die Aktie notiert derzeit gut 2,5% schwächer als zum Schlusskurs am Montag. Befürchtungen über eine weit höhere Busse als bisher erwartet, in Anlehnung an die Strafzahlung der UBS 2009, lasten auch am Mittwoch auf den Bär-Valoren (-1,2%). UBS notieren am Mittwoch kaum verändert.